Margarethe von Trotta - Dame des Deutschen Films

21.02.2012 - 08:50 UhrVor 12 Jahren aktualisiert
Margarethe von Trotta am Set - Wir gratulieren zum 70.
Concorde Filmverleih GmbH
Margarethe von Trotta am Set - Wir gratulieren zum 70.
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Moviepilot gratuliert einer großen deutschen Regisseurin zum Geburtstag. Stolze 70 Jahre wird Margarethe von Trotta heute alt. Vom Filme machen hat das Multitalent allerdings immer noch nicht genug.

Als am 28. Februar 1962 mit dem so genannten Oberhausener Manifest Papas Kino für tot erklärt wurde, war es eine reine Männergruppe, die sich für die Politisierung des deutschen Films und einer eindeutigeren Förderung des Mediums als Kunstform engagierte. Später namenhafte Regisseure wie Alexander Kluge, Edgar Reitz, Peter Schamoni und 23 weitere setzten an diesem Tag den Startschuss für eine Bewegung, die heute als Neuer Deutscher Film bekannt ist. Seinen Höhepunkt erreichte der Neue Deutsche Film jedoch erst in den 70er Jahren. Als der wohl prägendste Regisseur für die knapp zwei Jahrzehnte übergreifenden Bewegung gilt bis heute das damalige Enfant Terrible der deutschen Filmszene Rainer Werner Fassbinder. Bei der Zusammenarbeit mit eben jenem Ausnahmeregisseur begann sich endlich auch eine Dame an die Spitze der deutschen Filmszene zu kämpfen. Diese Dame heißt Margarethe von Trotta und feiert heute ihren 70. Geburtstag.

Durch ihre Arbeit als Schauspielerin in Warum läuft Herr R. Amok? sowie weiteren Rollen in Filmen von Regisseuren wie Herbert Achternbusch entwickelte sich Margarethe von Trotta Anfang der 70er Jahre zu einem der größten Schauspieltalente des Neuen Deutschen Films. Doch die Arbeit vor der Kamera reichte der emanzipierten Künstlerin nicht aus. Trotz der Hochzeit mit Regisseur Volker Schlöndorff versteckte sich das taffe Multitalent nicht hinter den Schultern ihres Mannes, sondern strebte stets danach, möglichst bald auch selbst im Regiestuhl Platz zu nehmen. Bei der erfolgreichen Heinrich Böll Verfilmung Die Verlorene Ehre der Katharina Blum war Margarethe von Trotta sowohl Co-Autorin als auch Co-Regisseurin. Auf den Filmplakaten war jedoch ungerechterweise nur der Name ihres Mannes Volker Schlöndorff zu lesen. Doch von Trotta lies sich durch solche Vorkommnisse nicht entmutigen und machte kurz darauf mit Das zweite Erwachen der Christa Klages ihren ersten eigenen Film. Der endgültige Durchbruch als Regisseurin gelang Margarethe von Trotta mit ihrem beeindruckenden RAF-Drama Die bleierne Zeit, in dem sie die Beziehung und Lebensgeschichten von Gudrun Ensslin und ihrer Schwester Christiane untersuchte. Gefühlvoll und gleichzeitig mit einer unglaublichen Präzision zeigt sie auf, warum sich die eine Schwester als politische Aktivistin engagiert, während die Andere den Weg in den Untergrund sucht. Die Bleierne Zeit brachte Margarethe von Trotta als erste Regisseurin den Goldenen Löwen bei den Filmfestspielen von Venedig ein.

Obwohl sich Margarethe von Trotta selbst nicht als Feministin sieht, hat sie stets starke Frauen in den Mittelpunkt ihrer Filme gestellt. Ein deutlich weniger angriffslustiger Ton unterscheidet sie allerdings klar von einer Persönlichkeit, wie beispielsweise der gleichaltrigen Alice Schwarzer, mit der die Regisseurin einst gemeinsam das Magazin Stern auf Grund sexistischer Titelblätter verklagte. Doch anstatt auf Männern herzum zu hacken, analysiert die Künstlerin von Trotta viel lieber interessante Frauenfiguren, wie beispielsweise die Sozialistin Rosa Luxemburg oder die Frauen der Berliner Rosenstraße, die 1943 für die Freilassung ihrer jüdischen Männer auf die Straße gingen.

Heute wird Margarethe von Trotta 70 Jahre alt und noch immer ist sie begeisterte Filmemacherin. Ihr nächstes Projekt wird die Verfilmung der Lebensgeschichte der politischen Philosophin Hannah Arendt mit Schauspielerin Barbara Sukowa in der Hauptrolle sein. Ab dem 11. Oktober 2012 können wir also wieder einen Film dieser großen deutschen Regisseurin auf der Leinwand bewundern.

Moviepilot sagt: “Alles Gute und bis Oktober!”

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