Ash vs Evil Dead - Unser erster Eindruck

02.11.2015 - 08:50 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
Alles groovy?Starz
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2013 eroberte der Tanz der Teufel als blutiges Remake Evil Dead die große Leinwand. Jetzt kehrt das Böse in Form einer Serie zurück. Wir haben uns Sam Raimis Pilotfolge von Ash vs Evil Dead mit Bruce Campbell angeschaut und ein erstes Fazit gezogen.

Blickt man sich in der Serienlandschaft um, gibt es gleich mehrere Trends, die auffällig sind. So häufen sich beispielsweise anthologische Erzählungen à la Fargo, True Detective und American Horror Story auf der Mattscheibe. Seit ein paar Jahren finden aber auch verstärkt Geschichten, die einst auf der großen Leinwand Erfolge feierten, ihren Weg auf die heimischen Bildschirme. Nachdem zuletzt MTV mit Scream einem prägenden Horrorklassiker in Serienform neuen Atem eingehaucht hat, knöpft sich Starz nun Sam Raimis Evil Dead-Trilogie vor, die sich aus Tanz der Teufel, Tanz der Teufel 2 - Jetzt wird noch mehr getanzt und Armee der Finsternis zusammensetzt. Passend zu Halloween feierte Ash vs Evil Dead am vergangen Wochenende seine Premiere und krönte den allseits zelebrierten Horrorctober  mit einer saftigen Splatter-Serie, die keine Gefangenen macht.

Der König im Supermarkt

"In my own way, I am king", gab Ash Williams (Bruce Campbell) einst zu Protokoll, nachdem er sich zuvor noch als Sklave vorgestellt hatte. Die Wandlung der Figur in der Evil Dead-Reihe ist bemerkenswert: Am Anfang war er - wie unzählige seiner Artverwandten im Horrorfilm - ein naiver Teenager, für den sich der Ausflug zur Hütte im Wald in einen furchtbaren Albtraum verwandelte. Mittlerweile ist von diesem unsicheren Charakter nicht mehr viel übrig geblieben: Ash ist ein Badass, geformt von Dämonen. Ein Antiheld, der sich gleichermaßen überschätzt wie unterschätzt und hinter seiner abgeklärten Macho-Fassade ein gutes Herz versteckt, das insgeheim im Wahnsinn des Blutvergießens zerbrochen ist. Sein "Groovy" ist also nicht nur Ausdruck einer entschlossenen Kampfansage, sondern ebenfalls Zeugnis eines innerlich komplett zerrissenen Menschen, der trotz all seiner Erlebnisse instinktiv die Seite der Guten gewählt hat. Und jetzt, 30 Jahre später, sitzt er (immer noch) im Supermarkt fest, obwohl er in einer anderen Welt ein König hätte sein können.

Auf gewisse Weise haben Sam Raimi, Ivan Raimi und Tom Spezialy, ihres Zeichens für das Skript der 40-minütigen Pilotfolge mit dem Titel El Jefe verantwortlich, die Zeit zwar weitergedreht, den Status quo der letzten Minuten von Armee der Finsternis jedoch unberührt gelassen. Dadurch gelingt die Rückkehr ins Evil Dead-Universum spielend leicht, nicht zuletzt handelt es sich bei Ash vs Evil Dead um eine direkte Fortsetzung der Ereignisse. Während die eingangs erwähnte Scream-Serie abseits des referenziellen Meta-Rahmens nur sehr lose den Draht zu den Kinofilmen aufrechterhält, versteht sich Ashs Comeback viel mehr als der vierte Teil der Reihe, der (bis dato) nie realisiert wurde. Das Erfrischende dabei: Ash vs Evil Dead ist nur bedingt daran interessiert, seinem Ursprung nachzueifern, weil dieser selbst nie ein beständiger war. Vergleichbar mit bei Robert Zemeckis' Zurück in die Zukunft-Trilogie punktet jeder Teil mit besonderen Eigenheiten und so ist es konsequent wie löblich, dass Ash vs Evil Dead seinen eigenen Weg geht.

Vertrautes Feeling auf neuen Pfaden

Ikonische Elemente sind natürlich nach wie vor vorhanden, genauso wie ständige Querverweise. Sogar ein liebesvolles Recap der vorherigen Geschehnisse hat es in den Serienauftakt geschafft - von der wahnsinnigen POV-Kamerafahrt in rasender Geschwindigkeit durchs Unterholz ganz zu schweigen. An diesem Punkt setzt jedoch schon erste Veränderung bzw. Weiterentwicklung ein, denn von der vertrauten Waldhütte in Tennessee bekommen wir nichts zu sehen. Stattdessen verlagert Ash vs Evil Dead den Handlungsort in den Prototyp einer amerikanischen Kleinstadt mitsamt einer Wohnwagensiedlung, in der Ash nicht nur zu Hause ist, sondern im fetzigen Finale der Folge glorreich den Kampf gegen das Böse aufnimmt - Kettensägenhandprothese inklusive! Die Dämonen befinden sich mitten unter uns, anstelle an Orten vollkommener Isolation ihr Unwesen zu treiben. Bereits im Opening verläuft ein "Date" nicht so, wie sich Ash den Abend vorgestellt hat - ähnlich ergeht es Polizistin Amanda Fisher (Jill Marie Jones), die bei einer diabolischen Begegnung ihren Partner verliert.

Der Kreis der Mitwissenden ist folglich kein exklusiver mehr: Mit seinem liebsten Arbeitskollegen Pablo Simon Bolivar (Ray Santiago) und seiner neuen Kollegin Kelly Maxwell (Dana DeLorenzo) bekommt Ash tatkräftige Unterstützung. Darüber hinaus kündigt sich Ruby Knowby (Lucy Lawless) als mysteriöse Schlüsselfigur zum Ende der Episode an. "Nothing is wrong with your eyes. Sometimes what you think you saw was exactly what you saw", sagt sie vertrauensvoll zu Amanda, die nach ihrer Begegnung mit dem Teufel an ihrem Verstand zweifelt. Hier rollt Ash vs Evil Dead einen zweiten Plot aus, um das Grundgerüst für die nächsten neun Folgen zu stärken. Der Main-Arc konzentriert sich derweil auf Ash, der damit beschäftigt ist, einen eigenen Fehler rückgängig zu machen. Das plötzliche Auftauchen der Dämonen hat er nämlich selbst provoziert, als er unter Einfluss von Drogen und Alkohol munter aus dem Necronomicon Ex-Mortis vorgelesen hat, um sein Gegenüber zu beeindrucken.

Punktlandung dank Campbell und Raimi

Selbstverschuldet ist er also, der erneute Tanz mit den Teufeln. "Your time comes again", beschwört die finstere Macht den Protagonisten der Geschichte und dagegen ist auch nach den Credits von El Jefe nichts mehr einzuwenden. Bruce Campbell lebt die Serie genauso wie er vor über zwei Dekaden die Filme gelebt hat. Seine alleinige Präsenz vereint sowohl die schaurigen als auch die humorvollen Augenblicke des Franchise perfekt. Außerdem punktet die Pilotfolge mit der Tatsache, dass niemand Geringeres als Sam Raimi auf dem Regiestuhl Platz genommen hat. Seine Handschrift ist unverkennbar und lässt sich nicht einmal vom engen Korsett eines Starz-Formats in die Schranken weisen. Das Debüt von Ash vs Evil Dead entpuppt sich als ein absolutes Highlight an der diesjährigen Pilotenfront und macht definitiv Lust auf weitere Abenteuer mit pointiertem Dämonen-Einschlag. Gleichzeitig liegt die Messlatte nach dieser hervorragenden Punktlandung enorm hoch, was den Rest der ersten Staffel anbelangt. Aber ich bin ziemlich zuversichtlich, dass Ash und Co. nicht so schnell die Puste ausgehen wird.


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