Community

The Big Short - Kritik & Analyse

18.01.2016 - 00:00 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
The Big Short Kritik und AnalyseParamount/moviepilot
Von der Immobilienkrise bis zur Flüchtlingskrise - Regisseur Adam McKays "The Big Short" zeigt meisterhaft die wahren Zusammenhänge. Dieser Film hat alle fünf Oscars verdient, meint Wolfgang M. Schmitt jun.

In der Debatte um die sogenannte Flüchtlingskrise sind zwei Positionen vorherrschend: Wir schaffen das (bzw. wir wollen das schaffen) oder wir schaffen das nicht (bzw. wir wollen das nicht schaffen). Beide Seiten aber scheuen sich davor, Diskussionen über die eigentlichen Ursachen für die Flüchtlingskrise zu führen, denn beide Seiten würden schnell merken, dass sie entscheidend mitschuldig sind. Ein Film, der dankenswerter- und überraschenderweise gerade für fünf Oscars nominiert wurde, führt uns einen Teil der Ursachen vor Augen: Die Rede ist von The Big Short von Adam McKay, der die mitreißende und wahre Geschichte der amerikanischen Immobilienkrise und der daraus resultierenden Finanzkrise auf eine Weise erzählt, wie man sie noch nie (!) zuvor im Kino gesehen hat. Mit den Mitteln der Komödie wird in diesem Film nicht der ultimative Schuldige gesucht – denn den gibt es gar nicht –, sondern das systemische Problem im Kapitalismus aufgezeigt.

Und das Ökonomie-Meisterwerk endet dann mit einer hochaktuellen Aussage: Gelernt haben wird niemand aus der Krise, wieder wird, wer kann, sich die Taschen voll machen und die Folgen der monströsen Bankenrettungen, der nach wie vor hemmungslosen Spekulationen und eines grenzenlos agierenden, amoralischen Kapitalismus werden die Armen und Immigranten zu spüren bekommen. Niemand wird sich über die wahren Zusammenhänge informieren wollen, alle verdrehen bei ideologiekritischen Analysen (übrigens auch bei eben solchen Filmanalysen) die Augen und alle wollen nur unterhalten werden. Und diese unterhaltungssüchtigen saturierten Bürger werden schließlich den Armen und Immigranten die ganze Schuld in die Schuhe schieben, damit der vermeintlich anständige Bürger seine Position aus wissentlicher Ahnungslosigkeit und unverhohlener Dummheit beibehalten kann.

Mit Christian Bale (den man nie tragikomischer gesehen hat), Ryan Gosling, Brad Pitt, Steve Carell und Finn Wittrock ist dieser Film nicht nur grandios besetzt, sondern er verweist damit auf die Krux eines jeden kapitalismuskritischen Produkts der Kulturindustrie: Nur wenn genügend Stars mitspielen, wird ein solcher Film erst produziert und erreicht höchstens dann ein größeres Publikum. Dieser Tatsache ist sich The Big Short jederzeit bewusst und das macht ihn so intelligent und gut.

Mehr dazu im Video!

_______________________________________________________________________________________

Kino anders gedacht. Wolfgang M. Schmitt jun. beleuchtet für seinen YouTube-Kanal “Die Filmanalyse” aktuelle Großproduktionen aus einer etwas anderen Perspektive. Er will mit seinen provokanten Kritiken die Ideologie Hollywoods offen legen, die sich mal offensichtlich, mal im Verborgenen, aber in aller Regel unfreiwillig in den Blockbustern des Kinos auftut. Schmitt jun. schreckt bei seinen oft polarisierenden Analysen auch vor den großen Theorien und Denkern aus Vergangenheit und Gegenwart nicht zurück und sorgt damit immer für kontroverse Diskussionen.

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News