Eine Legende des Musikfilmes: Stop Making Sense auf arte

14.07.2009 - 13:50 Uhr
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Im Rahmen des “Summer of the Eighties” zeigt Arte zu nachtschlafender Stunde einen der besten Konzertfilme, die je gedreht wurden. Vielleicht den besten überhaupt.

Die Bühne ist wüst und leer. Im Hintergrund stehen ein paar Gerüste und sonstiger Kram. Ein unscheinbarer, etwas schüchterner Mann im weißen Anzug tritt auf. Er stellt einen Kasettenrekorder auf den Boden, sagt, er wolle dem Publikum eine Kasette vorspielen. Er drückt auf Play, ein Drumloop ertönt, der Mann nimmt seine Akustikgitarre und spielt und singt. Der Beat kommt nicht wirklich vom Band, sondern von einem Drumcomputer, der live vom Mischpult aus gespielt wird, der Mann ist David Byrne, Frontman der Talking Heads, und der Film heißt Stop Making Sense. Es ist eine der beeindruckendsten Konzertdokumentationen aller Zeiten. Nach und nach füllt sich die Bühne, Byrnes Bandkollegen gesellen sich zu ihm, Techniker schieben Podeste herein und entrollen Vorhänge, bis endlich alle Mitglieder einer der bedeutendsten Bands der Achtziger auf einer tiefschwarzen Bühne vereint sind.

Stop making Sense (1984) ist mehr als nur ein abgefilmtes Konzert. Es ist die Dokumentation einer wie ein Uhrwerk schnurrenden und bis ins kleinste durchgeplanten Performance. Um so wenig wie möglich von der Show abzulenken, verzichteten die Musiker auf die sonst üblichen Wasserflaschen auf der Bühne, und sogar die silbernen Abdeckungen einzelner Mikrofone wurden durch mattschwarze ersetzt. Sparsam eingesetzte Requisiten wie Byrnes mehrere Nummern zu großer Anzug oder eine cheesy Stehlampe kommen dadurch umso besser zur Geltung. Gedreht wurde während mehrerer Konzerte hintereinander – jeweils nur eine Blickrichtung pro Abend, so dass so gut wie nie eine Filmkamera im Bild zu sehen ist.

Wo andere Konzertmitschnitte versuchen, mittels wilder Kamerabewegungen und schneller Schnitte ein Mitfiebern beim Zuschauer zu erzwingen, verlässt Stop Making Sense sich ganz auf die Qualität der Show und dokumentiert die Arbeit der Talking Heads in langen und ruhigen Kamerafahrten. Die expressive Beleuchtung verstärkt die Konzentration auf die Musiker ebenso wie das weitgehende Fehlen von Bildern des Publikums. Es geht nicht darum, was für eine tolle Party das Konzert möglicherweise war. Dem Film gelingt es, die Kompositionen der Talking Heads und die Magie ihrer Performance für die Ewigkeit festzuhalten.

Regie führte Jonathan Demme, der später Hits wie Das Schweigen der Lämmer und Philadelphia inszenieren sollte. Hier der an Dr. Seltsam, oder wie ich lernte, die Bombe zu lieben angelehnte Trailer:

Arte zeigt Stop Making Sense heute Nacht um 00:10 Uhr im Rahmen des “Summer of the Eighties”. Für einen Überblick, was sonst noch so alles heute im Fernsehen läuft, könnt Ihr einen Blick in unser Fernsehprogramm werfen!

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