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Aamir Khan jagt mit PK seine eigenen Kassenrekorde

02.01.2015 - 15:01 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Aamir Khan fast nackt auf einem der Filmplakate
UTV Motion Pictures
Aamir Khan fast nackt auf einem der Filmplakate
BC
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Als auf der Erde gestrandetes Alien in Menschengestalt pulverisiert Aamir Khan mit der fantastischen Tragikomödie PK gerade sämtliche Kassenrekorde und erobert sich wohl auch 2014 beim indischen Kinopublikum den Platz als beliebtester Bollywoodstar.

Never change a winning team! Dieser von Alf Ramsey geprägte Ausspruch scheint sich erneut zu bewahrheiten, wenn der Blick auf die aktuellen indischen wie auch weltweiten Kino-Charts fällt, denn nachdem der indische Filmstar Aamir Khan, Regisseur Rajkumar Hirani, Drehbuchautor Abhijat Joshi und Produzent Vidhu Vinod Chopra bereits im Jahr 2009 mit ihrem Bildungs- und Erfolgsdruck anklagenden Überraschungshit 3 Idiots eine neue Ära des indischen Blockbusterkinos einläuteten und besagter Film an den einheimischen Kinokassen erstmals überhaupt in der Geschichte die Zwei-Milliarden-Rupien-Grenze  überschritt, fand das Quartett 2014 erneut zusammen, um den augenscheinlich nächsten Volltreffer zu landen. Ihre vor zwei Wochen, am 19. Dezember 2014, pünktlich zum Beginn der Weihnachtsferien in den Kinos gestartete Science-Fiction-Tragikomödie PK pulverisiert gerade nicht nur in Indien selbst, sondern auch außerhalb des Landes sämtliche Kassenrekorde, die hindisprachige Filme jemals zuvor aufgestellt haben, und wird nach wohlwollenden Prognosen  von Brancheninsidern schon jetzt als erfolgreichster indischer Film aller Zeiten gehandelt, der bei erwarteten 5,5 Milliarden Rupien  Einnahmen weltweit erstmals im Inland die Drei-Milliarden-Rupien-Grenze durchbrechen wird.

PK - Teaser Trailer (English) HD
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He did it again! So müsste die nächste zutreffende englische Floskel lauten, denn traditionell starten die Filme von Aamir Khan durchaus kalkuliert recht spät im indischen Kinojahr, um als letzter mit einem großen Schauspielstar besetzter Bollywood-Blockbuster noch einmal richtig Kasse zu machen. Diese Masche klappte bereits 2013 überaus gut, als ihn seine Doppelrollen-Performance als mysteriöser Bösewicht in der von Christopher Nolan inspirierten Fortsetzung Dhoom 3 nach drei Jahren Abstinenz zurück an die Spitze des Rankings der männlichen Bollywoodstars brachte und den Actionthriller zum bisher erfolgreichsten indischen Film aller Zeiten machte. Daher kann sich Aamir Khan im Hinblick auf 2014 nur noch selbst übertreffen und ist diesbezüglich auf dem besten Wege. Die ganze Sache hat nur einen vielleicht nicht ganz so kleinen Haken, denn Topstar Salman Khan, der Spitzenreiter der Jahre 2010 bis 2012, konnte im vergangenen Jahr gleich mit zwei einnahmestarken Streifen bei den Zuschauern punkten, und muss somit in der Summe erst einmal geschlagen werden.

Wie Box Office India  berichtet, startete PK am Premierentag, üblicherweise ein Freitag, in Indien selbst mit dem zweithöchsten, nicht an einem Feiertag für einen Hindi-Film erzielten Einspielergebnis. Das erste Wochenende schloss die Fantasykomödie laut Bollywood Hungama  mit dem zweithöchsten Einspiel des Jahres 2014 ab. Daraufhin gab es für den Film an den Kinokassen im Inland kein Halten mehr, denn schon für den ersten Montag nach Kinostart konnte er für sich das alleinige Rekordeinspielergebnis  der indischen Filmhistorie verbuchen. Dann kam der Push der Weihnachtsfeiertage , der zu einem grandiosen Abschluss der ersten Kinowoche mit sagenhaften 1,82 Milliarden Rupien verhalf. Auch die zweite Woche  verlief für den Filmhit mit einem daraus resultierenden Gesamtergebnis von 2,65 Milliarden Rupien phänomenal. Es ist nun aber bei Weitem nichts Neues, dass indische Filme in Indien beliebt sind. Daher ist die Nachricht um so bedeutender, dass der in insgesamt 21 weiteren Ländern gestartete indische Streifen auch international an den Kinokassen für Furore  sorgt. Wie den Statistiken des globalen Branchendienstes Rentrak  zu entnehmen ist, schaffte es der Aamir-Khan-Hit an seinem ersten Wochende in den weltweiten Kinocharts hinter Peter Jacksons Trilogieabschluss Der Hobbit: Die Schlacht der Fünf Heere, dem chinesischen Blockbuster Gone with the Bullets und der letzten Robin-Williams-Vorstellung Nachts im Museum - Das geheimnisvolle Grabmal auf einen veritablen vierten Platz. Gleich in der Startwoche schmückte die exotische Tragikomödie nach Information von Box Office Mojo die US-Kinocharts  mit ihrem unglaublichen Neueinstieg auf Platz 9. Die US-amerikanische Infotainmentseite Deadline behielt daraufhin ebenfalls den internationalen Box-Office-Stand  des Films im Auge und berichtete zudem, dass PK mittlerweile nicht nur der erfolgreichste nicht-englischsprachige Film  des Jahres 2014 in Nordamerika ist, sondern nun auch als größter Kassenerfolg eines indischen Films  überhaupt auf dem nordamerikanischen Kontinent verbucht werden kann.


Regisseur Rajkumar Hirani erklärte, dass sich sein Film als eine erneut anklagende Satire auf die Konstellation "God and Godmen " versteht, also die heuchlerisch-wirtschaftsorientierte Verlogenheit sogenannter religiöser Vertreter Gottes auf Erden und den blinden Glaubenseifer ihrer Anhängerschaft. Die Geschichte dreht sich um einen Außerirdischen, der versehentlich in der wüstenhaften Region Rajasthans notgelandet ist und, ohne Kenntnis von menschlichen Verhaltensweisen und Umgangsformen zu haben, in verschiedenen Kostümierungen nebst obligatorischer Boy-Meets-Girl-Liebesgeschichte unentdeckt unter den Erdenbürgern zurechtkommen muss, um seine ihm gestohlene, einem Medaillon ähnelnde Fernsteuerungseinheit für sein Raumschiff wiederzufinden, mit der er zu seinen intergalaktischen Artgenossen zurückkehren kann. Das Problem ist nur, dass eben diese von einem hinduistischen Götzendiener als göttliche Reliquie missbraucht wird. Parallelen zum 2012er Kassenhit OMG - Oh My God!, in dem ein Antiquitätenhändler wegen eines offenen Versicherungsschadens Gott bzw. seine irdischen Stellvertreter verklagt, sind unverkennbar. Deshalb war es nur eine Frage der Zeit, bis der Filminhalt landesweit medial forcierte Kontroversen auslöste und hinduistische Religionsfanatiker damit anfangen würden, aus Protest indische Kinosäle zu demolieren, weil sie durch den humorigen Streifen ihren Glauben verunglimpft  sehen.

Don't like it, don't watch it! Zu diesem aufs Wesentliche verkürzten Urteil  kam das in vorliegendem Fall sehr standhaft zugunsten der Filmemacher agierende Oberste Gericht Indiens, als konservative politische Gruppierungen u.a. wegen eines fast gänzlich nackten Hauptdarstellers auf dem Filmplakat eine Klageschrift zum Verbot des Films einreichten, weil sie darin einen Werteverfall und die Gefährdung der Jugend sahen. Der Oberste Richter verteidigte in seiner Begründung die Entscheidung mit dem verfassungsmäßigen Recht auf künstlerische Freiheit und erklärte zudem, dass die heutige indische Jugend durch das jederzeit zugängliche Internet in Sachen Nacktheit ausreichend aufgeklärt sei. Der einzige Effekt, den die Petitionisten erreichten, ist zusätzliche kostenlose Werbung, zumal Aamir Khan selbst verneinte , dass die Aufmachung des Posters eine reine Publicitystrategie darstellt, sondern die Quintessenz seiner Figur offenbart, was der Zuschauer aber nur verstünde, wenn er den Film ganz gesehen hat.


Damit nicht genug sorgten Plagiatvorwürfe  für Aufsehen, die dem ersten Motion Poster  des Films große Ähnlichkeit zu einem Plattencover eines portugiesischen Musikers aus den 70ern unterstellen und der Story eine vermeintlich unübersehbare inhaltliche Nähe zum australischen Sci-Fi-Drama Epsilon (auch bekannt als Alien Visitor) von Rolf de Heer aus dem Jahr 1997 nachsagen. Richtig kurios wurde es, als sich auch noch Verschwörungstheoretiker zu Wort meldeten und der ehemalige Minister des Kabinetts Subramanian Swamy laut Bollywoodlife.com  behauptete, der ISI, militärischer Nachrichtendienst des Erzfeindes Pakistan, hätte den Streifen finanziert, um Indien und seine Mehrheitsreligion, den Hinduismus, in Verruf zu bringen. Dass die länderspezifische Internet-Top-Level-Domain von Pakistan .pk lautet, könnte dabei eine Rolle gespielt haben. Bei so vielen kleinen aber werbeträchtigen Skandälchen fiel die eigentliche Reklame für den Film eher spartanisch aus und beschränkte sich auf das Notwendigste, denn die Fans indischer Filme weltweit konnten sich die Wartezeit bis zum Kinostart bereits mit einer Spiele-App fürs iPhone verkürzen und hatten im Vorfeld ihren Spaß mit das Filmplakat veralbernden Twitternachrichten .

Nur im einen an sich großen Kinomarkt darstellenden Deutschland bekommt der geneigte Filmfan dank mittlerweile mehr als ein Jahrzehnt anhaltender, desaströs fehlgeleiteter Veröffentlichungspolitik in Bezug auf das indische Kino wohl vorerst nichts von Aliendarsteller Aamir Khan zu sehen, denn der einzige indische Film aus dem Jahr 2014, der in Deutschland im Kino startete und für den eine DVD/Blu-ray-Auswertung auf dem Plan steht, ist die Oceans-Eleven-artige Heist-Actionthrillerkomödie Happy New Year mit - wer hätte es gedacht - Shahrukh Khan. Das hat aber mit Vielfalt und einem facettenreichen Einblick in die Kinolandschaft Indiens nichts zu tun!

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