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Asia Vu #4: Entfremdung

16.10.2015 - 17:17 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Millennium Mambo
Palm Pictures
Millennium Mambo
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Wenn der Mensch und seine Umgebung nicht mehr kompatibel erscheinen, wenn sich das Individuum freiwillig oder zwangsläufig gesellschaftlich und psychologisch abgrenzt: Entfremdung.
Neben der Spur, isoliert und sogar verloren fühlen sich die Protagonisten der Filme, um die es beim vierten Teil meiner Reise in die Filmwelten Asiens - dieses Mal nach Hongkong, Japan und Taiwan - gehen soll.

Made in Hong Kong (Heung Gong jaj jo) | Fruit Chan | Hongkong | 1997

Eine Stadt und ihre Bewohner am Wendepunkt: Inmitten der Übergabe Hongkongs 1997 von Großbritannien an China, streifen die Jugendlichen Moon, Sylvester und Ping ziellos durch eine Welt, deren Zukunft genauso im Ungewissen liegt, wie ihre eigene. Urbane Entfremdung und kulturelle Irritation in einer Phase des Umbruchs. Regisseur Fruit Chan zeichnet ein Porträt von Menschen mit Träumen, aber ohne Ambitionen, mit der Sehnsucht nach einem Ideal, das jedoch auf ewig bloß ein Konjunktiv bleiben wird. Was übrig bleibt, ist eine Gegenwart ohne Orientierung...

Vengeance is Mine (Fukushû suru wa ware ni ari) | Shôhei Imamura | Japan | 1979

Post-Nūberu-bāgu und doch stark von der japanischen Welle beeinflusst: Irgendwo zwischen Psychogramm, Sozialkritik, Serienkillerthriller und intelligentem Drama bewegt sich Imamuras Film während des Krieges und danach in einem steten japanischen Konflikt zwischen Tradition und (Post-)Moderne, zwischen Norm und Abweichung. Serienkiller Iwao ist längst von seiner Umwelt soziopathisch entfremdet und führt den Zuschauer auf die impulsive Odyssee seines kriminellen Daseins, das seinen Platz in einer undenkbaren Nische abseits jeglicher Moral gefunden zu haben scheint.

Millennium Mambo (Qian xi man po) | Hsiao-hsien Hou | Taiwan | 2001

Die interpersonelle Entfremdung in einer urbanen Neonwelt. Bereits 2001 nahm sich der taiwanesische Regisseur Hou dieser heute mehr denn je relevanten Thematik an. Noch vor dem technologischen Aufstieg, der Millionen Menschen über Facebook zu Freunden in Anführungsstrichen machte, konnte man sich in der farbenfrohen, vielbevölkerten Welt einsam und verloren fühlen. Vicky steckt in ihrem eigenen Leben fest, ohne Arbeit, ohne Ziele und scheinbar ohne Chance, der unendlichen Leere zu entkommen; die paralysierenden Fesseln der postmodernen Gesellschaft in wunderschön ästhetische Bilder getaucht.


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