Letzte Woche habe ich mir hier ein paar Filme von im großen und ganzen angesehenen Regisseuren rausgesucht, die ich für wirklich misslungen halte. Diesmal soll der Spieß umgedreht werden, denn so wie jeder gute Regisseur mal nen schlechten Tag hat, haben auch Regie-Blinsen ab und zu mal einen lichten Moment oder einfach nur Glück.
Hier also, wie immer total subjektiv und mit keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit: 10 Filme von Grott-Regisseuren, die ich ehrlich mag. Und wenns auch nur ein Guilty Pleasure ist.
1. Poltergeist von Tobe Hooper
Okay, das ist ein bißchen geschummelt, denn wie jeder echte Filmfreund weiß, hat Mr. Hooper wohl bei Poltergeist wenig mehr als den Sitzwärmer für Steven Spielberg machen dürfen. Der konnte aus gewerkschaftlichen Gründen nicht gleichzeitig bei E.T. – Der Außerirdische und Poltergeist Regie führen. Aber unterstellen wir mal, dass der gute Tobe zumindest nicht im Weg rumstand und vielleicht doch die eine oder andere Idee hatte, die den Film so gut werden ließ, wie er ist, dann dürfte das ein einsamer Markstein in einer ansonsten eher vergessenswerten Karriere sein. Und ganz ehrlich: Das Kettensägenmassaker halte ich für absolut überschätzt und war wohl in der Tat eher Glück als können. Das restliche Œuvre von Tobe lässt jedenfalls an keiner Stelle erkennen, dass er irgendwelche visionären Talente besitzt. Okay Mortuary ging noch so, aber gut sieht trotzdem anders aus.
2. Stirb langsam 2 von Renny Harlin
Ich weiß, dass viele den zweiten Teil der Serie nicht mochten und zu brutal fanden, aber ich mag ihn wirklich. Das Setting am Flughafen ist eine schöne Variation des ersten Teils, die kurzen Einblicke in McLanes-Charakter funktionieren und die Bösewichte sind hemmungslos Over-The-Top. Außerdem gibts eine schicke Verfolgungsjagd auf Schnee-Speedern und einen Eiszapfen ins Auge. Ich mag auch Renny Harlin nach allem, was ich von ihm so gehört und gesehen habe. Er wirkt wie ein sehr humorvoller und sympathische-raubauziger Typ. Leider hat er außer Stirb langsam 2 und vielleicht noch Nightmare on Elm Street 4 wenig gedreht, dass ich mir freiwillig nochmals ansehen würde. Der Megaflop die Piratenbraut, die Hai-Travestie Deep Blue Sea oder jüngst der grauenhafte Teenie-Horror Der Pakt – The Covenant – all das spricht dafür, dass Mr. Harlin bei aller Sympathie nicht eben der talentierteste ist. Oder er hat ein wirklich beschissenes Händchen für die Stoffauswahl.
Wobei Halt: Einen Film den er produziert hat, könnte ich immer wieder sehen und zwar weil er so unglaublich schlecht ist, dass er tatsächlich wieder Spaß macht: A Sound of Thunder. Der Streifen bietet wohl einige der schlechtesten Trickaufnahmen der letzten 20 Jahre. Und Ben Kingsley ist auch dabei, aber der spielt ja mittlerweile eh alles, wo es Gratis-Nutten und ein gutes Buffet gibt.
3. Postal von Uwe Boll
Natürlich. Gebt es zu: Ihr habt drauf gewartet. Natürlich kann man nicht über schlechte Regisseure sprechen, ohne das Dr. Boll ins Spiel kommt, also bringen wir es hinter uns. Natürlich war ich über Filme wie House of the dead auch entsetzt damals, konnte aber den Boll-Bash-Hype nie so richtig nachvollziehen. Gut ist zwar meist anders, aber es gibt viel schlimmere Filme als die von Uwe Boll und wenn er irgendwann mal einen wirklich guten Cutter für Actionszenen findet, könnten seine Sachen einen qualitativen Quantensprung erleben. That being said: Ich mag Postal. Ganz unironisch und ernsthaft. Ich bewundere die Chuzpe des Films, ich liebe die Intro-Szene und ich mag die vielen kleinen doofen Gags des Films. Der Film ist brachial, er haut drauf und er ist garantiert keine feinsinnige Satire, aber die Bezeichnung Real Life South Park trifft es durchaus. Mehr davon bitte.
4. American Graffiti von George Lucas
Ja ich liebe den ersten Teil von Star Wars. Und THX 1138 ist auch okay. Aber seien wir ehrlich: George Lucas ist ein grauenhafter Regisseur und furchtbarer Dialogschreiber. Der alte Gag, den auch seine Schauspieler immer wieder gerne kolportieren, dass er nur eine Regieanweisung kennt, nämlich “faster and more intense”, scheint weit mehr, als nur ein Gag zu sein. Selbst ihm wohlgesonnene Zeitgenossen geben zu, dass er nicht gerne mit Schauspielern arbeitet, was erklärt warum auch A-Klasse-Mimen unter seiner Anweisung zu gelangweilten Gesichtsvermietern werden. In THX 1138 war das nicht so tragisch, da war das ganze Setting eh sehr aseptisch und auf reduzierte Gefühle ausgelegt. In den späteren Teiler der Original-Star-Wars-Trilogie überließ er dankenswerter Weise talentierteren Kollegen den Regiestuhl. Über die Episoden I-III breite ich mal gnädig den Mantel des Schweigens. Ich muß an meinen Blutdruck denken.
Es bleibt wirklich im Grunde nur American Graffiti als einsamer Markstein eines Regie-Films, der wirklich als im großen und ganzen gelungen angesehen werden kann. Vielleicht half es wirklich, dass Lucas hier direkt und unverklausuliert seine Jugend aufarbeitete. Vielleicht half es auch, dass ihm damals noch Francis Ford Coppola zur Seite stand. Ab davon die ganz dringende Bitte an Lucas: Hände weg von der Kamera. Noch eine Liebeszene wie die zwischen “Annie” und “Prinzessisn Larifari” halte ich nämlich nicht aus.
5. Kevin allein zu Haus von Chris Columbus
Auch Mr. Columbus ist ein schwieriger Fall. Er hat wundervolle Drehbücher abgeliefert zu Gremlins oder Die Goonies und sein Regiedebüt Die Nacht der Abenteuer war nichtmal so schlecht. Warum er den Großteil seiner Karriere damit zugebracht hat schreckliche Filme zu drehen weiß ich nicht. Aber egal ob Nine Months, Der 200 Jahre Mann, Rent oder die ersten beiden Harry Potter-Filme, irgendwie wird alles bei Columbus immer zu einem ekelhaft süßlichen Brei, aus geleckten Bildern und einer harmlosen Permaniedlichkeit, die auch nicht Zuckerkranke schnell in Schockzustände werfen kann. Alles ist irgendwie bla und mutlos bei Columbus, was vielleicht auch seinen Erfolg ausmacht. Selbst eine eigentlich ganz sympathische Story wie Mrs Doubtfire, die viele gute Ansätze hat, leidet an dieser Süßlichkeit. Kevin allein zu Haus ist mit seiner cartoonesken, ganz und gar nicht kinderfreundlichen Gewalt eine der wenigen Ausnahmen. Zwar schimmert auch hier die Harmoniesucht von Columbus durch, aber die einfallsreichen Slapstick-Szenen und die sadistische Freude mit der Kevin sich der Einbrecher erwehrt machen einfach Spaß. Und Daniel Stern und der cholerische Joe Pesci sind alleine den Spaß wert.
6. Deep Rising von Stephen Sommers
Ich hasse fast alles, was der Sommmers Stephen verbrochen hat. Wirklich. Ich finde Van Helsing hirnerweichend grauenhaft und Die Mumie und deren Fortsetzung haben mich fast aus dem Kino getrieben, als ich diese Indiana Jones-Vernuttung für ADSL-Kranke mit entferntem Humorzentrum gesehen habe. Not funny. Not in the least. Und auch die Mark Twain-Verfilmung Die Abenteuer von Huck Finn die Sommers für Disney abgeliefert hat, war so widerlich weichgespült, dass man sich fragen konnte, warum die Buchvorlage denn zu den Klassikern der Weltliteratur gehört. Sommers ist furchtbar, ganz ehrlich. Seine einzige Ausnahme ist das blutige und effektive Monster-Movie Deep Rising, in dem Treat Williams eine seine wenigen sehenswerten Rollen als knarziger Kurt Russel -Verschnitt hat. Und Famke Janssen einfach das macht, was sie immer macht: Cool sein. Der Film ist extrem trashig und macht unverschämt viel Spaß. Literweise Blut, abgenagte Leichen, böse Bösewichte und eine Jetski-Jagd durch einen absaufenden Luxusliner, sowie ein überdurchschnittlich gut animiertes Tentakelmonster, sind genau die Zutaten, die ein B-Film braucht. Schade, dass Herr Sommers danach nie wieder einen Lichtblick hatte.
6. Hairspray von Adam Shankman
Fast alles, was Shankman, ein Choreographer turned Director, produziert hat ist vergessenswerter Mist. Ob Wedding Planner – Verliebt, verlobt, verplant, Der Babynator oder Im Dutzend billiger 2 – Zwei Väter drehen durch. Schmieriger, uninspirierter, witz- und mutloser middle-of-the-Road Scheiss. Halb so lustig wie ein Blinddarmdurchbruch oder etwas wirklich Schweres auf den Fuß zu bekommen. Doch Hairspray ist ein wundervoller Film. Die Adaption der Bühnenfassung des subversiven John Waters -Films ist rundum gelungen, wenn man mal vom fehlbesetzten John Travolta in der Divine -Rolle absieht. Hairspray ist großes, klassisches Musical mit Massenchoreographien, eingängigen Songs, einem riesigen Schuss Selbstironie, einigen bösen Seitenhieben und einer wunderbaren Besetzung. Er ist optisch inspiriert umgesetzt und schafft es trotz unzweifelhafter Mainstream-Ausrichtung ein bißchen Charakter zu haben und ein wenig von Waters gallig-liebevollem Humor zu retten. Wer aus Hairspray geht und keine gute Laune hat, ist ein böser Mensch. Oder ein heterosexueller Mann.
7. Saw von James Wan
Saw war originell. Kein Meilenstein, aber defintiv ein spassiger Film, der zwar Elemente des Torture-Porn-Genres nutzte, aber nicht nur daraus bestand. Das was im Kopf passierte, was nur angedeutet wurde, war genauso wichtig und spannend, wie das was gezeigt wurde. Doch leider blieb es nicht bei Teil 1, sondern man baute Jigsaw zum Franchise aus, den Wan produzierte. Langweilige und voyeristische Folterpornos, die neben Hostel dazu führten, dass heutige Horrorfilme sich in sadistische Schlachteplatten verwandelten, die wenig mit dem spassigen Splatter vergangener Tage zu tun haben. Und auch James Wan s weitere Eskapaden als Regisseuer sind hochgradig vergessenswert. Der brunzblöde Selbstjustiz-Klopper Death Sentence, den allenfalls die Leistung von Kevin Bacon vor dem Totalabsturz bewahrte und der unsäglich öde Puppenhorror Dead Silence – Ein Wort. Und du bist tot., der etwa halb so viel Spaß machte wie der autistischen Schwester beim Barbiesortieren zuzusehen.
8. Willow und Cocoon von Ron Howard
Ich mag Mr. Howard nicht. Er ist ein Langweiler, der einen nie überrascht. Das Beste, was er vermutlich gemacht hat, war seine Rolle in American Graffiti, die er dann prompt im der Spießer-Serie Happy Days zu Tode ritt. Alles was er macht, ist irgendwie nett, irgendwie harmlos, irgendwie nicht zu anspruchsvoll und irgendwie… ganz okay. Doch “Nett” ist die kleine Schwester von Scheiße, wie der Volksmund und alte walisische Aufzeichnungen wissen. Deswege geht Howard gar nicht. Egal, ob Backdraft, Far and Away, A Beautiful Mind oder der unerträgliche The Da Vinci Code – Sakrileg – in dem er es schaffte aus einem anspruchslosen, aber rasanten Groschenroman, eine schwergängige, freudlose und absolut unspannende Schnitzeljagd zu machen. Howard ist der kleinste gemeinsame Nenner und deswegen kann ich mir seine Werke nur schwer antun. Ausnahmen bilden da nur Willow und Cocoon – die beide durch ihre phantasievollen Skripte und wahrscheinlich auch den Einfluß der Produktion vor dem schlimmsten bewahrt wurden. Und der liebenswerten Besetzung. So viele talentierte alte Zausel wie in Cocoon sah man selten auf der Leinwand und Warwick Davis ließ als kinderrettender Zwerg sogar vergessen, dass Flachpfeife Val Kilmer die zweite Hauptrolle spielte.
9. Der Flug des Navigators von Randal Kleiser
Ein wundervoller 80er Sci-Fi-Kids-Film. Ein Junge entdeckt ein lebendiges Raumschiff und erlebt mit ihm Abenteuer und muss, als er zurückkehrt feststellen, dass die Zeit viel schneller vergangen ist als er glaubte und seine Eltern jahrelang nach ihm gesucht haben. Witzige Dialoge, schicke Tricks und eine liebenswerte, warmherzige Story zeichnen diesen Film aus. Nur leider sieht das restliche Werk von Herrn Kleiser weniger zum Lachen aus. Der Nur Samstag Nacht -Nachklapp Grease. Die Teenie-Softsex-Reisekitschkacke Die Blaue Lagune, der eher unlustige Kinderfilm Manege frei für Pee Wee und der ebenso dusselige Liebling jetzt haben wir ein Riesenbaby. Kleiner Lichtblick: Its my party, wahrscheinlich Kleisers persönlichster Film in dem er den Schock der HIV-Epidemie verarbeitete, aber auch hier nicht ganz ohne Schmalz auskam.
10. The Sixth Sense von M. Night Shyamalan
Wie jeder Mensch auf der Welt, war ich von The Sixth Sense auch ziemlich beeindruckt, als ich ihn das erste und zweite Mal sah. Nach Scream und seinen Epigonen war es ja mal wieder ganz nett einen nicht selbstreferenziellen, ernsthaften Geisterfilm zu sehen. Der Film ist gut gemacht, die Besetzung stimmt und er hat das, was den späten Filmen seines sich ewig selbst die Eier schaukelnden Regisseurs abgeht: Er macht auch über den Twist hinaus Spaß. Natürlich hagelte es Wunderkind-Bezeugungen und natürlich drehte M. Night durch. Schon Unbreakable war eine prätentiöse, selbstverliebte und so gar nicht spannende Fingerübung in Sich-Viel-Zu-Wichtig-Nehmen. Das steigerte sich von Film zu Film, bis nach Lady in the Water und dem Totalausfall The Happening auch die gutwilligsten Kritiker absprangen und genug hatten dem Wunderkind bei der cineastischen Masturbation zu zusehen. Derzeit ist M Night Shyamalan s Karriere so im Keller, das er laut darüber nachdenkt eine Fortsetzung zu Unbreakable zu schreiben. Natürlich, sagt er, wolle er nichts erzwingen. Nur aus den richtigen Gründen, wolle er schreiben. Ich glaub Geld ist ein verdammt guter Grund, hm?
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