Mad Men - Haltung ist alles

08.02.2011 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Der Cast von Mad Men
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Der Cast von Mad Men
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Mad Men, erdacht vom ehemaligen Sopranos-Produzenten Matthew Weiner, erzählt die Geschichte einer New Yorker Werbeagentur in den frühen 60er Jahren.

Der Preis von Worten
Im Zentrum der Serie steht Don Draper (Jon Hamm), einer der führenden kreativen Köpfe bei Sterling Cooper, einer erfolgreichen Werbeagentur mit Sitz in Manhattan. Don, Ehemann der attraktiven Betty (January Jones) und Vater zweier Kinder, ist ein Mann mit viel Stil, der Whiskey und Zigaretten mindestens genauso gerne mag, wie aufregende Affären mit reizvollen Frauen. Seine Sekretärin Peggy Olson (Elisabeth Moss) erweist sich als talentierte Werbefrau, die sich Hoffnungen auf eine Beförderung machen kann. Avancen werden ihr vom ambitionierten Werbemann Pete Campbell (Vincent Kartheiser) gemacht, der vor (fast) nichts zurückschreckt, um sich nach ganz oben zu arbeiten. Don’s Mentor und Chef Roger Sterling (John Slattery) macht vor allem mit seiner Affäre zu Joan (Christina Hendricks) von sich reden, die als Chefsekretärin die Fäden im Büro zu ziehen weiß.

Eine Frage des Stils
Wohl kaum eine Serie erschafft ein so detailgetreues und faszinierendes Bild der 60er Jahre wie Mad Men. Ein nicht geringer Teil des 2,5 Millionen US-Dollar schweren Episodenbudgets wird in stilechte Kostüme und Ausstattung investiert. So gilt die Serie auch vollkommen zu Recht als zur Zeit schönstes Stück Fernsehen. Ist das Rauchen in Film und TV heutzutage eigentlich nur noch Helmut Schmidt und Hollywood-Bösewichten gestattet, darf in Mad Men eine Zigarette nach der anderen geschmökert werden. Egal ob Business-Lunch, Arzt-Besuch oder Gute-Nacht-Zigarette – eine Fluppe geht noch immer. Auch der stilvolle Außenanstrich fügt sich perfekt in den US-amerikanischen Zeitgeist der 60er Jahre. Dieser ist vor allem Fassade für all die privaten Probleme und dunklen Geheimnisse, die innerhalb einer Gesellschaft schlummern, die mitten im Umbruch steht.

Und, dann gibt es da noch dieses großartige Intro von Mad Men, dem es tatsächlich gelingt, in nur 36 Sekunden, so unfassbar clever, elegant und gekonnt Der unsichtbare Dritte und Vertigo – Aus dem Reich der Toten zu zitieren, dass der Zuschauer nur Staunen kann.

Mehr Sein als Schein
Trotz all der schicken Anzüge und teurer Kostüme, sind es insbesondere die messerscharfen Dialoge, die Mad Men zu einem echten Juwel machen. Vor allem Don’s Verkaufspräsentationen gehören zu den absoluten Serien-Highlights. Unvergessen sind seine magischen Monolge zur Lucky Strike – Kampagne (It’s Toasted) oder zum Kodak Diaprojektor Carousel (Nostalgia).

Gekonnt zeichnet die Serie das Bild einer Gesellschaft, in welcher Männer arrogante und sexistische Machtmenschen sind, die Frauen nur als schmückendes Beiwerk oder unterhaltsames Spielzeug betrachten. So verzweifelt Don’s Frau Betty langsam, aber sicher an ihrer vermeintlich verlogenen Existenz. Ahnungslos von den Eskapaden ihres Mannes, findet sie sich nicht mit dem Leben als typische Hausfrau und Mutter zurecht. Die damals zaghaft aufkeimenden Emanzipationsbemühungen werden durch die Figuren von Elisabeth Moss und Christina Hendricks symbolisiert. Ihnen gelingt es, den männlichen Kollegen mit Köpfchen und Engagement Paroli zu bieten.

Zwar nimmt Don’s Leben mitsamt seiner mysteriösen Vergangenheit einen zentralen Teil der Serie ein, jedoch erlaubt Mad Men auch seinen Nebenfiguren genug Raum zur Entfaltung. Da gibt es beispielsweise den homosexuellen Grafikdesigner Sal, der zwanghaft versucht, seine sexuelle Neigung geheim zu halten oder die jüdische Kaufhausbesitzerin Rachel Menken, mit der Don ein tiefer gehendes Verhältnis beginnt. So beleuchtet Mad Men nicht nur das Schaffen einer Werbeagentur, vielmehr entwirft die Serie mit Anspielungen auf Ehebruch, Homophobie, Rassismus und Materialismus ein bisweilen erschreckend realistisches Bild des damaligen Lebensgefühls.

Dass Mad Men, auf Grund seines mitunter äußerst gemächlichen Erzählstils und einer hohen Dialoglastigkeit, nicht für jeden etwas ist, sollte jedoch angemerkt werden. Stimmung und Haltung werden hier ganz groß geschrieben. Wer effekthascherische Wendungen erwartet, kann mit Mad Men vermutlich nur wenig anfangen.

Die Zukunft der Werbebranche
Die dutzendfach mit Preisen überhäufte Serie hat eine weltweit wachsende Fangemeinde und löste mit ihrem Sixties-Look einen scheinbar unvermeidbaren Trend aus. Trotz des enormen Erfolgs ließ Produzent Matthew Weiner schon mehrfach verlauten, dass ein baldiges Ende in Aussicht stehe. Ähnlich wie bei den Sopranos besinnen sich die Macher also auf Qualität. Und daher habe ich auch keine Bedenken, dass sie den Mad Men einen würdigen Abschied bereiten werden.

Zum Abschluss noch einmal das fantastische Intro:

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