Wir schauen Dexter - Staffel 8, Folge 12

24.09.2013 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Goodbye, Dexter.
Showtime
Goodbye, Dexter.
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Acht Staffeln, 96 Episoden: Der sympathische Serienmörder Dexter geht in Rente. Die Serie hat uns viele unterhaltsame, spannende, aber zum Ende hin leider auch einige ärgerliche Stunden beschert. Im Recap analysieren wir die allerletzte Dexter-Episode “Remember the Monsters?”.

Das war es also. Nach 96 Episoden geht Dexter endgültig (?) in Rente. Über den Zeitpunkt gibt es kaum noch zwei Meinungen: Er war zu spät. Das hat nicht zuletzt Remember the Monsters? bewiesen. Tatsächlich erwies sich die letzte Dexter-Folge noch einmal als repräsentativ für die ganze achte Staffel: zuweilen lieblos, stets zu sprunghaft, inhaltlich teils hanebüchen und häufig jenseits jeglicher Logik. Da klingt die Ankündigung einer Spin-Off-Serie beinahe wie eine Drohung. In den letzten Dexter-Staffeln setzte Showtime aus finanziellen Überlegungen eine vor Ideen überkochende Autorenschaft auf eine längst auserzählte Rahmenhandlung an. Diese teuflische Mischung musste vermutlich in die Hose gehen – daran konnte auch die Verpflichtung der charmanten Charlotte Rampling nichts ändern. Es soll jedoch nicht unerwähnt bleiben, dass Dexter in seiner Frühphase mit ebenso ambivalenten wie einzigartigen Charakteren glänzte, Momente der Spannung kreierte, die weltweit viele Fingernägel gekostet haben dürften und auf spielerische Weise moralische Fragen aufwarf. So gelang es, einer äußerst kuriosen Grundstory stets Glaubwürdigkeit zu verleihen. Dies ist der Dexter, den wir in Erinnerung behalten wollen.

Nach einer kurzen Zusammenfassung der Ereignisse widmet sich das Recap dem Ende der besonderen Geschwisterbeziehung zwischen Dex und Debra. Danach wagen wir einen kurzen Ausflug in das Police Departement von Miami, bevor auch der Brain Surgeon seinen persönlichen Abgesang erhält. Dem Duell Dexter vs. Gehirnchirurg gehören die letzten Zeilen des Recaps.

Was passiert
Nach dem Schusswechsel mit dem Brain Surgeon wird Debra (Jennifer Carpenter) ins Krankenhaus gebracht und ist bald auf dem Weg der Besserung. Auch Dexter (Michael C. Hall) taucht dort auf, um nach seiner Schwester zu sehen. Weiterer Gast im Krankenhaus: Daniel Vogel. Doch bevor Dexter ihn endgültig beseitigen kann, wird er von Angel festgenommen. Kein Problem für den raffinierten Forensiker: Dexter verschafft sich Zutritt zur Zelle des Gehirnchirurgs und beseitigt diesen per Kugelschreiber in der Hauptschlagader. Er kommt mit Notwehr davon, doch leider verschlechtert sich nun Debs Gesundheitszustand rapide. Schnell wird deutlich: Ihr Gehirn hat nach einem Blutgerinnsel irreparable Schäden erlitten. Als das Krankenhaus auf Grund eines Sturm evakuiert werden muss, macht sich Dexter die allgemeine Verwirrung zu Nutze. Er schaltet die lebenserhaltenden Maschinen ab und beerdigt Debra auf dem Meeresgrund. Hannah und Harrison sind Elway (Sean Patrick Flanery) derweil mit viel Glück entkommen und schaffen tatsächlich die Ausreise nach Argentinien. Dexter entscheidet sich jedoch, ihnen nicht zu folgen, da er der Überzeugung ist, dass die Menschen in seinem Umfeld stets unter seiner Lebensweise leiden werden. Er täuscht seinen Tod in dem Hurricane vor, um ein unscheinbares Leben als Waldarbeiter zu führen.

Dex und Debra
Dass einer der beiden sterben musste, war zu erwarten und ist dramaturgisch auch richtig. Dieser 96-Episoden langen Aneinanderreihung gefährlicher Zwischenfälle musste eben jemand zum Opfer fallen. Dass es Deb traf, ist konsequent. Obwohl eine äußerst starke Frau, bleibt sie letztendlich, was sie stets war: ein Opfer Dexters Handlungen. Wir erinnern uns, dass sie selbst als Kind schon unter der besonderen Beziehung zwischen Dex und ihrem Vater litt. Welche moralischen und sogar körperlichen Dilemmata sie später wegen ihres Bruders durchleben musste, wissen die Dexter-Fans am Besten. Und so gelang es der Serie, zumindest in diesem Punkt einen roten Faden zu spinnen. Leider wurde die Botschaft am Ende der Folge mit einer den Zuschauer auf beleidigende Weise unterschätzenden Penetranz vorgetragen, doch sie bleibt interessant und richtig: Unter den Extravaganzen eines Einzelnen, haben stets die Menschen zu leiden, die ihm nahe stehen. So wird Debras Tod der Serie, wenn nicht in seiner bescheuerten Umsetzung, so doch in seiner Aussage gerecht.

Miami Metro
Jedes an dieser Stelle verlorene Wort ist Verschwendung. Das Miami Police Department präsentierte sich in Staffel 8 als unfähiger Hühnerhaufen voll stereotyper Stichwortmaschinen. Gerüchten zu Folge haben sich selbst die Gute Zeiten, schlechte Zeiten -Autoren über Miami Metro totgelacht. Kaum zu fassen: In Folge 12 gelang den armen Tölpeln tatsächlich eine Verhaftung. Das lag allerdings eher an Daniel Vogels Dämlichkeit, denn an ernstzunehmender Ermittlungsarbeit. Bezeichnend! Und dann war da noch Masukas Tochter…

Der Brain Surgeon
Gemeinsam mit Evelyn Vogel war er der Hoffnungsträger in Staffel 8. Die Idee, Gehirnstücke als verschlüsselte Botschaften zu verwenden, hatte trotz all dem Mord und Totschlag, der uns täglich auf den TV-Bildschirmen serviert wird, etwas originelles. Doch mit seiner Verhaftung versinnbildlichten die Dexter-Autoren auf ungewollte Weise die größte Schwäche des Gehirnchirurgen: Was er tat machte keinen Sinn. Mal schnibbelte er an Gehirnen, mal zog er sich zurück, mal tötete er Dexters Nachbarin. Als er bei seiner Verhaftung in ein Krankenhaus voller Polizisten spazierte, fand die Sinnlosigkeit ihren peinlichen Kulminationspunkt. Wie ist dieser Amateur der Polizei eigentlich all die Jahre entkommen? (Ganz nebenbei: Warum wollte er unbedingt Debra töten?)

Round Two, Fight!
Der epische Zweikampf ist ausgefallen. Doch vielleicht ist das auch besser so. Nachdem Dexter in seinem Gespräch mit Debra bereits durch ein Meer aus Pathos gewandert war, machte er bei Daniel Vogel kurzen Prozess. Der Mord am Brain Surgeon wurde sogar mit einem der feinsten Dialoge der Staffel garniert (siehe unten). Ein unerwartetes Understatement, dass auch der restlichen Staffel manchmal gut zu Gesicht gestanden hätte. Einen epischen Zweikampf hatte der letztlich enttäuschende Gehirnchirurg im übrigen nicht verdient. Der einzig würdige Endgegner ist Dexter mit Rudy in Staffel 1 begegnet. Der Ice Truck Killer dürfte sich angesichts einiger tapsige Peinlichkeiten des Brain Surgeon im Grab umgedreht haben.

Zitat der Folge
-“Is that why you’re here – to tell me all this?“
-“No, I’m here to kill you with that pen.“ (Dexter ist nicht zum Small Talk gekommen)

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