Happy Birthday, Mr. Exorzist

29.08.2010 - 09:00 Uhr
William Friedkin
Penn State Department of Public Information
William Friedkin
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Das Leben ist eine Achterbahn und das weiß Regisseur William Friedkin wohl mit am besten. Er hat zwei der besten Filme ihres jeweiligen Genres produziert, gleichzeitig aber auch etliche Flops zu verantworten. Wir wünschen dem Ruheständler trotz allem alles Gute zum Geburtstag.

Die Szene aus French Connection – Brennpunkt Brooklyn ist legendär: Gene Hackman jagt als verdeckter Ermittler Jimmy „Popeye“ Doyle mit seinem roten 1970er Pontiac LeMans einer Hochbahn hinterher. Und das mitten im Stoßverkehr. Die Kamera hängt nur knapp über dem Asphalt und gibt ein perfektes Gefühl dafür, mit welchem Affenzahn Popeye haarscharf zwischen den Metallpfeilern entlang rast. Zwei, drei, vier Autos kann er gerade noch ausweichen, doch dann biegt urplötzlich kurz vor ihm ein Lieferwagen ab, der Cop reißt die Augen auf und das Lenkrad herum…. Mehr als einmal stockt uns in dieser Szene der Atem.

Die Verfolgungsjagd war das Highlight eines insgesamt sehr guten Cop-Thrillers, der unser Geburtstagskind 1971 über Nacht berühmt machte. French Connection – Brennpunkt Brooklyn bekam fünf Oscars (unter anderem für die beste Regie) und war für drei weitere nominiert. Dabei hatte die Filmkarriere von William Friedkin einige Jahre zuvor so unspektakulär in der Poststelle beim lokalen Fernsehsender WGN-TV begonnen.

Der Klassiker Citizen Kane von Orson Welles hatte einst im jungen William Friedkin die Liebe zum Film geweckt. Sein erstes eigenes Werk war die Doku The People vs Paul Cramp über einen Schwerverbrecher im Todestrakt. Es folgten seine ersten kleineren Kinofilme darunter 1970 Die Harten und die Zarten, der zum Kultfilm der Schwulenszene wurde. French Connection – Brennpunkt Brooklyn war der Durchbruch und drei Jahre später lieferte William Friedkin dann mit Der Exorzist sein Meisterstück ab.

Und wieder hatte er es seinem Gespür für die außergewöhnlichen Szenen zu verdanken, dass die Geschichte über ein vom Teufel besessenes Mädchen zu einem Meilenstein des Genres wurde. Auch wenn es skurril aussieht, wenn das Bett bockt wie ein Esel oder das Kind sich ein Kruzifix zwischen die Beine rammt … die Atmosphäre ist so dicht, dass uns sogar beim Spider-Walk die Treppe hinunter das blanke Entsetzen packt. Ebenfalls unvergesslich, als die Partygesellschaft um das Klavier herum steht und plötzlich das Mädchen im Nachthemd in der Tür auftaucht, zu einem der Gäste sagt “Du wirst da oben sterben” und dann auf den Teppich pinkelt. Die Szene bekam eine derbe Parodie in Scary Movie 2 und der ganze Film nochmal zehn Oscarnominierungen sowie vier Golden Globes.

Hätte William Friedkin da aufgehört, wäre er jetzt eine Legende. Aber das tat er nicht, schließlich gab es nach Der Exorzist ja auch überhaupt keinen vernünftigen Grund dafür. Es sollte aber nur noch schlechter werden. Das Remake Atemlos vor Angst war 1977 ein finanzielles Desaster, Cruising mit Al Pacino wird 1980 für drei Goldene Himbeeren nominiert und der Erotikthriller Jade (1995) für zwei. Der Ruf des Regisseurs war damit zwar nicht ruiniert, aber immerhin stark angekratzt.

Dennoch bekam William Friedkin 2000 beim Palm Beach International Film Festival den Preis für sein Lebenswerk verliehen und sechs Jahre später folgte bei den Filmfestspielen in Cannes der Firesci Preis für den Horror-Thriller Bug, sein bislang letzter Kinofilm. William Friedkin scheint sein Leben außerhalb Hollywoods genießen zu können. Immerhin ist er bereits zum vierten Mal verheiratet und wenn er sich zu Hause rausschleichen kann, inszeniert er Opern. Ein schönes Hobby. Happy Birthday, Mr. Friedkin!

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