7 Fragen an Dasprofil

12.01.2014 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Ich weiß nicht, zu wem ich bete. An das Leben! An die Liebe!
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Ich weiß nicht, zu wem ich bete. An das Leben! An die Liebe!
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Mit Dasprofils Antworten läuten wir das neue Fragebogenjahr ein und starten gleich in die Vollen. Und neue Fragen gibt’s auch – wenn ihr welche habt…

Ausnahmsweise kein Disney: Dasprofils Filmliebe beginnt nicht mit einem Löwen, einer Meerjungfrau oder einem Schloss voller tanzender Einrichtungsgegenstände, sie beginnt an Halloween, in der Elm Street und vor dem Tor zur Hölle. Die ersten 7 Fragen des neuen Jahres nehmen uns mit nach Wismar, Peru und in die Tiefen menschlicher Beziehungen. Wenn ihr auch mal in unseren Fragebogen eintauchen wollt, schreibt einfach eine kurze Nachricht an Kängufant und die Reise kann losgehen. Und solltet ihr eine Frage auf Lager haben, die unbedingt eine der friemeligen 7 sein sollte: Schreibt sie in die Kommentare, und vielleicht nehmen wir sie in den Fragebogen auf!

Was ist deine erste Erinnerung an Film, Kino oder Fernsehen? Womit fing alles an?

Der Auslöser, der mich zu einem Filmliebhaber gemacht hat, ist extrem banal und fast ein bisschen lächerlich, es hat auf jeden Fall nichts mit einem bestimmten Film zu tun. Das müsste irgendwann kurz vor meinem 16. Geburtstag – also vor ca. 2,5 Jahren – gewesen sein, bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich kaum Filme gesehen. Ich bin in einer Kleinstadt aufgewachsen, die kein richtiges Kino hat, meine Eltern besaßen weder DVDs noch VHS, und mit meinen Freunden habe ich andere Dinge unternommen, sprich: Mein Interesse an Filmen hätte geringer kaum sein können. Irgendwann hab ich dann angefangen mich in diversen Internet-Foren aufzuhalten und schnell gemerkt, dass Filme dort ein wichtiges Thema sind, ständig gab es Diskussionen, Foren-Spiele, etc. zum Thema Film, und da ich dabei nicht immer ausgeschlossen sein wollte, dachte ich mir: “Hey, Filme gehören zur Allgemeinbildung, vielleicht sollte ich mir auch mal ein paar ansehen” – klingt unfassbar dämlich, ich weiß, aber so ist es tatsächlich gewesen.

Nachdem ich mir dann den ein oder anderen “Klassiker” angesehen habe, habe ich schnell eine Vorliebe für Horrofilme aus den 80ern entwickelt, besonders für die Filme von John Carpenter und die ganzen Kult-Reihen, wie Freitag der 13., Halloween – Die Nacht des Grauens, Hellraiser – Das Tor zur Hölle, Nightmare – Mörderische Träume ect. Ich glaube, ich habe ein ganzes Jahr lang nichts anderes gesehen. Als Fan solcher Filme bin ich dann natürlich auch auf Shining gestoßen, der mich so sehr begeistert hat, dass ich unbedingt auch andere Filme von Stanley Kubrick sehen wollte und mir Uhrwerk Orange und 2001: Odyssee im Weltraum angesehen habe. Somit bin ich also auch auf anspruchsvollere Filme aufmerksam geworden. Wie genau ich auf das eurpäische Autorenkino aufmerksam geworden bin, dem ich mittlerweile besonders zugeneigt bin, weiß ich leider nichtmehr.

Welchem Schauspieler oder Regisseur würdest du jeden Fehltritt verzeihen? Und womit hat er oder sie diese Nachsicht verdient?

Generell bin ich geneigt, Regisseuren, die ich sehr mag, jeden Fehltritt zu verzeihen, besonders wenn sie Lieblingsfilme oder überhaupt Filme gedreht haben, die mir sehr viel bedeuten. Wenn es sich allerdings zu sehr häuft, wie zuletzt bei John Carpenter oder Dario Argento, ist natürlich irgendwann mal Schluss. Der Einzige, dem ich allerdings wirklich alles verzeihen würde, selbst wenn er ab jetzt nur noch Hassfilme drehen würde, ist Werner Herzog. Seine Filme sind die, die mich am meisten berühren, in denen ich mich am meisten wiedererkenne, die mir persönlich am meisten bedeuten und meiner Definition von einem perfekten Film in allen Belangen fast erschreckend nahe kommen. Außerdem drehte er mit Nosferatu – Phantom der Nacht meinen absolutel Lieblingsfilm, weil es der einzige Film ist, der sich so anfühlt, als sei er nur für mich gedreht worden. Die Schauspieler und Charaktere, die Bilder, die Musik, die Atmosphäre sind einfach ganz genau so, wie es mir am besten gefällt. Das hat außer Herzog noch keiner geschafft. Kurz gesagt, seine Filme sind die, die mein Leben am meisten bereichert haben und dafür bin ich ihm viel zu dankbar, als dass ich ihm irgendetwas übelnehmen könnte.

Herr Verteidiger, Sie haben das Wort: Welcher Film, welche Serie hat, deiner Meinung nach, eine viel zu schlechte Bewertung auf moviepilot?

Es gibt ja bekanntlich einige großartige Filme, die hier bei moviepilot mit viel zu wenig Punkten abgestraft wurden, sodass ich mich gar nicht für einen Film entscheiden kann. Auf jeden Fall muss ich da Werner Herzogs Meisterwerk Herz aus Glas nennen, welcher von der Community mit schwachen 6,0 Punkten im Durchschnitt abgestraft wurde. Natürlich ist das kein Film für jeden, da er sich sämtlichen Konventionen entzieht, aber ich hätte gedacht, dass es ein paar mehr Leute gibt, die etwas für diesen (im eigentlichen Wortsinne) kafkaesken Trip durch ein bizarres, entfremdetes Bergdorf, das eigentlich natürlich eine Parabel auf unsere Welt und die Menschheit ist, übrig haben. Man kann diesen Film unmöglich in Worte fassen (auch wenn ich mich schonmal vergeblich daran versucht habe), man muss bzw. sollte ihn unbedingt mal erlebt haben, ich wette Franz Kafka hätte große Spass mit diesem Film gehabt.

Außerdem wäre da noch Lars von Triers Dogville, der gänzlich auf prächtige Aufnahmen von Landschaften oder Gebäuden, sowie auf Effekte verzichtet, seine Handlung auf einem sperrlich eingerichteten Set stattfinden lässt, in dem auf den Boden gezeichnete Linien Mauern, Straßen, Bäume oder Flüsse darstellen, lediglich die Fassaden der Gebäude zeigt und den Film dadurch auf das Einzige reduziert, was man braucht um eine Geschichte zu erzählen: Die Schauspieler. Einereits führt dieser besondere Inszenierungsstil natürlich immer wieder zu interessanten Situationen, doch letztendlich ist es (wie immer bei Lars von Trier) die unglaublich nahegehende, menschliche, intensive, aber auch kontroverse Geschichte (hier verweise ich besonders auf das Ende), die vom Leidensweg einer das Gute symobilsierenden Frau in einer schlechten, feindseligen Welt handelt. Zusammenfassend kann man sagen, dass Dogville etwas ganz beonderes ist und eine – zumindest für mich – nie dagewesene Atmosphäre erzeugt.

Pasolinis Die 120 Tage von Sodom, der für mich die beste, weil kompromisslosteste, realistischste und “härteste” Parabel über Unterdrückung und Konsumwahn ist, könnte ich hier auch noch nennen, aber bei dem kann ich gut verstehen, wenn man ihn nicht mag.

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