Als Harvey Weinstein und Bob Weinstein noch die Miramax waren, beherrschten sie das Geschäft. Sie waren die Größten im Arthouse-Bereich, produzierten gehobenen Mainstream mit Kassenpotenzial und ebneten so manchem Filmemacher den Weg. Vor nunmehr vier Jahren haben sie Miramax verlassen, die Weinstein Company gegründet und noch keinen großen Erfolg eingefahren. Zwar haben sie immer noch ein Gespür für gute Filme, etwa Der Vorleser, der in Deutschland ziemlich erfolgreich ist, aber die großen Knüller fehlen.
So kein Wunder, dass die Firma gerade Probleme mit dem Geld hat, mit dem Cashflow – wie es in der Branche heißt und wie blickpunktfilm berichtet. Berater wurden engagiert, die die Firma untersuchen und neues Kapital beschaffen sollen. Interessant für uns, dass diverse Kinostarts verschoben worden sind, so All Good Things von Andrew Jarecki. Dabei geht es um David Marks (Ryan Gosling), der sich in das Mädchen Katie McCarthy (Kirsten Dunst) verliebt, die aber plötzlich spurlos verschwindet. Ein Kriminalbeamter entdeckt einen Komplott, der bis in die höchsten politischen Kreise reicht. Im Herbst sollte das Historien-Epos Shanghai des Schweden mikael-hfstroem in die Kinos kommen; daraus wird jetzt erst einmal nichts. Hier spielt John Cusack einen Amerikaner, der im Zweiten Weltkrieg in das von Japan besetzte Shanghai kommt und erfährt, dass sein Freund ermordet wurde. Auch die Komödie Youth in Revolt von Miguel Arteta wird auf unbestimmte Zeit verschoben
Nun wird alles Geld in den Kinostart von Inglourious Basterds investiert. Es könnte sogar sein, dass das gar nicht ausreicht und so hat sich schon Universal bereit erklärt, den ganzen Verleih zu unternehmen. Das mag ja noch funktionieren, aber Quentin Tarantino war noch nie ein wirklicher Kassen-Garant; hier geht es nicht um Milliönchen oder um Millionen. Und so steht bei Misserfolg die ganze Weinstein Company am Abgrund. Mal sehen, wie sich der Kultregisseur bei seinen großen Förderern bedankt. Oder verlässt er bereits – nach der gestrigen Meldung über die Aufforderung, 40 Minuten aus dem Film zu kürzen – das sinkende Schiff?