Jungfrau in Nöten im amerikanischen Western

06.08.2013 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Johnny Guitar
Republic Pictures
Johnny Guitar
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In dem vornehmlich von Männern dominierten Western-Film möchte ich das Frauenbild in besagtem Genre genauer unter die Lupe nehmen. Da es sich dabei um ein sehr umfangreiches Thema handelt, vertiefe ich lediglich ausgewählte Aspekte.

Aufgrund seiner Struktur und seiner unverkennbaren Merkmale wird der Western – primär der klassische Western (1939 – 1960) – als “Männerfilm” oder “männliches Genre” bezeichnet. So stammen die Ideen von männlichen Autoren, werden von männlichen Regisseuren in Szene gesetzt, welche einen männlichen Helden fokussieren und somit vornehmlich auf ein männliches Publikum abzielen. Dem Western liegt eine primitive Gesellschaftsordnung zugrunde, in der die Frau mit Familiensinn und sozialen Tugenden ausgestattet wird, die ohne sie in der Männer dominierten Welt des Wilden Westens ansonsten keinen Platz finden würden. Dem Held ist daran gelegen die Frau zu beschützen und – dürfen wir einem Großteil der Western glauben schenken – wünscht sich die Frau auch nichts sehnlicher als von einem starken Helden beschützt zu werden. Der Kritiker Frederick Woods fasst die Rolle der Frau noch reduzierter zusammen: Zumeist seien die Frauen im Western lediglich Preise, die der Held einsammelt/erntet, wenn der Rauch der Colts verzogen ist.

Die Jungfrau in Nöten
Alte Mittelalter-Sagen tischen uns sehr vereinfacht zwei Szenarien auf. Entweder müssen mehrere Ritter in einem Turnier um die Gunst der Prinzessin kämpfen oder sie aus den Fängen eines Drachen oder bösen Mannes befreien. Höre ich also das Wort Trophäe, muss ich unweigerlich an jene Heldensagen denken und mir schießt sofort der erst Anfang des Jahres im Kino gelaufene Django Unchained in den Kopf. In diesem Film wird diese These sehr deutlich gemacht. Django nimmt die Rolle des Siegfried aus dem Nibelungenlied ein. Er setzt alles daran, seine Kriemhild aus den Fängen des Bösen – in Form von Leonardo DiCaprio – zu retten. Kriemhilde ist somit die zentrale Frauenfigur, welche in eine sekundäre, passive Rolle rückt und nur den Zweck hat, den männlichen Protagonisten zum Handeln zu zwingen, dem natürlich die aktive Heldenrolle zukommt. Es ist ein Prinzip, welches wir stark vereinfacht in vielen Western zu Gesicht bekommen.

Die passive Frauenrolle
Oft widersteht die Frau ihrer Sehnsucht nach Aktivität und Unabhängigkeit, überlässt dem Helden die Macht und akzeptiert den zweitrangigen Status als Mutterfigur, Erzieherin und soziale Vermittlerin. Wenn ihr schon erlaubt wird, aktiv einzugreifen, dann nur, um der Sache des Helden zu dienen: In Zwölf Uhr mittags zum Beispiel gibt eine junge Quäkerin ihre pazifistischen Prinzipien preis, um ihrem heroischen Mann beizustehen. Selbst wenn eine Frau am Anfang noch Hosen trägt und eine Waffe zu gebrauchen weiß, fügt sie sich am Ende in ein anderes Rollenbild. Kleid oder Rock bilden nun ihre Garderobe und sie nimmt bereitwillig ihren Platz in der Familie ein. Die Abenteuer überlässt sie dem Mann.

Am Beispiel von Weites Land
Da Weites Land einer meiner Lieblingswestern ist, möchte ich das oben genannte Prinzip der weiblichen Passivität anhand dieses Filmes verdeutlichen. In vielen Western gibt es zwei konträre Frauenfiguren, wie wir sie in Weites Land, aber auch in dem Klassiker Höllenfahrt nach Santa Fé vorfinden. Allerdings möchte ich diesen Good Girl, Bad Girl-Aspekt außen vor lassen und mich nur auf Jean Simmons und ihre Figur konzentrieren. Sie wird uns als starke und unabhängige Frau präsentiert. So weiß sie sich gegen ungehobelte Männer zu verteidigen, zieht sich an wie ein Mann und hält ein großes – für die Handlung zentrales – Anwesen instand. Doch leider verfällt sie mit fortlaufender Handlung in das typisch – weiter oben im Text beschriebene – passive Rollenbild der Frau. Sie und ihr Anwesen dienen letztlich nur dem Helden, um dessen aktive Stellung zu fördern. Darüber hinaus wird Jean Simmons Figur am Ende typischerweise entführt und so muss unser Held Gregory Peck seinen Mann stehen, um die holde Jungfrau in Nöten zu retten. Bezeichnenderweise reiten sie nach getaner Rettung gemeinsam in den Sonnenuntergang.

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