Warum Til Schweiger tierisch nervt

04.12.2009 - 16:00 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Til Schweiger in 1 1/2 Ritter
Warner
Til Schweiger in 1 1/2 Ritter
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Auf der Leinwand ist Til Schweiger ein Star. Auch als Produzent und Regisseur hat er riesige Erfolge vorzuweisen. Aber sobald er an die Öffentlichkeit tritt, fängt er an, uns tierisch auf den Keks zu gehen.

Eigentlich könnte alles schön sein. Til Schweiger ist ein erfolgreicher Schauspieler, Regisseur und Produzent, hat sogar in Hollywood gewirkt und war zuletzt in Inglourious Basterds von Quentin Tarantino ein absoluter Publikumsliebling als Nazi-Jäger Hugo Stieglitz. Seine Rollen in Der bewegte Mann und Manta, Manta sind legendär. Er ist sich nicht einmal zu schade, in schrottigen Uwe Boll -Produktionen wie Far Cry mitzuspielen. Darüber hinaus wurde er mit Preisen überhäuft, ist glücklicher Familienvater und begnadeter Geschäftsmann.

Aber irgendwann bricht immer sein komplett unbegründeter Minderwertigkeitskomplex durch und er fängt an, wie ein Kleinkind im Museum tierisch zu nerven. Hier einige Beispiele:

Die Kritiker sind alle doof
Als damals sein Herzensprojekt, das ambitionierte Drama One Way, in die Kinos kam, wurde er von manchem Kritiker gescholten. Als der Film, für den er mühsam 7 Millionen Dollar zusammensuchte, daraufhin auch an den Kassen floppte, war für Til Schweiger klar, wer die Schuld an der Misere trug. Die Kritiker natürlich! Seitdem mag er sie nicht mehr, verwehrt Pressevorführungen zu selbstproduzierten Filmen und drückt bei jeder Gelegenheit seine Abscheu aus.

Keiner mag mich
Da ist er schon erfolgreicher Schauspieler, Produzent, Drehbuchautor und Regisseur, aber die doofe Filmwirtschaft will ihn trotzdem nicht ernst nehmen. Als 2008 sein Film Keinohrhasen bei der Nominierung zum deutschen Filmpreis übergangen wurde, war der Skandal perfekt. Til Schweiger war nun alles klar. Immerhin war Keinohrhasen der erfolgreichste deutsche Film des Jahres und es konnte sich nur um die Böswilligkeit der Konkurrenz handeln. Daher trat er laut fluchend aus der deutschen Filmakademie aus. Das Problem: Keinohrhasen wurde gar nicht übergangen, sondern Til Schweiger hat die Anmeldung verpennt. In einer offiziellen Stellungname der Filmakademie hieß es: “Die Vorauswahljury konnte den Film zu ihrem großen Bedauern nicht berücksichtigen, weil Keinohrhasen trotz Erinnerung gegenüber den Produzenten nicht zum Auswahlverfahren Deutscher Filmpreis 2008 angemeldet wurde und damit eine wichtige Voraussetzung für die Teilnahme am Auswahlverfahren für den höchst dotierten Kulturpreis nicht erfüllt hat.” Dumm gelaufen. Wenige Tage später trat er reumütig wieder ein.

Eitelkeit, dein Name ist Til Schweiger
Sowohl bei Keinohrhasen, als auch bei Zweiohrküken führte Til Schweiger Regie, produzierte den Film und schrieb auch das Drehbuch: Die Hauptrolle ist ein erfolgreicher, cleverer und extrem gut aussehender Werbemann, dem keine Frau zu keiner Zeit widerstehen kann. Er ist zwar ein Arschloch und macht mit den Frauen, was er will, ist dabei aber irgendwie trotzdem so ungeheuer charmant und sexy, dass es ihm niemand übelnehmen will. Dann hat er auch noch ein Herz für kleine Kinder, bastelt süße Häschen und träumt eigentlich nur von der grauen Kindergärtnermaus. Nicht nur im Anzug ist er eine Augenweide, sondern auch, wenn der Mond sein sanftes Licht über seinen nackten braun gebrannten Beton-Hintern scheinen lässt. So eine Rolle kann nicht jeder spielen. Sie verlangt Schönheit, Charme und Sexappeal. Für den Schöpfer der Figur und verantwortlichen Produzenten Til Schweiger gab es nur einen, der geil genug ist: Til Schweiger.

Rache ist Blutwurst
Nachdem ihn die älteren Kritiker wieder geärgert und die bösen Onkel aus der Deutschen Filmakademie fast zum Weinen gebracht haben, hat Til Schweiger die Nase voll. Jetzt gibt es Saures für all die üblen Schwätzer und Schmierlinge, die Herren Feuilletonisten und all jene, welche nicht verstehen wollen, dass es in Filmen nur um Unterhaltung geht. In Keinohrhasen wird ein Kritiker des Berliner Stadtmagazins Tip überfahren. In seiner Hand eine Ausgabe mit der Schlagzeile “Die 40 nervigsten Kritiker”. Das hat gesessen. Die deutsche Filmkritik windet sich kollektiv im Schmerz.

Herrjeh! Dabei kann Til Schweiger doch was und wir sind auch stolz auf unseren Hollywoodstar. Dass erfolgreiche Filme nun einmal nicht immer gute Filme sind, damit sollte er beim Blick auf die Kinoumsätze doch leben können. Die Zuschauer können es auch. Dennoch agiert Til Schweiger nie mit der Souveränität, die er sich seit langem eigentlich leisten könnte, sondern nervt seine Umwelt mit Jammertiraden. Unterschätzt, übergangen, fertiggemacht: So sieht er sich selbst. Talentiert, erfolgreich, aber furchtbar zickig: So sehen wir ihn. Bitte, nimm Dir einen Lolli und werde erwachsen.

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