Beim Filmfestival im südfranzösischen Cannes wurde gestern die Goldene Palme verliehen, gewonnen hat sie ein thailändischer Film. Regisseur Apichatpong Weerasethakul mit dem Film Uncle Boonmee erinnert sich an seine früheren Leben. Apichatpong zählt zu Thailands Independent-Regisseuren, die sich oft gegen das thailändische Regime und die Monarchie positionieren, viele seiner Filme sind in seiner Heimat verboten. Sie behandeln Themen wie Rebellion oder Homosexualität.
Onkel Boonmee erzählt von Krankheit und Tod: Er spielt im Nordosten des Landes, viele Szenen sind im Wald gedreht, die Darsteller sind Laien. Boonmee (Thanapat Saisaymar), die Hauptfigur, hat ein Nierenleiden und wird bald sterben. Früher tötete er eine Menge Kommunisten, vielleicht hat dies sein Karma verunreinigt, meint er. Ein aus Laos stammenden Krankenpfleger pflegt den alten Mann, seine Verwandten kommen ihn auf dem Land besuchen. Zwischen der Realität erhebt sich jedoch bald eine Subebene, in der seine verstorbene Ehefrau wieder ans Licht kommt oder sein Sohn, der ihn mit zotteliger Frisur und roten Augen wie ein Affe anschaut.
Dass ein thailändischer Film gerade jetzt die Goldene Palme gewonnen hat, ist sicherlich nicht der politischen Lage in Bangkok geschuldet, zeigt aber, wie wichtig die Juryentscheidung unter der Leitung von Tim Burton ist. In Bangkok tobt derzeit ein Bürgerkrieg, die Menschen empören sich gegen die Tyrannei des Staates und fordern (mehr) Demokratie.
Im Rennen um die Auszeichnung für den besten Film waren 19 Regisseure, deutsche Filmemacher gab es im Wettbewerb 2010 keine. Lediglich der Weißrussland stammende Filmemacher Sergei Loznitsa trat mit der deutsch-ukrainisch-niederländischen Koproduktion “Mein Glück” an. In der renommierten Reihe Un Certain Regard hingegen waren die beiden deutschen Filmemacher Christoph Hochhäusler und Oliver Schmitz zu finden. Vergangenes Jahr ging die Goldene Palme an den österreichischen Filmemacher Michael Haneke für den Film Das weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte.