Knappe Dialoge, trockener Humor und große Zuneigung zu seinen Charakteren – das sind die Qualitäten des Filmemachers Wolfgang Kohlhaase, der seit mehr als 50 Jahren deutsche Filmgeschichte schreibt. Als einem der wenigen DEFA-Filmemacher ist es ihm gelungen, in Ost wie West zu arbeiten. und verbindet dabei mühelos als einer der wenigen deutschen Filmschaffenden Ost und West. Selten ist es einem Drehbuchautor gelungen, derart prägend aufzutreten.
Wolfgang Kohlhaase wurde 1931 in Berlin geboren. In den Nachkriegswirren arbeitete er schon mit sechzehn Jahren als Reporter für verschiedene Zeitungen, wollte aber eigentlich Prosa verfassen. Als man Mitte der fünfziger Jahre in der DEFA begann, junge Alltagsgeschichten zu drehen, war er zur Stelle – und schuf mit kongenialen Regie-Partnern wie Gerhard Klein, Konrad Wolf und Frank Beyer in den folgenden Jahrzehnten einige Klassiker des DDR-Films: Berlin – Ecke Schönhauser, Ich war neunzehn, Solo Sunny, Der Aufenthalt, und viele andere. Nach der Wende bleibt er im Filmgeschäft, unter anderem zeichnet er mit Volker Schlöndorff in Die Stille nach dem Schuß das heikle Kapitel des Exils von RAF-Mitgliedern in der DDR auf sensible Weise nach. Danach arbeitet er zwei Mal mit dem Regisseur Andreas Dresen zusammen, bei Sommer vorm Balkon und bei Whisky mit Wodka.
Andreas Dresen brachte Wolfgang Kohlhaases Stil und Qualität in einem Beitrag für die Zeit so auf den Punkt: “Die Kunst von Wolfgang ist Poesie in Kurzform. Pathos oder Sentimentalität sind ihm fremd. Er beschreibt komplizierte Dinge mit einfachen Worten. Seine Texte sind klar und direkt. In ihrer Lakonie treffen sie trotzdem mitten ins Herz. Das hat damit zu tun, dass er die Menschen und seine Figuren mit den Augen der Liebe betrachtet. Wolfgangs Humor ist direkt, aber nie verächtlich – lustig, aber nie lächerlich. Die Menschen versuchen, ihrem kleinen Leben die größtmögliche Würde abzugewinnen.”
Iris Berben, Präsidentin der Deutschen Filmakademie und Vorsitzende der Ehrenpreis-Jury, sagte in der heutigen Pressemitteilung über den Ehrenpreisträger des Deutschen Filmpreises 2011: “Wir zeichnen einen Mann aus, der auf beiden deutschen Seiten Filmgeschichte und -geschichten geschrieben hat. Kluge, lakonische, lebensnahe, komische und manchmal bittere Beschreibungen des Alltags. Es scheint, dass Regisseure und Schauspieler dabei immer seine Komplizen sind. Und so kann man nur gewinnen.”
Der Ehrenpreis ist die einzige Kategorie beim Deutschen Filmpreis, über die nicht alle Mitglieder der Deutschen Filmakademie in geheimer Wahl abstimmen. Die Wahl des Ehrenpreises erfolgt durch eine zehnköpfige Auswahlkommission, die der Vorstand aus den Mitgliedern, den Fördermitgliedern und dem Freundeskreis der Deutschen Filmakademie bestimmt. Der Deutsche Filmpreis wird am 8. April 2011 in Berlin vergeben.
Quelle: Deutsche Filmakademie