Wir schauen Hannibal - Staffel 2, Folge 10

04.05.2014 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Naka-choko
NBC
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Die Ruhezeit dürfte nun für diese Staffel vorüber sein. Naka-Choko macht genau da weiter, wo unsere aller Herzen vor einigen Episoden Schwierigkeiten bei der Arbeit hatten. Bloß mit mehr Sex.

Wenn eine Show zwei Frauen, einen mordhungrigen Durchschnittsverrückten, einen Kannibalen und einen Wendigo miteinander Sex haben lässt, dann wissen wir, dass alle Kohlen im Ofen sind. Hannibal dürfte diese Woche mit Naka-Choko wahrlich für Gesprächsstoff sorgen, nicht nur in Bezug auf den besagten Fünfer. Auch sonst spitzt sich die Lage dramatisch zu, vor allem weil wir nun ganz offiziell einen neuen Psychopathen begrüßen dürfen (hooray!): Schweineliebhaber Michael Pitt.

Randall Tier (Mark O’Brien) wurde von Will (Hugh Dancy) nicht nur getötet, sondern auch entsprechend zugerichtet. Das Prozedere hat ihm wohl so sehr gefallen, dass er ähnliches auch mit der lästigen Klatschpresse-Reporterin Freddie Lounds (Lara Jean Chorostecki) versucht haben könnte, nachdem sie in Wills Scheune Randalls Reste aufgefunden hat. So oder so ist Hannibal (Mads Mikkelsen) mächtig stolz. Der hat aktuell jedoch auch noch ein weiteres Problemchen: Der sadistische Bruder seiner verstörten Patientin Margot Verger (Katharine Isabelle) – von dem wir bereits mehrmals gehört haben, ihn allerdings erstmals leibhaftig in Form von Michael Pitt zu Gesicht bekommen – trainiert sein Schweinsrudel darauf, Menschen zu töten und zu essen. Selbst davon abgesehen, ist Mason Verger kein sehr umgänglicher Zeitgenosse, der Hannibal jetzt schon ziemlich auf die Nerven geht. Ganz im Gegensatz zu Will, zu dem Dr. Lecter nun endgültig eine tiefgreifende Freundschaft mit einem Hauch Homoerotik aufgebaut zu haben scheint.

Zuerst einmal das Naheliegende: Was war das bitte für eine Sex-Szene? Will schläft mit Margot und stellt sich dabei Alana (Caroline Dhavernas) vor, während Hannibal mit Alana schläft und sich wünscht (?), Will wäre dabei, während Margot eigentlich lesbisch ist und bloß ein Kind haben will, während plötzlich unsere schwarze Teufelskreatur auftaucht und prompt selbst mit einsteigt. Entsprechend verworren ist auch die Inszenierung von Cube -Regisseur Vincenzo Natali. Mit zahlreichen Close-Ups, unsichtbaren Schnitten und traumähnlicher Ausleuchtung findet hier ein rein psychologischer Geschlechtsakt statt, der famos visualisiert, wie die Konturen der Psyche unserer Figuren immer mehr verwischen und sich gefährlich nahe kommen und gleichzeitig zur Schau stellt, wie intim vor allem Hannibal und Will wirklich zueinander stehen. Besser hätte der aktuelle Stand der Figurenkonstellation nicht mehr vor die Linse gebracht werden können und dann ist da ja noch der ganz offensichtliche Vorteil dieser Szene, wie Bryan Fuller selbst hervorhebt: “And we get to have a five-way!”

Nako-Choko knüpft nach den beiden letzten herausfallenden Episode quasi wieder an Yakimono an und damit kann bedauerlicherweise nun offiziell festgestellt werden, dass Dr. Chilton (Raúl Esparza) tot ist. So wirklich thematisiert wird sein Ableben allerdings auch hier bloß in einem Nebensatz, was ich ziemlich schade finde und ehrlich gesagt auch nicht erwartet habe. Hier wird das Verschwinden einer Figur, die bis zu ihrem Tod Schritt für Schritt immer mehr Platz in der Show bekommen hat, einfach unter den Teppich gekehrt. Nicht cool. Die ganze Sache hat aber auch eine gute Seite. Mit Chiltons Tod haben uns Fuller und sein Team vorgeführt, dass sie die literarische Vorlage keineswegs als unumstößliches Fundament sehen. Das bedeutet, dass sie auch in Zukunft zu Gunsten von spannenden Ergebnissen noch mehrmals neu interpretiert und verändert werden könnte.

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