Big Friendly Giant - Das sagen die Kritiker zum neuen Spielberg-Film

21.07.2016 - 08:55 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
BFG - Big Friendly GiantConstantin
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Heutet startet Steven Spielbergs neuer Film BFG - Big Friendly Giant in den deutschen Kinos. Wir haben euch einen Überblick über die Kritiken zusammengestellt.

Mit BFG - Big Friendly Giant adaptiert Steven Spielberg das Buch Sophiechen und der Riese von Roald Dahl. Dieser ist bekannt für seine schwarzhumorigen Kindergeschichten. Andere Bücher, die aus seiner Feder stammen und eine filmische Umsetzung bekamen, sind zum Beispiel Hexen hexen, Danny DeVitos Matilda sowie Charlie und die Schokoladenfabrik von Mel Stuart und Tim Burtons Remake von diesem.

Die kleine Sophie (Ruby Barnhill) lebt in einem Waisenhaus. Während die anderen Kinder schon schlafen, wandelt sie bei Nacht durch die Gänge, sortiert die Post, macht sauber oder liest. Sie scheint bereits in jungen Jahren desillusioniert. Fantastisches und Wunder gibt es in ihrer Welt nicht, bis sie eines Nachts auf den Big Friendly Giant (Mark Rylance) trifft, der sie widerlegen soll. Da er gesehen wurde, schnappt der Riese sich das kleine Mädchen und springt mit ihr durch die Nacht direkt hinein in seine Welt. Dort stellt Sophie fest, dass sie vor diesem freundlichen großen Wesen keine Angst haben muss, doch vor seiner Hütte lauern andere Riesen, die nach Menschenfleich lechzen.

Was die englischsprachige und die deutsche Kritik von Spielbergs neuem Märchen hält, könnt ihr nun lesen.

Zuerst natürlich die harten Fakten zu BFG - Big Friendly Giant:

  • 18 Kritiker-Bewertungen mit einem Durchschnittswert von 6,1
  • 26 Community-Bewertungen mit einem Durchschnittswert von 6,3
  • 11 Kritiken und 6 Kommentare
  • 275 Vormerkungen, 5 sind nicht interessiert

Das sagen die englischsprachigen Kritiker zu BFG - Big Friendly Giant:

Peter Debruge von Variety  sah einen spaßigen, süßen Film mit einer herzerweichenden Beziehung zwischen Kind und Riesen:

Der Humor, den BFG bietet, entspringt fast gänzlich dem Roman von [Roald] Dahl und resultiert meistens aus der komischen Art und Weise, mit der die Riesen in ihrem "Gobblefunk"-Dialekt sprechen. Währenddessen tut sich [Melissa] Mathisons Drehbuch durch eine tiefschürfende Verbindung zwischen Sophie und dem BFG hervor, als ständig Witze zu reißen. Wenn überhaupt, dann entschärft sie ein paar von Dahls skandalösen Gags. Einschließlich einer Szene, in der der Buckingham Palace zu einer großen Pupsrunde wird [...] Aber sie hat auch die beste Szene des Films erschaffen: Um die Aktionen der menschenverschlingenden anderen Riesen zu kompensieren, flößt er schlafenden Kindern durch ihre Fenster schöne Träume ein.

In der Online-Kritik der Empire  schrieb Anna Smith von einem Film, der vielversprechend anfängt, dann aber im Stillstand verharrt:

Die Geschichte beginnt vielversprechend: [...] Die Londoner-Nacht verzaubert wie eine Märchenstadt, während erste Blicke auf den BFG entzücken. Das Bild einer riesigen Hand, die dich aus deinem Bett greift, ist einer der Nervenkitzel im Buch und es ist gut umgesetzt. [Ruby] Barnhill ist eine großartige junge Schauspielerin und ihr bodenständiger, bebrillter Charakter ist weit weg von Disneys stereotypischer Heldin. [...] Aber dann passiert etwas Seltsames: nichts. Für eine ziemlich lange Zeit. Dieser Akt ist überfüllt mit Dialogen zwischen Sophie und dem BFG und überzieht Szene für Szene das angenehme Seherlebnis. [...] Der BFG, der von den großen Jungs gemobbt wird, hat sicherlich einen Underdog-Anklang, aber die Geschichte pausiert zu lange in ihrer Redundanz.

Todd McCarthy vom Hollywood Reporter  fand BFG zu lang und narrativ uninteressant, aber technisch anspruchsvoll:

[...] diese Adaption von Roald Dahls nachhaltigem Klassiker (zufällig im selben Jahr wie E.T. - Der Außerirdische erschienen) lässt den Regisseur tief in die technische Trickkiste greifen, um Riesen und Menschen auf der gleichen Bühne zusammenzuwerfen [...] aber der zweistündige Zweihänder zieht sich durch zu viele Dialoge und findet keinen narrativen Absprung.

Das sagen die deutschsprachigen Kritiker zu BFG:

Daniel Kothenschulte schrieb in der Frankfurter Rundschau  von einem Film, der auf verschiedenen Ebenen zwei Welten verschmelzen will:

Tatsächlich wirkt dieser Film wie der nicht immer glückliche Versuch, zwei verwandte Welten miteinander zu verheiraten: Unübersehbar grüßt in diesem Riesen, auch wenn er die Züge seines Schauspieler-Modells Mark Rylance trägt, „E.T“ mit seinen knorrigen Fingern und dem freundlichen Faltengesicht. Die innige Freundschaft zwischen Kind und Alien versetzt den Filmemacher in sein ureigenstes Element. Disney, oder das was die gleichnamige Firma für Disney hält, zeigt sich in einem magischen Zuckerguss, der vor allem im Land der Träume leuchtet wie elektrische Christbaumkerzen. Nur von weiter ferne erinnert diese allzu gepuderte Welt an die Farbpalette eines der größten Disney-Meisterwerke, die „Nussknacker-Suite“ aus dem Musikfilm „Fantasia“. Doch man spürt keine künstlerische Hand hinter dieser Künstlichkeit.

Bei Epd Film  sah Kai Mihm ein Problem in dem Kontrast von Ausgangsstoff und Ausführung, das sich sich konterkarierend auswirkt:

Leider wirkt Spielbergs Umsetzung kaum mehr als routiniert. Ein Gefühl der Leidenschaft und der Dringlichkeit, die gerade auch seine kindlicheren Filme prägten, stellt sich kaum ein. Dies mag auch der kunterbunten Digitalästhetik geschuldet sein, die der "altmodischen" Emotionalität des Stoffs auf eigentümliche Weise im Weg steht. Die Erzählung wirkt sprunghaft und ohne echten drive, die düsteren Momente der Vorlage (etwa dass der BFG schon öfter Kinder »entführte«, die aber gefressen wurden) bleiben weitgehend ausgespart. Es lässt sich nur spekulieren, ob dies der (ersten) Zusammenarbeit Spielbergs mit Disney geschuldet ist. Dafür inszeniert er das Finale mit einem fragwürdig politisch konnotierten Militarismus – der Kontrast zur antimilitärischen Haltung in E.T. könnte größer nicht sein.

Bei Kino Zeit  sieht Joachim Kurz unter dem typischen Spielberg-Pathos noch den garstigen Geist Roald Dahls:

Am schönsten ist BFG aber vor allem dann, wenn sich unter Spielbergs Pathos-Einlagen Roald Dahls typischer Erzählton die Bahn bricht. Das merkt man insbesondere, wenn der Engländer Dahl von der Begegnung des Riesen und der kleinen Sophie mit der leibhaftigen Königin von England erzählt und sich Spielberg in diesem Momenten völlig dem frechen Witz der Vorlage überlässt: Dank des Blubberwassers, das der Riese mit den Segelohren am allerliebsten trinkt und das er der Queen als Gastgeschenk überreicht, furzt nicht nur der gesamte Hofstaat und die versammelten Militärs, sondern auch die Monarchin höchstselbst lustige grüne Wolken. Und es sind genau diese Szenen, in denen Spielberg die perfekte Balance findet zwischen Kindlichem und einer zuvor selten bei ihm gesehenen Lust am Überzeichnen, am gutmütigen, fast schon satirisch zugespitzten Witz und an augenzwinkernden Frechheiten, die das übliche Pathos, ohne das auch BFG nicht auskommt, erheblich zu mildern verstehen.

Fazit zu BFG - Big Friendly Giant:

Die Kritiker sehen neben großem technischen Auftreten nur Ansatzweise die Emotionalität, die Steven Spielberg entfalten kann. Oft ist BFG narrativ aber zu starr und uninteressant. Roald Dahls typisch schwarzer Humor lugt hinter Kitsch und Pathos immer wieder hervor, führt aber auch hin und wieder zu tonalen Unausgewogenheiten. Ganz rund scheint BFG nicht zu sein, aber durchaus anschaubar.

Werdet ihr dem BFG in das Riesenland folgen?

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