Boykott der Premiere von Operation Walküre

20.01.2009 - 08:30 Uhr
Tom Cruise als Staufenberg
Tom Cruise als Staufenberg
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CDU-Bundestagsabgeordneter Michael Brand ruft zum Boykott der Premiere des Films auf.

Er wird nicht zur Premiere von Operation Walküre – Das Stauffenberg Attentat gehen und CDU-Bundestagsabgeordnete Michael Brand ruft auch alle seine Parlamentarierkollegen auf, die feierliche Veranstaltung zu boykottieren. Hollywood-Star Tom Cruise nebst Ehefrau Katie Holmes sowie zahlreiche Stars des Films werden heute Abend wohl trotzdem am Potsdamer Platz erscheinen, über den Roten Teppich laufen und von Hunderten Fans bejubelt werden.

Was ist der Grund für den Boykott-Aufruf? CDU-Bundestagsabgeordnete Michael Brand kritisiert offen die Scientology Sekte. Sie sei “eine verfassungsfeindliche Organisation, ein totalitäres System”. Er lehnt es ab, dass Claus Philipp Maria Schenk Graf von Stauffenberg, eine “Symbolfigur gegen den Totalitarismus der Nazis” von einem Schauspieler dargestellt wird, “der zur Spitze einer totalitären, antidemokratischen Organisation zählt”. Deshalb werde er nicht zu der Premiere gehen und ruft auch seine Kollegen dazu auf. Außerdem ist sich der Abgeordnete ziemlich sicher, dass Stauffenberg selbst Widerstand gegen die Sekte geleistet hätte.

Wie also schon vor zwei Jahren, als bekannt wurde, dass Tom Cruise die Rolle des Stauffenbergs übernehmen wurde, spalten sich die Geister. Kulturstaatsminister Bernd Neumann, ebenfalls CDU, lobte den Film, weil er das Stauffenberg-Attentat gegen den Diktator Hitler international bekannt mache. Hier geht es zur Website des Bundestagesabgeordneten; vielleicht wollt Ihr ihm zu seinem Boykott ja etwas mitteilen.

Die Presse ist zudem gespalten, was die darstellerische Leistung des Tom Cruise betrifft. Christine Peitz im Tagesspiegel beschreibt es so: "Als er zum Hitlergruß genötigt wird und trotzig den Armstumpf reckt, ist Tom Cruise nur von hinten zu sehen. Weil ein “Heil Hitler!” rufender Hollywood-Star einfach nicht denkbar ist? Wohl eher, weil die Szene einen Charakterdarsteller erforderte. Das Talent von Tom Cruise reicht dafür nicht aus."

Dagegen meint Claudius Seil in der FAZ, dass Tom Cruise der Figur Stauffenbergs eine Präsenz verleiht, aber seine Rolle als Star gefährdet ist. "Wenn man die Kritiken aus Amerika studiert (sie stehen alle im Internet), dann sieht man genau, was so ein Hollywoodstar riskiert, wenn er eine Wehrmachtsuniform anzieht und gelegentlich, wenn auch mit Widerwillen, den Arm hebt und “Heil Hitler” sagt. Offiziell anerkannte Schauspielkünstler wie Kenneth Branagh (der den Tresckow spielt) oder Bill Nighy (als General Olbricht) dürfen das."

Was meint Ihr? Darf ein Hollywood-Star nicht “Heil, Hitler” sagen, ein Charakterschauspieler schon? Überzeugt die Argumentation der FAZ, die davon ausgeht, dass “Star und Rollen bis zur Ununterscheidbarkeit verschmelzen”?

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