Wir durften in den vergangenen 13 Monaten optisch viel erleben. Die neueste Generation der Filme startete durch. Einst war es der Ton, der den Film auf die nächste Stufe erhob, dann der Farbfilm – nun 3D. Doch nicht immer rechtfertigte das Ergebnis auf der Leinwand den erhöhten Ticketpreis. The Guardian nahm sich dieses Problems an und veröffentlichte die zehn wichtigsten – wenn auch nicht ganz ernst gemeinten – Regeln, anhand derer die Dreidimensionalität in vollstem Umfang genutzt werden könnte. Wir fanden das ganz ansprechend und stellen euch die 10 Dinge, die ein 3D-Film unbedingt beachten muss näher vor.
1. Übertriebene Trailer präsentieren
Um dem potentiellen Zuschauer zu zeigen, worum es sich bei 3D überhaupt handelt und welch neuartiges Vergnügen damit in Zusammenhang steht, muss schon im Trailer geklotzt werden … auch wenn die Vorschau mit dem eigentlichen Film wenig gemeinsam hat. Oder wie war das mit dem englischen Trailer zu Saw VII – Vollendung ? Ist euch das im Kino auch passiert?
2. Mit gleitenden Credits beginnen
Bevor der Film überhaupt los geht, muss der geneigte Zuschauer natürlich verstehen, wie 3D funktioniert – sonst wäre der Schock des Erlebten wohl zu groß. Daher müssen im Vorspann die Namen in verschiedensten Ebenen hervortreten und zurückgleiten. Die Zuschauer werden beeindruckt ihre Hände nach den Buchstaben strecken, und das auch wenn sie zuvor schon zwei Dutzend 3D-Filme gesehen haben.
3. Einen frühen Schock produzieren
Ist der Vorspann vorüber, muss ohne Vorwarnung ein Gegenstand die Leinwand verlassen und auf das Publikum los gelassen werden. In Final Destination 4 war es beispielsweise ein Schraubenzieher. Dieser Effekt erinnert den Kinobesucher daran, dass er sich in einer 3D-Vorstellung befindet, falls er das anhand der erhöhten Ticketpreise und der riesen Faschingsbrille auf der Nase noch nicht bemerkt haben sollte.
4. Slow Motion einsetzen … wann immer es geht
Dank Slow Motion wird jede Einstellung zum Highlight. Jeder Moment wird bewundernswert und das Publikum wird immer wieder den Atem anhalten. Aber aufgepasst: Zu viele Verwendungen dieses Stilmittels könnten der Luftzufuhr des Publikums schaden. Wir erinnern uns an Resident Evil: Afterlife, wo einer der bösen Jungs dem Publikum seine Sonnenbrille entgegenschleudert und die Brille fliegt … und fliegt … und fliegt … und …
5. Finesse versprechen
Effekthascherei allein ist nicht alles. Es gibt 3D-Filme, die das Publikum regelrecht mit den Effekten überfluten. Filmemacher sollten also zuerst einmal gezielt mit den neuen Möglichkeiten umgehen. Wenn dann nach circa 15 Sekunden der Schraubenzieher am Ohr vorbeifliegt, zuckt das Publikum geschockt zusammen!
6. Dramaturgisch revolutionieren
Der russiche Schriftsteller und Dramatiker Anton Tschechow sagte einst: “Eine Pistole, die im ersten Akt eines Stücks an einer Wand hängt, muss spätestens im dritten Akt abgefeuert werden.” Dieses Zitat müsste heutzutage dank der neuen Dimension des Kinos abgeändert werden: “Eine Pistole, die im ersten Akt an einer Wand hängt, muss spätestens im dritten Akt direkt in die Augen der Zuschauer abgefeuert werden, möglichst in Slow Motion, während die Zuschauer geschockt ihre 3D-Brillen wegwerfen!”
7. Bei inhaltlichen Problemen schlecht umwandeln
2D-Filme, die im Nachhinein digital umgewandelt werden, müssen sich Kritik gefallen lassen, vor allem wenn die Umwandlung unter Zeitdruck und ohne Liebe vorgenommen wird. Das Ganze hat aber auch sein Gutes. Bei Kampf der Titanen beispielsweise haben sich die Kritiker so sehr über den vergurkten 3D-Einsatz aufgeregt, dass teils übersehen wurde, wie schlecht das Drehbuch, die Regie, die Darsteller und die Kostüme sind. Das können Filmemacher für sich nutzen!
8. Das Publikum direkt berühren
Kinogänger von 3D-Musikfilmen wie Jonas Brothers – Das ultimative 3D Konzerterlebnis oder Hannah Montana und Miley Cyrus: Best of Both Worlds Concert haben es selbst schon erlebt: Das Erlebnis auf der Bühne während des Auftritts vor tausenden kreischenden Fans soll zu den Kino-Zuschauer übertragen werden, indem der Künstler sich der Kamera widmet und in Richtung des Objektivs greift. Der Fan im Kino könnte dann die dreidimensionale Hand greifen, sobald sie aus der Leinwand heraus kommt … wohlgemerkt, könnte …
9. In Richtung Publikum rocken
Filme der neumodischen Art lieben Bewegungen und Tanz. Wann immer möglich, wird in Richtung des Kinopublikums geswingt und gerockt. Manchmal gehört der Tanz mit zur Story, wie in Step Up 3D – Make Your Move, manchmal ist er aber auch äußerst sinnlos. Hätte Johnny Depp in Alice im Wunderland wirklich den Bodypop machen müssen?
10. Und zum Schluß: Sich selbst befragen
Es hat Gründe, wieso Filme über fremde Welten, blaue Außerirdische und im Wunderland verschwindende Mädchen die Möglichkeit von 3D nutzen. Doch was ist mit einem Karate vollführenden Panda in Kung Fu Panda 2? Oder eine 3D-Neuverfilmung von Der große Gatsby, einem beinahe 90 Jahre alten Buch, in dem Break Dance, fliegende Schraubenzieher und Slow-Motion-Sonnenbrillen fehlen? Was steigert sich dadurch, außer der Ticketpreis? Jeder Filmemacher sollte sich also immer fragen, ob 3D überhaupt nötig ist.
Den Text haben wir etwas abgewandelt aus dem Guardian übernommen. Könnt ihr die 10 Dinge, die ein 3D-Film unbedingt beachten muss unterschreiben?