“Momente unglaublicher Brutalität”: Elliot Pages verstörendste Rolle hätte fast sein Leben zerstört

10.07.2023 - 11:43 UhrVor 10 Monaten aktualisiert
An American CrimeUniversum Film Home Entertainment
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In Page Boy teilt Schauspieler Elliot Page viele bisher unbekannte Details aus seinem Leben vor und abseits der Kameras. Besonders schockierend: Wie sich der Dreh zu An American Crime auf seine Psyche auswirkte.

Es gibt wahre Ereignisse, die sind schockierender als alles, das sich ein Autor oder eine Autorin ausdenken könnte. Horror-Filme und -Serien nach wahrer Begebenheit erfreuen sich trotz oder vielleicht auch gerade wegen ihres verstörenden Inhalts riesiger Beliebtheit. Bestes Beispiel dafür: Dahmer - Monster: Die Geschichte von Jeffrey Dahmer bei Netflix. Doch die Aufarbeitung realer Verbrechen zu Unterhaltungszwecken steht auch immer wieder in der Kritik.

Elliot Page erinnert sich in seinem autobiografischen Buch Page Boy: Meine Geschichte * an den Dreh zu einem Film, der ihn Anfang der 2000er in eine tiefe Krise stürzte, die schließlich lebensbedrohlich wurde. Der Grund: Die wahre Geschichte hinter dem Horror-Thriller ließ ihn einfach nicht los. Und die erscheint auch fast 60 Jahre später noch unbegreiflich grausam.

Trigger-Warnung: Im Folgenden geht es um Gewalt gegen Kinder und Essstörungen.

Der Horror-Thriller An American Crime basiert auf einem echten Vorfall, der fast zu verstörend wirkt, um wahr zu sein

Elliott Page spielt in An American Crime die Teenagerin Sylvia Likens. Zusammen mit ihrer Schwester Jenny kommt sie in die Obhut von Gertrude Baniszewski (Catherine Keener), die auf die beiden aufpassen soll, während deren Eltern beruflich auf Reisen sind. Doch Gertrude lässt die Wut auf ihre finanziellen und persönlichen Probleme zunehmend an Sylvia aus. Bis die Situation eskaliert – und die Ziehmutter auf Zeit ihre Schutzbefohlene mithilfe der eigenen Kinder und Nachbarskinder zu Tode foltert.

Elliot Page beschreibt in seinem Buch, wie schwer es ihm fiel, nach dem Dreh der schrecklichen Szenen zurück in seine Realität zu finden:

Auch in meinen vorherigen Filmen musste ich schon schwierige Szenen voller Sex und Gewalt drehen, die absoluten Körpereinsatz verlangten. Aber das hier war anderes. Es gab diese Momente unaussprechlicher Brutalität. Zu der Zeit hatte ich noch nicht gelernt, das von einer Sekunde auf die andere an- und abzuschalten. [...] Zu wissen, dass das alles wirklich passiert war, machte es noch schlimmer, die Details noch verstörender.

An American Crime basiert auf einem realen Verbrechen, das sich in den 1960er Jahren im US-Bundesstaat Indiana abspielte und aufgrund seiner unglaublichen Brutalität um die Welt ging. Autor Jack Ketchum basierte seinen Bestseller Evil * auf dem Vorfall. Die reale Gertrude Baniszewski wurde wegen Mordes zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.

Seht hier den langen Trailer zu An American Crime mit Elliot Page:

An American Crime - Trailer (engl.)
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"Gesicht wie ein Totenschädel": Elliot Page hörte wegen des traumatischen Drehs auf zu essen

Page drehte den Film vor seiner Transition und litt damals nach eigener Aussage sehr darunter, in einem immer weiblicher werdenden Körper zu leben. Die Rolle der Sylvia in An American Crime schien dieses Problem zu verstärken. "Eine Figur zu spielen, die zum Teil zu Tode gehungert wurde, erlaubte es mir, mich dem Wunsch zu verschwinden voll hinzugeben, mich selbst zu bestrafen", schreibt er in Page Boy.

Der Schauspieler entwickelte eine schwere Essstörung, aß kaum noch und verlor sich komplett in der traumatischen Geschichte hinter seiner Rolle:

Am Ende der Dreharbeiten hatte ich erheblich an Gewicht verloren. Und als ich nach Halifax zurückkehrte, wo ich zwischenzeitlich immer noch lebte, ging es weiter bergab. Irgendwann wog ich nur noch 42 Kilo. [...] Es ließ sich nicht mehr verstecken, mein Gesicht wie ein Totenschädel, der Körper Haut und Knochen. Ich konnte dem Stress nicht entkommen, dieser omnipräsenten Besorgnis. Und ich konnte Sylvia nicht abschütteln. Ich dachte ständig an sie.

Wenn schon nicht für das reale Vorbild seiner Rolle, gab es zumindest für den Schauspieler selbst ein Happy End. Elliot Page begann eine Therapie und beschreibt in seinem Buch, wie er sich langsam aber sicher zurück ins Leben kämpfte. Und auch sein nächstes Projekt half bei der Genesung: der Film Juno, Pages endgültiger Durchbruch.

Wenn ihr euch von der Thematik betroffen fühlt, kontaktiert umgehend die Telefonseelsorge  . Unter der kostenlosen Hotline 0800-1110-111 oder 0800-1110-222 erhaltet ihr Hilfe von Beratern, die schon in vielen Fällen Auswege aus scheinbar aussichtslosen Situationen aufzeigen konnten.

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