Wir schauen Homeland - Staffel 1, Episode 4

18.02.2013 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Brody, der Deer Hunter
FX/Showtime
Brody, der Deer Hunter
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6
Was sich zunächst anfühlt wie eine weitere Übergangsepisode, reißt uns im letzten Moment den Teppich unter unseren Füßen weg. In Episode 4 von Homeland werden die Karten neu gemischt.

Episode 4 von Homeland wirkt teilweise wie ein Spiegel von Die Halskette. Brodys Arc konzentriert sich auf sein Familienleben (das wieder bergab geht). Carrie kassiert eine weitere Niederlage. Doch an den Rändern kriechen massive Veränderungen in die Story der in Deutschland etwas unpassend betitelten Folge Allein im Regen (Semper I). Am Ende passiert das, worauf jeder Zuschauer nach Lesen der Prämisse wartet und trotzdem verfehlt das erste private Treffen von Brody (Damian Lewis) und Carrie (Claire Danes) seine Wirkung nicht. Semper I ist keine der herausragenden Homeland-Folgen, aber vielleicht eine der wichtigsten.

Was passiert: Brodys öffentliche Auftritte sind Propaganda-Gold. Das merkt auch die Beraterin des Vizepräsidentin, Elizabeth Gaines (Linda Purl), die in dem Heimkehrer eine Chance wittert. Nur welche, wissen wir noch nicht. Brody selbst dreht langsam am Rad, zumindest verstört er seine Familie bei einer Party, wie es nur ein traumatisierter Soldat mir einer Waffe kann. Carries Überwachung des Brody-Haushalts läuft aus, also verlegt sie sich auf das traditionelle Stalken via Auto. Estes (David Harewood) wittert in Brody die Chance auf eine Beförderung zum CIA-Direktor und setzt den unscheinbaren Danny (Hrach Titizian) auf Carrie an. Das nette Ehepaar mit dem Haus nahe des Flughafesn entgeht gerade so der Observierung durch die CIA und das dank mysteriöser Telefonanrufe mit Insider-Infos aus der Behörde.

Die Agency: Eigentlich könnte Carrie zufrieden sein. Okay, ihre Informantin wurde in der letzten Episode erschossen, aber abgesehen davon hat die Agency eine veritable Spur zu Abu Nazir und eine ganze Reihe Verdächtiger, die sie dank des Besuchs eines Waschsalons zum Terrorist führen könnte. Doch Carrie ist niedergeschlagen, weil sie etwas ganz anderes verloren hat. Saul (Mandy Patinkin) will den Beschluss für die Überwachung der Brodys nicht verlängern. So kehrt Carrie nach der Arbeit zurück in ihre leere Wohnung und sehnt sich nach der bläulichen Wärme der Überwachungsbildschirme.

Was ich wirklich an Homeland mag und was die Serie von anderen Thrillern unterscheidet, ist das Carrie-Drama. Damit meine ich die Art und Weise, wie die Serie die Überwachungsobssession der Post 9/11-Jahre in Carries Charakter integriert. Auf einer abstrakteren Ebene handelt Homeland in seiner ersten Staffel von einen Staat, der im Wahn der Überwachung an seinen eigenen Grundfesten sägt, weil die Furcht das einzige ist, das ihn noch beisammen hält. Für Carrie wiederum bilden die Kameras im Brody-Haushalt eine Zuflucht, die einzige Möglichkeit einer aus ihrer Sicht nicht korrumpierten Nähe, die paradoxerweise erst durch die Distanz funktioniert. All ihre anderen intensiveren Beziehungen sind durch Manipulationsversuche und Vorteilnahme gestört, ganz besonders jene mit Saul, Estes und ihrer Schwester. In den letzten Minuten, wenn der Regen über Brody und Carrie hereinbricht und dieses wunderbare Lächeln über das Gesicht von Claire Danes huscht, ist die schützende Beobachterposition auch hier aufgegeben.

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