Bei Amazon Prime streamen jetzt 158 Minuten pures Psycho-Drama: Es ist ein Verbrechen, dass die Hauptdarstellerin keinen Oscar bekommen hat

29.01.2025 - 17:10 Uhr
TárUniversal Pictures / Focus Features, LLC
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Fast drei Stunden absoluter Psycho-Trip erwarten euch derzeit bei Amazon Prime. Doch das Milieu, in das wir uns begeben, ist vielleicht etwas ungewöhnlich für Thriller-Erlebnisse.

Wie wäre es, wenn wir uns einmal etwa drei Stunden mit klassischer Musik beschäftigen? Mit der Rolle einer Dirigentin und den Verhältnissen innerhalb eines Orchesters? Mit der Anzahl der Kinder, die Johann Sebastian Bach seiner Zeit zeugte? Wäre das nicht … klasse? Gut, streng genommen wäre es Klassik. Fakt ist aber, dass all das so packend inszeniert werden kann, dass es an einen Thriller grenzt.

Bei der Idee werden die meisten den Kopf schütteln. Ein paar wenige aber, die bereits von Tár gehört haben oder wissen, wie überirdisch Cate Blanchett aufspielen kann – die werden nicken. Und sie werden recht haben. Denn Tár, jetzt im Streaming-Angebot bei Amazon Prime verfügbar, ist ein Meisterstück.

In Tár auf Amazon Prime tauchen wir mit Cate Blanchett in die Psyche eines verdrehten Genies ein

Lydia Tár (Blanchett) ist an der Spitze angekommen. Sie hat sich als Frau in der männerdominierten Welt der klassischen Musik durchgeschlagen und ist erfolgreiche Dirigentin. Ihre erste Geige ist zugleich ihre Ehefrau Sharon (Nina Hoss), mit der sie musikalische und Familienträume leben kann – auch als Mutter der kleinen Petra. Außerdem steht ihr Assistentin Francesca (Noémie Merlant) zur Seite.

Das nächste große Hoch ihrer Karriere wartet schon: Sie soll eine prestigeträchtige Aufführung der 5. Sinfonie von Mahler dirigieren. Ihr Berliner Orchester hängt ihr bei jeder Anweisung an den Lippen. Auch eine talentierte und attraktive junge Cellistin, die Lydias Interesse weckt.

Zugleich eckt Lydia permanent an ihren Mitmenschen an. Sie stößt Student:innen als Dozentin vor den Kopf, übervorteilt ihre Assistentin, und verstrickt sich immer tiefer in Intrigen, Lügen und Manipulationen. Je näher die große Aufführung rückt, desto brenzliger wird ihre Situation – und desto zerbrechlicher ihr psychischer Zustand.

Der Thriller ist die große Stunde der Cate Blanchett, die eindeutig mehr Würdigung verdient hat

Einige der großen Stärken von Tár müssen sich hier jetzt leider hinten anstellen. Die Musik, die natürlich nicht nur "heimlicher" Star ist. Nina Hoss, die ihrer Leinwandpartnerin stoisch die Stirn bietet. Die Kamerafahrten und fantastischen Einstellungen, die aus jeder Szene ein modernes Kunstwerk machen.

Alle leider nur – wie sollte es anders sein – zweite Geige hinter der einen, der einzig wahren, der einzigartig aufspielenden Cate Blanchett. Blanchett, die zum lebenden, atmenden Konflikt voller Geheimnisse, Fehler, Geniestreiche und Widerwärtigkeiten wird.

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Blanchett erlebt als Darstellerin absoluter Spitzenklasse zwar regelmäßig Sternstunden. Aber hier hebt sie ihr Können, ihr geradezu hypnotisches Charisma auf ein neues Level. Mit Lydia Tár schafft sie in Zusammenarbeit mit Autor und Regisseur Todd Field eine Figur, die ebenso bewunderns- wie hassenswert ist. Die einmal alle Gefühlsakkorde durchspielt und uns mit Schleudertrauma zurücklässt.

Tár dirigiert nicht nur ihr Orchester, sondern auch die Seelen des Publikums. Dass dies 2023 nicht mit einem Oscar gewürdigt wurde, grenzt an ein Verbrechen – auch wenn Gewinnerin Michelle Yeoh ihr auf ganz eigene Art ebenbürtig war. In jedem Fall bleibt Blanchett der beste Grund, sich einmal von Tár aufsaugen, durch die Mangel drehen und begeistern zu lassen.

Wer genau das vorhat, kann das pure Psychodrama von Tár jetzt im Streaming-Abo bei Amazon Prime erleben.

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