Zu Besuch bei Disney: Ich habe hinter die Kulissen geschaut und Erstaunliches über die Heimat der berühmtesten Animationsfilme erfahren

23.11.2024 - 10:35 UhrVor 8 Tagen aktualisiert
Besuch der Disney Animation Studios (anlässlich Vaiana 2)
Disney / Esther Stroh
Besuch der Disney Animation Studios (anlässlich Vaiana 2)
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Wer mit Disney-Filmen aufgewachsen ist und sich im Alter seine Animationsfilm-Liebe bewahrt hat, wird verstehen, wie aufregend ein Abstecher in das Mäuse-Zuhause sein kann.

Wie viele Kindheiten wurde auch meine stark von Disney-Filmen geprägt. Der König der Löwen schwang sich jahrelang zu meinem Lieblingsfilm auf und machte ein völlig zerknuddeltes Simba-Kuscheltier zu meinem ständigen Begleiter. Selbst als ich älter wurde, sah ich weiterhin mit Hingabe jeden neuen Disney-Animationsfilm, der ins Kino oder in den Stream kam. Insofern konnte ich unmöglich 'Nein' sagen, als Moviepilot das Angebot erhielt, vor dem Start von Vaiana 2 in Kalifornien hinter die Kulissen des berühmten Animationsstudios zu schauen.

Willkommen zurück in der Kindheit: Wenn das Disney-Herz in Burbank höher schlägt

Ende Oktober reiste ich also nach Burbank , im Norden von Los Angeles. Dort sind die Disney Animation Studios ansässig und dort sollten ich und eine handvoll anderer Gäste (u.a. aus England, Spanien, der Türkei und Kasachstan) eine Führung durch das kreative Herz der Animationsfilmschmiede bekommen. Und nicht nur das: Auch mit einigen Schöpfer:innen zu sprechen und selbst Hand anzulegen, stand auf dem Programm.

VIP-mäßig von einer schwarzen Bus-Limousine am Hotel abgeholt, fuhren wir schon kurz nach 8 Uhr morgens durch das von Mickey-Maus-Ohren gespickte Tor und fanden uns vor dem Hauptgebäude wieder. Dieses 1994 fertiggestellte Roy E. Disney Animation Building beeindruckte mit seinen schrägen Formen und Winkeln, sowie dem unübersehbaren blauen Zauberhut, der sich wie eine umgestülpte Zuckertüte viele Meter über dem Eingang erhob. Er erinnert natürlich an Mickeys Auftritt als Zauberlehrling in Fantasia.

Das Disney-Zuhause ist wie ein Entdecker-Spielplatz für Erwachsene

Drinnen setzte sich der Eindruck von Licht und Kreativität fort. Die Räumlichkeiten sind Disney-Fans natürlich seit der Veröffentlichung des Kurzfilms Once Upon a Studio letztes Jahr vertraut, in dem zum 100. Geburtstag das gezeichnete und animierte Personal das Gebäude nach Feierabend übernahm. Doch die Flure, Treppen und Hallen selbst zu betreten, ist nochmal etwas ganz anderes.

Schaut hier den Kurzfilm, der in Disneys Animationsfilm-Hauptquartier entstand

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Ob Disney-Zeichentrick, die Disney-Computeranimationsfilme oder die seit einiger Zeit ebenfalls zu Disney gehörenden Pixar-Produktionen: Ich habe sie alle gesehen. Dadurch mutierte das Studio für mich zu einem Abenteuer-Museum, in dem mein Herz als Entdeckerin höher schlug.

Vor allem die versteckten Kleinigkeiten zauberten immer wieder ein Lächeln auf mein Gesicht. Toilettentüren mit den Silhouetten männlicher und weiblicher Disney-Figuren. Eine Poster-Wand aller animierten Disney-Kinofilme. Eine unvermittelt hinter der nächsten Ecke auftauchende, überlebensgroße Olaf-Statue aus Die Eiskönigin, wenn man mal eine Umarmung brauchte. Gänge voller gerahmter Disney-Kunst, die alles von frühen Charakter-Skizzen von Die Schöne und das Biest bis zu großformatigen Gemälden mit einem Kampf von Simba gegen Scar zeigten. Hier hätte ich ewig verweilen und staunen können, während ich eine Brezel in Mickey-Maus-Form mampfte.

Doch weit davon entfernt, nur der höfliche Zaungast eines Büros oder Ausstellungsraums zu bleiben, lud mein Disney-Trip bald auch aktiv dazu ein, ein Gespür für die Arbeit hinter der Animation zu bekommen.

Wie meine Stimme in einen Disney-Film kam

Vaiana 2 war der Anlass meines Disney-Besuchs und so sahen wir Studio-Gäste im hauseigenen Kino die ersten 30 Minuten des neusten Animationsfilms. Verraten darf ich dazu vor Kinostart noch nichts Genaueres, das Gezeigte diente anschließend aber als Grundlage weiterer Aktivitäten: Nach einer Fragerunde mit den drei anwesenden Regisseur:innen der Vaiana-Fortsetzung, David G. Derrick Jr., Dana Ledoux Miller und Jason Hand, stellte Hauptanimatorin Amy Smeed uns die neu entwickelten Sequel-Charaktere näher vor und beantwortete Fragen zum Animations-Prozess. (Nur so viel: Vaianas zuckersüße kleine Schwester, die schon der Trailer kurz zeigte, hat das Zeug zum Fan-Liebling.)

Zum Highlight schwang sich außerdem das Treffen mit Geräuschemacherin Ronni Brown von Skywalker Sound auf. Sie führte uns vor, wie sie als sogenannter "Foley Artist" den platschenden Sound einer neu eingeführten Spezies in Vaiana 2 ersonnen hatte. Hier schoss meine Hand als Erstes nach oben, als es darum ging, sich buchstäblich selbst die Finger schmutzig zu machen: Mit Haargel, Lederlappen und Babyflaschen-Trinknippeln erzeugte ich einen urkomisch schmatzenden Ton. (Mehr dazu, wenn das Vaiana 2-Embargo gefallen ist.)

Ein paar polynesische Tänzer:innen begleiteten unsere Mittagspause in der großen Cafeteria des Studios. Anschließend gab es Zeichenunterricht vom blutjungen Animator Tyler, der uns mit spezifischen Formen und Hilfslinien einen Mini-Maui erschaffen lehrte (also das lebende Tattoo-Gewissen auf Mauis Körper). Das Ergebnis war am Ende sogar recht vorzeigbar:

Nach meinem Interview mit dem Regie-Trio ging es an Tischtennis-Platten vorbei in den Disney-Keller. Hier durfte ich unter der Anleitung von Tonmeister Jeremy in einer ADR-Session ("Automated dialogue replacement" aka zusätzliche Dialog-Nachsynchronisation) Vaiana meine Stimme leihen. Das landet natürlich nicht im fertigen Film, war aber trotzdem ein eindrückliches Erlebnis.

Allein stand ich vor einem Mikro. Schielend versuchte ich, das Pult mit dem gelb markiertem Drehbuch-Text und den Bildschirm mit der parallel ablaufenden Filmszene gleichzeitig im Blick zu behalten. Piepsende Signaltöne zählten herunter und trieben das Stresslevel in die Höhe. Denn nicht nur der Einsatz, sondern auch die Sprechgeschwindigkeit und Ausdrucksweise mussten zum Clip passen. Am meisten Spaß bereiteten mir Vaianas sogenannten "Effort Sounds" (Anstrengungs-Geräusche). Dafür warf ich mich ächzend und Luft ausstoßend an einem Stahlbügel in der Synchronkabine hin- und her, damit die Heldin glaubhaft stöhnend und 'Uff'-end übers Schiffsdeck sprang. Am Ende hatte sich mein Respekt vor der Arbeit von Synchronsprecher:innen mindestens verdoppelt.

Disney-Abschied mit Oscars und riesigen Zwergen

Abgerundet wurde der Disney-Besuch schließlich von einem Gang übers restliche Studio-Gelände. Im alten Animationsgebäude bestaunte ich frühe Storyboards – also eine Art gezeichnete Version des Drehbuchs, die Disney als erstes eingeführt haben soll, um Zeit und Aufwand zu sparen.

Über dem Platz, wo Disney-Mitarbeitende mit Plaketten geehrt wurden (der Preis "Disney Legends" fungiert als interne Hall of Fame), thronte das Bürogebäude der Corporate Offices – dessen Fassade gigantische Nachbildungen der sieben Zwergen schmücken. Diese aus Disneys erstem abendfüllenden Animationsfilm Schneewittchen und die sieben Zwerge bekannte Gruppe besteht bekanntermaßen aus harten Arbeitern. Architektonischen Humor hat Disney definitiv.

Einen großen Film-Geek-Moment erlebte ich zuletzt im Disney-Archiv des Frank G. Wells-Gebäudes, wo alle, die wollten, einmal einen echten Oscar halten durften – einen der laut D23  aktuell 150 Academy Awards, den die Disney-Studios in ihrem 101-jährigen Bestehen gewonnen hatten. Und ja, verflixt, ich wollte! Ich kann euch sagen: Er ist genauso schwer, wie die Preisträger:innen immer erstaunt auf der Bühne feststellen. Stellt euch einfach vor, ihr würdet versuchen, eine Wassermelone mit einer Hand zu halten.

Viel zu schnell neigte der Tag sich dem Ende. Übermüdet, aber glücklich stieg ich am Abend in den Flieger heimwärts.

In Burbank ließ ich zwar die Disney Animation Studios, nicht aber meine Erinnerungen an diesen außergewöhnlichen Besuch zurück. Im Austausch durfte das Mäuse-Zuhause ein Stück meines Herzens behalten.

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