Es wurde noch keinem Monty-Python-Film ein Herz für Klassiker geschenkt? Zu meiner eigenen Freude darf ich mir jetzt jedes Werk der unschlagbaren Komikertruppe aussuchen, das ich will. Vielleicht schreibe ich ja über die schwulen Holzfäller oder den untreuen Eheberater in Monty Pythons wunderbare Welt der Schwerkraft. Noch einmal über den verzweifelten Ritter in sinnieren, der ein Unentschieden fordert, nachdem ihm in Die Ritter der Kokosnuß beide Hände und Beine abgehackt wurden, wäre auch eine Überlegung wert. Und welch wunderbare Erinnerungen habe ich nicht an die Steinigung in der zynischen Bibel-Interpretation Das Leben des Brian.
Doch die Qual der Wahl hält nicht lange an. Ich wusste sofort, welchem dieser Meisterwerke, denen ich meine stählernen Bauchmuskeln zu verdanken habe, meine persönliche Nummer 1 der Monty Python ist und bleibt. Nur ein Film kann mit der tödlichen Lachsschaumspeise aufwarten. Warum ich mein leidenschaftlich pochendes Herz dem fabelhaften Episodenfilm Der Sinn des Lebens schenke, werde ich euch gerne erzählen.
Warum ich Der Sinn des Lebens mein Herz schenke
Als Der Sinn des Lebens 1983 in die Kinos kam, war ich noch lange nicht geboren. Nach 20-jähriger Existent bekam ich den Film bereits als Klassiker des gepflegten britischen Humors präsentiert. Etwas skeptisch gegenüber den vielen Sex-Witzen, die ich damals noch gar nicht alle verstand, ließ ich diesen absurden Film über mich ergehen. Nach etwa einjähriger Verarbeitungszeit dann traf es mich – es ist ein Meisterwerk. Regelmäßig saß ich damals mit meiner Cousine abends auf der Couch und wir konnten den Film auswendig mitsprechen und die Lieder, vom wunderschönen „Galaxy Song“ bis hin zur Katholiken-Parodie „Every Sperm is Sacred“, trällerten wir auf dem Schulweg und als Gute-Nacht-Lied.
Die Pythons lehrten mich nicht nur einen gesunden Skeptizismus gegenüber der Katholische Kirche, dem Militär, Dekadenz im Allgemeinen, Amerikanern und Kapitalismus. Sie erklärten mir im Teenageralter ebenso, dass gesellschaftliche und Geschlechterstereotypen in keinem Verhältnis zur Realität und vor allem nicht zur Meinungsfreiheit stehen. Die sechs Herren, denen ich das alles zu verdanken habe, schlossen sich Ende der 1960er Jahre, als sie alle in ihren knackigen 20ern waren, zum Komiker-Kollektiv Monty Python zusammen. Die fünf Briten Graham Chapman, Michael Palin, John Cleese, Eric Idle und Terry Jones kannten sich schon von der Zusammenarbeit bei BBC, bevor der amerikanische Politikwissenschaft-Student und Zeichner Terry Gilliam als glückliche Ergänzung hinzustieß. Ihm sind die eingängigen und abwechslungsreichen Malereien in den Monty-Phyton-Filmen zu verdanken, sowie die Regiearbeit zum Vorfilm von Der Sinn des Lebens.
Warum auch andere Der Sinn des Lebens lieben werden
Ein Haus voller gealterter Arbeitssklaven segelt los, um kapitalistische Finanzunternehmen zu entern und mit heiklen Transaktionen zu zerstören. Doch Terry Gilliams Vorfilm zu Der Sinn des Leben würde schon beinahe zu viel der Gesellschaftskritik beinhalten, würden die Piratensenioren nicht am Ende von der Kante der Erde stürzen: Wer hätte das erwartet? Dies ist der wunderbare Humor der Monty-Python-Männer – nicht vorherzusehen, unvergesslich, vielseitig und absolut grotesk.
John Cleese gibt Sexualkundeunterricht auf einem Privatgymnasium. Wir hören jedoch nicht das übliche Gekicher, wie wir es von unserem pubertären Selbst noch kennen. Stattdessen gähnen hier die Schüler und das obwohl der Lehrer im Bett vor der gesamten Schulklasse seine Frau besteigt, um eindringlich zu zeigen, wie der Sexakt funktioniert (Clip). In dieser Szene wird die Ehefrau von einer weiblichen Schauspielerin verkörpert. Jedoch gar nicht so selten treten die Komiker selbst als Frauen auf und bieten damit ihre witzigsten und darstellerisch feinsten Auftritte mit charmanter Mimik und der stets veränderten Stimmlage. Vor allem Michael Palin mit blonder Perücke, der besserwisserisch den Tod zu belehren versucht, ist ein absolutes Highlight des Films (Clip).