"Beängstigendes Glitzern" in James McAvoys Augen: Speak no Evil-Stars Mackenzie Davis & Scoot McNairy über Remakes und den Horror der Höflichkeit

23.09.2024 - 09:05 UhrVor 6 Monaten aktualisiert
Speak No Evil: Mackenzie Davis & Scoot McNairy im InterviewUniversal
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Neben James McAvoy spielen Mackenzie Davis und Scoot McNairy in Speak No Evil die Hauptrollen und gaben vorab spannende Einblicke zu Remakes, James McAvoy und höflichem Horror.

Speak No Evil verstörte als schockierender Geheimtipp aus Dänemark und den Niederlanden vor zwei Jahren so manchen Horror-Fan. Nun kommt das englischsprachige Remake Speak No Evil von James Watkins (Die Frau in Schwarz) in die Kinos. Diesmal ist es ein amerikanisches Paar, das eine Urlaubsbekanntschaft mit einer anderen, britischen Familie schließt. Kurz darauf folgt schon die Einladung auf deren englisches Landhaus. Doch in der Abgeschiedenheit nimmt die neue Freundschaft bedrohliche Züge an.

Mackenzie Davis und Scoot McNairy spielen Louise und Ben, die mit ihrer Tochter Agnes James McAvoys Einladung aufs Land folgen. Moviepilot sprach mit ihnen über Remake-Änderungen, den Bedrohlichkeits-Faktor ihres berühmten Co-Stars und die Frage, ob wir heute zu höflich und empathisch sind.

Speak No Evil: Mackenzie Davis und Scoot McNairy im Interview

Moviepilot: Als Halt and Catch Fire-Fan muss ich als Erstes fragen, wer eure Reunion in Speak No Evil eingefädelt hat, nachdem ihr beide Hauptrollen in der Serie hattet? Hat einer den anderen empfohlen?

Mackenzie Davis: Nein! Ich wurde in dem Film besetzt und Regisseur James Watkins hat Scoot [McNairy] gecastet und mich gefragt, was ich von ihm denke. Und ich meinte nur: 'Er ist der Beste!' Ich weiß nicht mal, ob [Watkins] Halt and Catch Fire gesehen hat.

Scoot McNairy: Es ist großartig, am Set auf jemanden zu treffen, den man von früher so gut kennt. Vier Jahre haben wir zusammengearbeitet! Man kennt sich schon und hat eine gemeinsame Chemie. Wir haben sofort wieder zusammengefunden.

Habt ihr das Original von Speak No Evil gesehen, bevor ihr das Remake gedreht habt?

Scoot McNairy: Absolut. Das dänische Original ist ein großartiger Film. Was ich als Vater insbesondere beim Schauen des Originals so attraktiv fand: Der Film spielt mit Eltern und Kindern und dem höflichen Unwohlsein bei anderer Kindererziehung. Beim Remake habe ich mich sofort gefragt, was James Watkins anders machen würde.

Mackenzie Davis: Ich habe das Original erst danach angesehen und fand es fantastisch. Unsere Filme unterscheiden sich stark, aber ein paar Schlüsselszenen haben wir gemeinsam. Ich wollte nur vorher nicht die Version von jemand anderem im Kopf haben.

Vor allem am Ende unterscheiden die zwei Filme sich sehr. Habt ihr unterschiedliche Enden gedreht oder war das immer der Schlusspunkt, an dem ihr ankommen wolltet?

Mackenzie Davis: Das war immer so. Unser letzter Akt war von vornherein anders als der von Christian Tafdrups Film. Aber das macht es so interessant: Vielleicht würden Amerikaner in dieser Situation anders reagieren als Dänen. Es ist die Untersuchung kultureller Moral. Und mit anderen Paaren und anderen Nationalitäten wird es immer anders sein. Ich denke, das funktioniert.

Scoot McNairy: Ich denke, wir wollten keinen Film machen, der eine Kopie des anderen ist. Beide Filme haben tolle Enden, aber sehr unterschiedliche.

Schaut ihr lieber Horrorfilme mit hoffnungsvollem oder verheerendem Ende?

Mackenzie Davis: Für mich bitte nur puren Tod, danke. [lacht] Nein, ich will einfach nur, dass sie gut und glaubhaft am Ende sind. Wo man im Publikum sagt: Ich habe euch so viel von meinem Adrenalin und meinen Erwartungen gegeben, dass ihr mich am Ende belohnt. Es soll sich real und befriedigend anfühlen.

James McAvoy ist in Speak No Evil ziemlich angsteinflößend. War das am Set auch zu spüren?

Mackenzie Davis: Es ist nicht genauso gruselig. Er kann aber sehr verunsichern. Er spielt diese Dualität zwischen bedrohlich und lächelnd meisterhaft. Und er ist so charmant. Aber dann ist da dieses beängstigende Glitzern in seinen Augen. Ich wusste nie, was er als Nächstes tun würde. Und das bewirkte auf interessante Weise, dass man ihn im Blick behalten wollte.

Scoot McNairy: Das einzige, was James McAvoy mit seinem Charakter gemeinsam hat, ist, dass er unwahrscheinlich charismatisch ist. Unglaublich lustig. Und man hat Spaß, in seiner Nähe zu sein. Aber was die ganze Giftigkeit angeht: nein. Er ist ein absolut liebenswerter Teddybär und eine Naturgewalt als Schauspieler.

Louise und Ben kommen in viele schlimme Situationen, weil sie nicht nein sagen können oder freundlich bleiben wollen. Denkt ihr, wir sind heutzutage zu höflich?

Mackenzie Davis: Vielleicht. Meiner Meinung nach hat das mehr mit ihrer Ehe zu tun, als ein genereller Kommentar auf die Menschen zu sein. Sie haben die Entscheidung getroffen, dass in ihrer Ehe Dinge verhandelt werden. Sie wollen sicherzustellen, dass jeder gehört wird und seinen Willen bekommt. Louise ist so ständig in der Position, ihr Leben oder ihre Ehe retten zu müssen. Und manchmal muss sie abwägen: 'Okay, ich durfte das letzte Mal gehen. Deswegen müssen wir jetzt bleiben.' Sie trifft also zugunsten des Familienfriedens schlechte Entscheidungen gegen ihren Instinkt.

Scoot McNairy: Der Titel ist wirklich im Thema des Films verwurzelt: Wie weit geht die Höflichkeit eines Menschen und wann legt man sie bloß? Wie weit kannst du jemanden treiben, bevor er oder sie 'Nein' sagt. Ich liebe den Titel und bin froh, dass sie ihn behalten haben.

Mackenzie Davis: Wir sind in einer Zeit, in der ein Schwerpunkt auf Empathie gelegt wird. Und das kann so großartig sein. Aber manchmal kann Mitgefühl verfälscht werden. Wenn es dazu führt, dass man die Dinge nicht richtig im Hier und Jetzt erlebt, weil man sich ständig fragt, ob man gerade unsensibel reagiert, statt auf den eigenen Körper zu hören.

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