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Breaking Bad - Ein Liebesgeständnis

28.06.2015 - 14:00 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
4 Day Out
AMC
4 Day Out
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Anlässlich meiner bevorstehenden 10. Sichtung von Breaking Bad möchte ich heute mit diesem Blogartikel dieser Serie noch einmal meine Liebe kundtun. Das Liebesgeständnis möchte ich dabei in Form einer Art Review zu meiner Lieblingsfolge der Serie verfassen.

Die Findung einer speziellen Lieblingsfolge von Breaking Bad stellte sich als ein sehr schweres Unterfangen heraus, glänzt diese Serie doch fast ausnahmslos in all ihren 62 Episoden. Letztlich habe ich mich für die Episode 4 Days Out (Staffel 2, Folge 9) entschlossen, die uns unglaubliche Fernsehkunst präsentiert, indem sie die Hauptcharaktere Walt und Jesse in die Wüste zum Kochen schickt und beide Charaktere aufgrund einer ausgefallenen Autobatterie praktisch in der Wüste gefangen gehalten werden ...

4 Days Out vereint alle Stärken, die Breaking Bad auszeichnen, seien es die schauspielerischen Leistungen der beiden Hauptdarsteller Bryan Cranston und Aaron Paul, die grandiosen Dialoge oder die ausführlich gezeichneten Charakterentwicklungen. In erster Linie besticht die Folge aber durch ihre grandiose Kameraarbeit. Diese unglaublichen Bilder, perfekt in Einklang gebracht mit der Musikuntermalung und diese unbeschwerte und hypnotisierende Atmosphäre, die Breaking Bad vor allem in den ersten 2 Staffeln auszeichnet, scheinen hier ihren Höhepunkt zu erreichen. Der Fokus der Episode liegt dabei auf der Unbeschwertheit der Partnerschaft zwischen Walt und Jesse, was innerhalb der Folge an mehreren Stellen verdeutlicht wird, nicht zuletzt wegen der mehrfach eingesetzten rockigen Musikuntermalung.

4 Days Out ist ein Stillstand der Story, bis auf die Schilderung von Walts Genesung am Ende der Episode hätte der Rest der Geschichte innerhalb weniger Minuten geschildert werden können. Hier zeigt sich die Genialität dieser Serie. Breaking Bad schafft es, auch in ruhigsten Momenten zu überzeugen, wenn das Erzähltempo fast bei Null angekommen ist. Durch das narrative Storytelling spendiert man den beiden Hauptcharakteren Walt und Jesse ganze 45 Minuten und taucht dabei noch tiefer in die Psyche und die Entwicklung der beiden ein. Breaking Bad entpuppt sich hier für mich als wesentlich intensiver als jeder Spielfilm. Die Serie nutzt konkurrenzlos alle Vorteile des Serien-Formates aus.

Die Breaking Bad-Macher Vince Gilligan und sein Team ließen Walt im Laufe der Serie nicht stringent die 5 Sterbephasen nach Kübler-Ross durchlaufen (Gott sei Dank^^), aber vereinzelt treten immer bestimmte Gefühlslagen in den Vordergrund, die auf eine bestimmte Phase hindeuten, in der sich Walt gerade befindet. In 4 Days Out ist dies mit Sicherheit die 5. Phase (Akzeptanz). Aber auch die Phasen Depression und Zorn werden aufgezeigt. So wird Walt in dieser Folge einerseits als Pessimist dargestellt, der nach seinen PET-CT-Scans und der bevorstehenden Diagnose, ob seine Behandlung wirksam war, mit einer schlechten Nachricht rechnet. Andererseits zeigt sich auch der Zorn in Walt, meistens dann, wenn sich Jesse als ungeschickt und dumm erweist. Vordergründig wird aber, wie bereits erwähnt, die 5. Phase thematisiert. Walt akzeptiert sein Schicksal, er hat es laut eigener Aussage verdient.

Nach Fertigstellung des Meths im Wert von rund 1,2 Millionen Dollar sieht er seine Aufgabe, die finanzielle Absicherung der Familie, als erfüllt. Denn sollte er vor dem Verkauf der Ware sterben, vertraut er auf Jesse, der das Geld irgendwie an seine Familie weitergibt. Es wird uns in 4 Days Out deutlich vor Augen geführt, dass die Partnerschaft zwischen den beiden Hauptcharakteren hier noch auf Ehrlichkeit beruht. Walt war zu diesem Zeitpunkt noch kein manipulatives Monster, zu dem er sich im Laufe der Serie nach und nach formt. Doch dass es gemächlich erwacht, wird in dieser Folge angedeutet. Denn mit der Nachricht am Ende der Episode, dass sein Krebs so gut wie besiegt sei, steigt auch Walts Frustration an. Der Gedanke, dass er nach all den schlimmen Erlebnissen der jüngsten Vergangenheit überlebt, lässt wohl die Frage aufkommen, ob er sein normales Leben wieder aufnehmen und all diese Erlebnisse vergessen kann oder ob diese Machenschaften den Menschen so sehr geprägt haben, dass er ständig an seine Straftaten zurückdenken muss und er sein Leben lang keinen klaren Gedanken mehr fassen kann.

Ich denke, Walt gesteht sich nach der Schilderung seiner Heilung ein, dass letzteres eintreffen würde und ihm seine junge Vergangenheit keine Ruhe lassen wird. Diese Wut über die Vorstellung staut sich in ihm auf, bis sie schließlich durch das Einschlagen auf den Handtrockner entladen wird. Walter kann sein normales Leben nicht wieder aufnehmen, er ist gezwungen sich charakterlich zu verändern, um sich mit seinen Untaten anfreunden zu können. Das Monster in Walt erwacht…

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