A Most Violent Year - Kritik & Analyse

23.03.2015 - 00:00 Uhr
A Most Violent Year Kritikmoviepilot
Wolfgang M. Schmitt jun. lobt den neuen Film von J. C. Chandor und analysiert die Verbindungen zwischen "A Most Violent Year", "All Is Lost" und "Margin Call".

J.C. Chandor gehört zweifellos zu den wichtigsten Regisseuren der jüngeren Generation. Nun hat er nach den großartigen Filmen Der große Crash - Margin Call und All Is Lost erneut einen hervorragenden Film gedreht, in dem es einmal mehr um das Individuum in einem unwirtlichen System geht. A Most Violent Year spielt im Jahre 1981, doch es ist alles andere als wieder solch ein lächerlicher Kostümreigen. J. C. Chandor ist kein Nostalgiker wie Paul Thomas Anderson. Chandor ist kein Ironiker und kein Hipster. Dieser Regisseur arbeitet nicht nur handwerklich mit großer Ernsthaftigkeit, er verfolgt auch ein ernstes Anliegen. Daß das Ästhetische politisch sein kann und umgekehrt, weiß dieser Regisseur und davon zeugen seine drei beeindruckenden Filme. Wenn die Hauptfigur Abel Morales in „A Most Violent Year“ nun durch den kalten Winter von New York geht, joggt und fährt, um sich Kredite für die Expansion seines Heizöl-Geschäfts zu besorgen, dann sehen wir das in Bildern, die an berühmte amerikanische Gemälde aus den 1950er und 1960er Jahren erinnern.

Schon in „All Is Lost“ ging es Chandor weniger um den klassischen Überlebenskampf als um eine cineastische Reflexion über das Figurative und Abstrakte in der Kunst. Auch diesmal sollte man keinesfalls das erwarten, was der Trailer verheißt: „A Most Violent Year“ sieht aus wie ein Mafia-Film, eine Hommage an die Pate-Trilogie, ist aber in Wahrheit genau das Gegenteil. Dieser Film entzieht sich nicht nur den Genreregeln, es ist das Grundfrage des Films: Führt Legalität in diesem System zum Erfolg? Der recht anständige Geschäftsmann Abel Morales will den Aufstieg, doch nicht um jeden Preis. Oscar Isaac spielt diesen gewissenhaften Unternehmer mit nuancenreicher Brillanz, indem er selbstverständlich berühmte Vorbilder wie Al Pacino als Pate aufruft, dann jedoch diese ikonographisch gewordenen Gebärden leicht verschiebt, sie verfremdet oder subtil unterläuft, um den entscheidenden Unterschied deutlich zu machen.

„A Most Violent Year“ ist jedoch viel mehr als großes Schauspielerkino, es ist ein Film über uns alle und unsere eigene Korrumpierbarkeit.

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