Das, was Woody so besonders macht ist, dass er dich nie, aber auch nie hängen lässt. Vollkommen egal, was auch passiert. Mit diesen Worten verabschiedet sich Andy von seinem einstigen Helden, seinem Gefährten auf dem Weg heraus aus der Kindheit, vom Sheriff. Der Abspann läuft. Meine Tränen auch. Ich bin traurig. Ich bin froh. Ich bin zufrieden. Toy Story ist zu Ende. Ein für allemal. Die Geschichte wurde erzählt, das letzte Kapitel geschlossen.
Im Jahr 1996, im Alter von sieben Jahren sah ich, von meinen Eltern begleitet den ersten Teil dieser unfassbar tollen Trilogie. Mit weitaufgerissenen Augen erzählte ich noch Tage nach der Vorstellung allen von dem, was ich gesehen habe: Von Cowboys, kleinen grünen Soldaten, Dinosauriern, Space-Rangern, von Mister Kartoffel, davon wie mutig man sein kann, wenn man es sich nur traut, wie groß man sein kann, wenn man über den Rand des einem Bekannten hinausgeht. Und abends, da erwischte ich mich dabei meine Spielzeuge zu beobachten, zu warten, zu lauern, bis sich eines bewegt. Doch sie taten es nur in meiner Fantasie.
Drei Jahre später, drei Jahre älter. Wir schreiben das Jahr 1999. Endlich! Sie waren wieder da. Buzz, Woody, Rex. Neue Figuren gesellten sich hinzu, mehr Schauplätze, mehr Action, mehr Effektreichtum. Aber Pixar wäre nicht Pixar, wenn es keine genau so tolle Geschichte geben würde, welche erzählt wurde. Fasziniert verließ ich auch damals das Lichtspielhaus meiner Stadt, doch dass ich jemals zurückkehren sollte, wusste ich zu diesem Zeitpunkt nicht. Noch nicht. 15 Jahre nach dem ersten Teil war es also soweit. Ich, mittlerweile 21 Jahre, traute mich fast gar nicht ins Kino. Es sollte nicht aufhören.
Andy verlässt sein zu Hause, er geht zum College, geht den nächsten Schritt, lässt seine Kindheit hinter sich. Seine alten Spielzeuge sollen auf den Speicher im Dachgeschoss des Hauses, doch wie das Schicksal so will, landen sie nicht dort, sondern in der süßklingenden Kindertagesstätte „Sunnyside“, welche sich später als Horrorszenario entpuppt, und die Freundschaft aller auf die Probe stellt. Mit im Kino waren lauter, ich nenne sie mal „Erwachsene“, kaum Kinder. Es waren alles Menschen, welche, wie ich, damals den ersten Teil im Kino sahen, und jetzt hier sind, um das Finale zu erleben. Gemeinsam.
Toy Story 3 ist ein fantastischer, zeitgenössischer, trotzdem seinem Stil treubleibender Film mit einem wundervollen Ende, einem Ende, dass mich zum Weinen brachte, ehrliche Tränen bestehend aus Trauer und Freude tropften auf mein Hemd. Ich versuchte leise zu sein, niemand sollte einen 21-Jährigen weinen hören. Aber ich bin nicht allein gewesen, hinter mir hörte ich, wie nach einem Taschentuch gefragt wurde, vor mir, schräg rechts, da lehnte sich eine junge Frau an ihren Freund, beide in Tränen versunken.
Sie haben es verstanden.
Die Kindheit ist nun vorbei, Woody und Co nur noch Erinnerungen in meinem Herzen, Helden, die uns zeigten, wie wichtig es ist, einander treu zu bleiben, einander nie im Stich zu lassen, immer zu kämpfen für die, die man so sehr liebt. Das ist die Botschaft von Toy Story. Kämpfe, für was es sich zu kämpfen lohnt, auch, wenn du selbst Opfer erbringen musst. Keine Filme haben mich so sehr geprägt. Sie haben mich begleitet. Sie waren da für mich. Und manchmal, wenn niemand zu sieht, dann nehme ich mir alte Spielzeuge, schließe die Tür, setze mich auf den Boden, und bin wieder sieben – so lang wie ich will.
Anmerkung:
An meinem Geburtstag bekam ich von meinen Geschwistern den Original Woody aus dem Film geschenkt. Wie ich reagierte, könnt ihr euch vorstellen.
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