Was fasziniert uns so am Unterschichten-Kino?

04.04.2014 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Cletus & Brandine
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In den letzten Jahren erschienen gehäuft Filme und Serien, die von ländlichen, ärmeren Gegenden und ihren Einwohnern in den USA handeln. Woher rührt diese Faszination für den White Trash, die Unterschicht im Hinterland? Lest den Versuch einer Annäherung.

Geschichten, die in ärmlichen, ländlichen Gegenden spielen und vom harten Schicksal der dort lebenden, sozial und finanziell schwachen Menschen erzählen, finden sich immer häufiger im US-Fernsehen und -Kino. Dabei meine ich nicht die klassischen Backwood-Horrorfilme, in denen minderbemittelte Hinterwäldler unschuldige Studenten-Truppen niedermetzeln und beispielsweise zu schicker neuer Kleidung verarbeiten. Ich beziehe mich hier vielmehr auf Serien wie True Detective, Justified, My Name Is Earl oder auch Breaking Bad (wobei letztere hier eine Sonderstellung einnimmt) und Filme wie Winter’s Bone, The Fighter oder Auge um Auge.

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Eine genaue Definition fällt schwer, denn es handelt sich bei den Protagonisten nicht ausschließlich um den sogenannten White Trash, die Rednecks oder Hillbillies. Auch der Begriff des ‘Unterschichten-Fernsehens’ trifft nicht hundertprozentig zu, denken wir zum Beispiel an die in den USA äußerst erfolgreiche Reality-Serie Duck Dynasty. Dabei handelt es sich um eine Fernsehshow, die eine mittlerweile millionenschwere Familie in Louisiana begleitet – reich geworden durch die Herstellung von Lockpfeifen zur Entenjagd. Die naturverbundene Familie Robertson kann also nicht mehr zur Unterschicht gerechnet werden. Das Phänomen ist kaum zu fassen, fest steht aber: Serien und Filme mit den Topoi Trostlosigkeit, Armut, Verwahrlosung und Gewalt auf dem Land oder in sozialen Brennpunkten im Allgemeinen sind besonders in den USA auf dem Vormarsch.

Dabei gibt es natürlich ganz unterschiedliche Herangehensweisen und wohl auch Gründe für den Erfolg der ganz speziellen White Trash-Ästhetik sowie -Atmosphäre. Weite Teile der USA ähneln spätestens seit der Finanzkrise manchen sogenannten Failed States. Die Industrie liegt brach, Arbeitslosigkeit greift um sich, ganze Landstriche leiden unter Abwanderung und die Menschen hinterlassen Geisterstädte. Die wenigen verbliebenen Anwohner kämpfen mit Armut und suchen ihr Heil oftmals in Drogen und Alkohol. Der Rust Belt oder Detroit sind nur zwei Beispiele dafür. Auf dem Land sieht es ähnlich aus: Die Landwirtschaft dominieren riesige, voll automatisierte Mega-Farmen, es gibt nicht gerade viele Perspektiven und Möglichkeiten. Außer eben Crack und Meth zu kochen – so wirkt es zumindest in Winter’s Bone.

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Bei Breaking Bad haben wir es zwar mit Suburbia zu tun und nicht vorrangig mit der Unterschicht. Aber auch hier werden Existenzen zerstört, Menschen an den Rand der Gesellschaft und das Existenzminimum gedrängt. Desperate times, desperate measures, könnten wir sagen. Das Milieu, in dem sich Walter White zusehends bewegt und mit dem er sich umgibt, ist dann aber sehr wohl Unterschicht vom Allerfeinsten. Denken wir nur an die Junkie-Familie (und deren Wohnung), von der Jesse beraubt wird, oder das Crystal Castle.

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