Wie mich Dexter bis ins Mark erschütterte

25.07.2012 - 08:50 UhrVor 13 Jahren aktualisiert
Trinity hinterlässt Dexter ein blutiges Vermächtnis
Showtime/moviepilot
Trinity hinterlässt Dexter ein blutiges Vermächtnis
22
15
In unserer Aktion Lieblingsserie widmen wir uns unseren liebsten TV-Shows. Ich zeige euch heute allerdings, dass sie nicht immer nur positive Gefühle hervorrufen: Mein schlimmstes Schockerlebnis bescherte mir das Finale der 4. Staffel von Dexter.

Ich erinnere mich noch genau, wie ich vor fast zwei Jahren vor dem Bildschirm saß und kaum erwarten konnte, wie die 4. Staffel von Dexter, der für mich bis dato packendsten Serie, zu Ende geht. Wie würde sich Dexter Morgan (Michael C. Hall) wohl dieses Mal gegen seine Widersacher durchsetzen, den Killer zur Strecke bringen und sein geheimes Doppelleben wahren? Für mich stand außer Frage, dass sich die Schlinge endgültig zuziehen und dem Trinity-Killer Arthur Mitchell (John Lithgow) um den Hals gelegt werden würde. Aber wie sollte mein Lieblingsforensiker das bewerkstelligen?

Nachdem mir bereits die ganze 4. Staffel regelmäßig kalte Schauer über den Rücken laufen ließ, sollte mich auch das große Finale The Getaway nicht enttäuschen (an alle, die sich noch nicht bis zu dieser Folge durchgearbeitet haben: Ab hier herrscht akuter SPOILER-Alarm!). Der janusköpfige Arthur, der nach außen hin der perfekte Familienmensch gibt, und der seit seiner Kindheit von einem dunklen Begleiter verfolgte Dexter liefern sich wie gewohnt ein geniales Katz- und Mausspiel. Nach einigem Hin und Her und dem ein oder anderen Fehltritt von Dexter gelingt es ihm aber schließlich, Trinity auf seinen Tisch zu bekommen und dessen über drei Jahrzehnte andauernde Mordserie endgültig ein Ende zu bereiten. Ein letztes Mal stellt er Arthur zur Rede und muss mitanhören, dass Gott ihn angeblich zu Trinity geführt habe und ihre Begegnung schicksalshaft gewesen sei. Doch Dexter will nicht wahrhaben, dass er seinem Gegenspieler ähnlicher sein soll, als dieser glaubt: I can’t believe there was a time I actually thought I could learn something from you. Dexter wollte seinen inneren Dämon bezwingen und irgendwann in der Lage sein, ein halbwegs normales Familienleben zu führen – doch Trinity will jede Hoffnung in ihm zerstören: You can’t control the demon inside of you any more than I could control mine. […] You dream of a heaven you’ll never see. Dexter müsse sein Schicksal endlich akzeptieren, so wie er selbst es jetzt auch getan habe. I accept nothing, nothing is inevitable höre ich Dexter sagen und innerlich pflichte ich ihm zu.

Über alle Staffeln hinweg habe ich eine solche Sympathie für diesen unter strengem Kodex mordenden Serienkiller entwickelt, dass es fast unheimlich ist. Doch dann meldet sich Trinity noch ein letztes Mal zu Wort:It’s already over. It’s already over. Was haben diese mahnenden Worte bloß zu bedeuten? Mich kümmert es nicht mehr, denn Dexter vollzieht den Todesstoß und befördert Arthur Mitchell ins Jenseits. Wie gewohnt entsorgt er seine Einzelteile im Meer und mit einem typischen Monolog scheint die Episode auszuklingen, ich wähne mich bereits in Sicherheit und sitze zufrieden vor meinem Bildschirm. Doch was ist das? Dexter kehrt zurück nach Hause, will die letzten Sachen holen, bevor er seiner Frau Rita (Julie Benz) und Sohn Harrison in den Urlaub folgt. Er ruft auf ihrem Handy an, weil sie ihn zuvor nicht erreicht hatte – und plötzlich klingelt es in greifbarer Nähe… Kindergeschrei ist aus dem Bad zu hören und spätestens jetzt ist es aus mit meiner Sicherheit: Ich ahne bereits das Schlimmste. Als Dexter dann die Badezimmertür öffnet und wir Harrison in einer Blutlache sitzen sehen, durchfährt mich dennoch ein stechender Schmerz, als würden mich tausend Nadeln durchbohren. Die leblos in der mit Blut gefüllten Wanne liegende Rita bestätigt meine Befürchtungen – Trinity hat ein letztes grausiges Opfer gefordert. Seine Worte hallen plötzlich durch meinen Kopf, it’s already over, it’s already over…. Im Nachhinein ergibt alles Sinn. Aber der Gedanke daran, dass nicht nur eine Unschuldige den Preis für Dexters Doppelleben zahlen musste, sondern vor allem die Tatsache, dass Dexter ein besseres Leben tatsächlich versagt bleibt, lässt mir die Tränen über die Wange laufen. Wie Dexter zum Schluss sagt:

Born in blood, both of us. Harry was right. I thought I could change what I am, keep my family safe. But it doesn’t matter what I do, what I choose. I’m what’s wrong. This is fate.

Nachdem es beinahe wirklich so aussah, als könnte Dexter seinem Dämon entfliehen, wurde mit einem mal alle Hoffnung zerstört – und mit was für einer Wucht! Traurig, wütend und frustriert wie ich damals war, schien Dexter für mich danach erstmal keinen wirklichen Sinn mehr zu ergeben. Doch mit etwas Abstand konnte ich verstehen, wieso die Staffel auf diese Weise endete: Meine Sympathie für einen Serienkiller sollte bestraft werden. Und die Serie musste endlich einen Weg finden, sich in eine andere Richtung weiterentwickeln zu können. Mittlerweile ist mein Interesse deshalb wieder geweckt und so langsam warte ich eigentlich nur noch darauf, zu sehen, wann Dexter endlich geschnappt wird. Ist es nicht das, was alle Gegner der Serie von Anfang an predigten? Ich weiß nur, dass ich mir eigentlich ein anderes Ende gewünscht hätte – ich ungezogenes Mädchen.

Macht mit und gewinnt bei der Aktion Lieblingsserie:
Gewinne der Aktion Lieblingsserie

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News