3D-TV ist tot - Hersteller zeigen Erbarmen, begraben 3D-Fernseher

25.01.2017 - 19:30 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
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Sieben Jahre nach dem Start von Avatar werden 3D-Fernseher für tot erklärt. Mit LG und Sony schaffen die beiden letzten großen TV-Hersteller das Feature ab.

Die schöne neue Welt des Jahres 2010 war dreidimensional. Nachdem Avatar - Aufbruch nach Pandora sich zum erfolgreichsten Film überhaupt aufschwang, sprangen auch die Hersteller von Fernsehgeräten auf den von James Cameron und anderen propagierten 3D-Trend auf. Sieben Jahre später ist der 3D-TV so gut wie tot. Wie CNET  berichtet, haben mit LG und Sony die letzten großen TV-Hersteller die 3D-Unterstützung aus ihrem neuen Fernseher-Sortiment fürs Jahr 2017 entfernt. Als Gründe werden vor allem die mangelnde Akzeptanz und Nutzung durch die Konsumenten genannt.

3D ist kein attraktives Kaufargument
LG und Sony reihen sich neben Anbietern wie Samsung, Hisense und Sharp unter die Sargträger der einst vielversprechenden Technologie fürs Heimkino ein. Im Rahmen der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas Anfang Januar hatten die TV-Hersteller ihre neuen Produkte vorgestellt. Dabei blieben Curved-TVs und 3D-TVs auffällig abwesend, wie die Financial Times  berichtet. "Die Möglichkeiten des 3Ds wurden im Geschäft mit dem Heimkino nie wirklich allgemein akzeptiert", erklärte LG-Produktentwickler Tim Alessi gegenüber CNET, "und [3D] ist kein wichtiges Kaufargument bei der Auswahl des neuen Fernsehers." Ausgehend von Studien und Alltagsbeobachtungen sei die mangelnde Beliebtheit von 3D beim Kaufverhalten aufgefallen. Wurde der Fernseher einmal erstanden, kam die 3D-Funktion kaum zum Einsatz.

Unhandliche Brillen, Schmerzen, Streaming
Seit 2012 waren die Verkäufe für 3D-Zubehör zurückgegangen. Dabei sind die Gründe vielfältig. Business Insider  verweist auf die unhandlichen 3D-Brillen, die zum Einsatz kommen und den Zuschauer an eines erinnern: dass er gerade im Wohnzimmer sitzt und eine komische Brille trägt. Zwei Stunden in einem dunklen Kinosaal sind im Vergleich leichter zu ertragen. Die komplizierte Justierung der Einstellungen, Klagen über Schmerzen und Abnutzungseffekte bei der Seherfahrung kommen hinzu. Der Verkauf von 3D-TVs hängt natürlich eng mit der Attraktivität des Angebots zusammen. 3D-Blu-rays kamen zeitnah zur steigenden Verbreitung von (zweidimensionalen) Streaming-Diensten auf. Außerdem blieben Versuche, 3D-Fernsehsender zu etablieren, ohne Erfolg. Schon 2012 und 2013 wurden die ersten amerikanischen 3D-Sender von DirecTV und ESPN eingestellt. Die britische BBC hatte 2011 ein Testprogramm für 3D-Inhalte gestartet, darunter Doctor Who-Specials und die Olympischen Spiele, schon damals war der Zuschauerappetit gering. 2013 wurden die Bemühungen eingestellt (BBC ). Ähnliche Berichte  begleiteten auch die Entwicklung des deutschen 3D-Fernsehens.

2016 brachten es 3D-Geräte im Fernseher-Verkauf laut CNET in den USA nur auf einen Marktanteil von 8 Prozent. Ein vergleichbarer Niedergang fällt bei 3D-fähigen Blu-ray-Playern auf. 3D-Fernseher dürften nun als abschreckende Fallstudie für Hersteller dienen, die zu schnell auf einen neuen Trend aufspringen und den Konsumenten zurücklassen. Paul Gagnon, der für IHS Markit den Fernseher-Markt beobachtet, erklärte das der Financial Times so:

Fernseher-Gewinnspannen sind fürchterlich. Jeder noch so winzige Vorsprung bei einer bestimmten Technologie ist extrem wertvoll. Also werfen die [Hersteller] einen Haufen Ideen an die Wand und warten, was kleben bleibt.

Was kommt nach dem 3D-TV?
Es ist nicht auszuschließen, dass 3D im Heimkino wiederkommt und uns wie ein totgeglaubter Slasher-Bösewicht im Auge herumpiekst. Die Forschungen rund um das Brillen-befreite Seherlebnis im Kino und daheim sind schließlich noch im Gange. Fürs erste haben die Hersteller den 3D-TVs und letztlich auch 3D-Blu-rays den Todesstoß versetzt. Stattdessen setzen sie nun auf ultra-hochauflösendes 4K, 8K und HDR, um Couchkartoffeln und Heimkino-Afficionados neue Produkte schmackhaft zu machen. Bei TechCrunch  wird bereits spekuliert, dass die nächsten Hoffnungen Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) heißen, doch auch hier bleibt eine massenhafte Akzeptanz der Techniken abzuwarten. Techniken, die einen bislang dazu zwingen, seltsame Headsets aufzusetzen.

Trauert ihr dem 3D-TV nach?

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