2024 ist erst 3 Wochen alt, aber The Beekeeper mit Jason Statham ist jetzt schon der abgedrehteste Actionfilm des Jahres

22.01.2024 - 11:35 UhrVor 3 Monaten aktualisiert
The Beekeeper: Jason StathamLeonine/MGM
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The Beekeeper ist am 11. Januar 2024 in den Kinos gestartet und hängt überraschenderweise jetzt schon alles an abgefahrener Action-Unterhaltung ab, die dieses Jahr noch kommen kann.

Ich weiß nicht, warum ich vor dem Kinostart glaubte, dass Jason Statham als rächender Imker ernsthafte Action abgeben würde. Aber in der ersten halben Stunde von The Beekeeper sitze ich mit offenem Mund vor der Leinwand und frage mich, ob dieser Film wirklich ernst gemeint sein kann. Wenn man die Erwartung eines knallharten Actioners an der Kopf-Kasse allerdings gegen das Ticket zu einem Gaga-Feuerwerk eintauscht, kann der Kinobesuch doch überraschen.

Jason Statham als Honig-Rächer: Schon die Handlung von The Beekeeper ist völlig absurd

Jason Statham spielt in The Beekeeper Adam Clay. Der ist ein Bienenzüchter, der in einem früheren Leben mal ein Agent der streng geheimen "Beekeeper"-Organisation war. Logischer Berufswechsel. Während er früher als Kämpfer die Personen in ihre Schranken gewiesen hat, die der Weltgesellschaft schadeten, greift er jetzt als Imker nur noch in die Gesellschaft seiner Bienenstöcke ein, damit der Insekten-Staat funktioniert. Zumindest, bis seine Nachbarin verstirbt.

Wie wir erfahren, wird die ältere Nachbarsdame Eloise Parker (Phylicia Rashad) in The Beekeeper mit einer Phishing-Masche über den Tisch gezogen. Telefon-Betrüger räumen all ihre Konten leer, nachdem sie bei der angeblichen Hilfs-Hotline Passwörter preisgibt, um die Familienfotos auf ihrem Computer nicht zu verlieren.

In dem Betrugs-Callcenter mit The Wolf of Wall Street-Vibes feiert die Belegschaft den gelungenen Coup. Eloise aber nimmt sich kurz darauf das Leben. Und weil die Rentnerin vorher nett zu Adam Clay war, ist der jetzt nicht so nett zu denen, die seine flüchtige Freundin in den Suizid getrieben haben. Logische Handlungsentwicklung, oder?

The Beekeeper: Jason Statham

Es wird aber noch besser: Nicht nur reaktiviert Jason Stathams Imker nun sein kämpferisches Talent, um die Callcenter-Mitarbeiter des schurkischen Stippenziehers Derek Danforth (Josh Hutcherson) zu verprügeln, verstümmeln und in die Luft zu sprengen. Nein, Eloises Tochter Verona (Emmy Raver-Lampman) ist auch noch die Agentin, die sich dem Selbstjustiziar an die Fersen heftet. Weil ... nun ja, weil das einfach eine völlig logische Verbindung ist.

Spätestens wenn The Beekeeper nach zwei Dritteln Laufzeit seine größte überraschende Wendung auspackt, wird klar, dass der Actionfilm keinen Sinn mehr ergeben muss. Dass er der Glaubhaftigkeit zugunsten seiner Unterhaltung völlig abschwört. Der Twist soll hier nicht verraten werden, aber er setzt The Beekeeper definitiv die Narren-Krone auf. Noch absurder ist nur, dass die wahnwitzige Filmhandlung von den Dialogen noch überflügelt wird.

The Beekeeper schlägt mit Worten statt mit Fäusten zu

Nach dem ersten Trailer mit Imker-John Wick erhoffte ich mir von The Beekeeper die Art von Action, die wir von Jason Statham gewohnt sind: ordentlich choreografierte Kämpfe mit ein paar kreativen Ideen wie in The Transporter oder Crank. Doch ein Action-Meisterwerk ist der Film leider nicht. Dafür wird in den Action-Szenen zu viel geschnitten und die Kämpfe besitzen zu wenige ungewöhnliche Einfälle, die über geworfene Honig-Gläser hinausgehen.

Selbst das Gewaltlevel in The Beekeeper hält sich in Grenzen: Die Fahrstuhl-zerteilten Körper und abgesäbelten Finger mögen zur höchsten Altersfreigabe FSK 18 beigetragen haben, aber brutale Kämpfe haben wir bei Regisseur David Ayer (Sabotage, Suicide Squad) auch schon deutlich härter gesehen. Stattdessen hat The Beekeeper ein anderes Alleinstellungsmerkmal: seine irrwitzigen Dialoge.

The Beekeeper klopft auch am Telefon Sprüche

Die meiste Zeit frage ich mich, ob die "coolen" Sprüche, die sämtliche Beekeeper-Figuren am laufenden Band von sich geben, gewollt oder doch unfreiwillig lustig sind. Man möchte die markigen Ausrufe entweder einrahmen oder einfach nur fassungslos darüber den Kopf schütteln. Die deutsche Synchronisation legt da sicher noch eine Schippe drauf, um sie über die Grenze des Absurden zu treiben. Hier eine kleine Auswahl:

  • "Für jemanden, der das Scheiße-Bauen zur Kunstform erhoben hat, ist das die Mona Lisa."
  • "[Er wird] auf deinen Darmseiten Spiel mir das Lied vom Tod spielen."
  • "[Ich werde] der Arschgeige die Gurke schälen."
  • "Bienen dienen. Oder zur Hölle mit ihnen!"

Man muss sich The Beekeeper ergeben, um den Jason Statham-Film zu genießen

Egal, wie man sich persönlich zu den fluchenden Onelinern und zahllosen eingestreuten Bienen-Metaphern positioniert: Ohne Frage verleihen sie The Beekeeper als groteske Poesie seine Würze. Wenn eine Figur "Deputy Director Prigg" (gesprochen wie "Prick") heißt, muss man Drehbuchautor Kurt Wimmer (Equilibrium) zumindest etwas Absicht zugestehen. Nachdem sein letztjähriges Werk The Expendables 4 komplett abgeschmiert war, hat The Beekeeper den Action-Flop schon nach einer Woche überholt. Liegt es vielleicht am Dialog-Humor?

Beekeeper-Bösewicht Josh Hutcherson formulierte es in seinem Interview mit Moviepilot treffend so: "Vielleicht wurde es in unserem Film auf die Spitze getrieben. Aber das ist eben David Ayers Stil als Regisseur: Sich etwas zu nehmen und zu überspitzen."

The Beekeeper

Jason Staham entpuppt sich in diesem Zusammentreffen von kämpferischer Ernsthaftigkeit und Gaga-Dialogen als brauchbare Ein-Mann-Waffe: Er kann mit gewohnt versteinerter Miene in einer Szene zu seiner Nachbarin sagen, dass sich "noch nie jemand so um ihn gekümmert" hat, nur um im nächsten Moment ein paar Security-Türstehern zu erklären, dass er jetzt ihr Gebäude abfackeln wird.

The Beekeeper ist keine klassische Actionkomödie. Eher ein Haudrauf-Streifen mit komplett abgedrehten Aussprüchen – und damit jetzt schon unerwartet der abgedrehteste Actionfilm des Jahres.

Nachdem ich die Hoffnung auf jedwede ernsthafte Unterhaltung fahren lasse, kann ich die ausgelassenen Juchzer im Saal nachvollziehen, die jede neue bescheuerte Phrase von Jason Stathams Lippen begleiten. Am Ende gehe ich mit dem Gefühl aus dem Kino, gerade einen ziemlich schlechten Film gesehen, aber trotzdem Spaß dabei gehabt zu haben. Weil ich nach der ersten Ungläubigkeit die einzig richtige Entscheidung getroffen haben: mich der verlockenden Absurdität von The Beekeeper zu ergeben, statt mich über die Lachhaftigkeit des Films zu ärgern.

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