Disney & Pixar vermitteln unrealistische Vorstellungen von Armut

14.03.2016 - 14:30 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
AladdinDisney
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Eine Studie hat die erfolgreichsten Kinderfilme auf die Gesellschaftsschicht ihrer Charaktere untersucht. Das Urteil: Disney und Pixar vermitteln ein falsches Bild von Aufstiegschancen und Armut.

Disney-Filmen wird oft - wenn auch augenzwinkernd - unterstellt, sie würden unrealistische Vorstellungen über die Liebe vermitteln. Nun darf sich der Maus-Konzern auch auf die wenig ehrenvolle Fahne schreiben, unrealistische Vorstellungen von Armut und Aufstiegschancen zu vermitteln. Eine Studie der Duke University  in North Carolina hat 36 Kinderfilme auf die sozioökonomischen Verhältnisse ihrer Haupt- und Nebenfiguren untersucht und eine große Diskrepanz zwischen Realität und Dargestelltem gefunden (via The Hollywood Reporter ).

Untersucht wurden 100 Charaktere, vorrangig aus Disney- und Pixar-Filmen, in denen die Klassenzugehörigkeit der Charaktere klar erkennbar ist. Dazu gehörten Filme wie Schneewittchen und die sieben Zwerge, Der Polarexpress, Rugrats - Der Film, Cars, Ratatouille und Mary Poppins. Das Ergebnis: Nur vier Prozent der Charaktere fallen in die Kategorie "arm". In der Realität sind es 25 Prozent der amerikanischen Kinder, die in Armut leben. Soziologieprofessorin Jessi Streib fasst die Ergebnisse ihrer Studie so zusammen:

Arm zu sein, ist nicht weiter schlimm. In der Arbeiterklasse zu sein, macht dich glücklich. Jeder, der aufsteigen will, ehrgeizig und ein guter Mensch ist, schafft das auch. Und die Reichen sorgen sich mit Vergnügen um alle anderen. Offensichtlich ist das nicht wirklich, wie die Welt funktioniert.

30 Prozent aller Hauptcharaktere wie Prinzessin Jasmin aus Aladdin gehören der Oberschicht an; noch einmal 25 Prozent zählen zur oberen Mittelschicht. In der amerikanischen Realität machen die Oberschicht und obere Mittelschicht zusammen nur etwa 15 Prozent aus. Das Verhältnis kehrt sich bei den Mittelschicht-Charakteren wieder um und erreicht sein größtes Missverhältnis bei der Unterschicht.

Damit erhalten die untersuchten Filme den Mythos des "Amerikanischen Traums" aufrecht und spielen die Aufstiegsschwierigkeiten und schlechten Lebensbedingungen der unteren Schichten herunter, so Streib. Sie sagt weiter:

Ich habe nicht erwartet, dass die Arbeiterklasse [z. B. die sieben Zwerge, die Haushaltsgegenstände in Die Schöne und das Biest] so heiter behandelt wird. Auf eine gewisse Weise ist das großartig, aber auf der anderen Seite sagt es aus, dass wir uns keine Sorgen über die Ungleichheit machen müssen, weil die Arbeiterklasse glücklich damit ist, wo sie steht.

Die Studie schließt mit der Erkenntnis, dass es schwierig ist, realistische Vorstellungen über Aufstiegschancen und Armut in Kinderfilme zu integrieren. Kinder sollen einerseits weder entmutigt werden, noch falsche Vorstellungen von der Realität vermittelt bekommen.

Würdet ihr einen ehrlichen und realistischen Disney-Film begrüßen?

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