Als ich das erste Mal dieses faszinierende Epos sah, war ich 15 oder 16 Jahre alt. Der Film zog mich direkt in seinen Bann. Wie bei GoodFellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia wird der Film hauptsächlich von den Hauptcharakteren “erzählt”. Das macht den “Einstieg” viel persönlicher und angenehmer.
Casino zeigt dem Zuschauer gleich zu Beginn, wer “Las Vegas insgeheim kontrolliert”. Und das Las Vegas eben nicht der Ort des reinen Glücks war und auch noch heute ist. Casino beschönigt nichts. Er ist ein Verriss. Eine Demontage des nach Außen hin so glamourös und seriös wirkenden Las Vegas. Wie “Sam ‘Ace’ Rothstein” so hart aber treffend sagt:
“Ich meine, was glauben Sie, was uns hier hergelockt hat, und was uns hier hält, mitten in der Wüste?! Es ist das Geld. Das hier ist das Ziel der ganzen Festbeleuchtung, den Gratis-Reisen und den Gratis-Hotelsuiten. Der Ströme von Champagner und Whisky und der Einsatz von Legionen der schärfsten Bräute. All das haben wir einzig und allein arrangiert, um an ihr Geld zu kommen. Das ist die Wahrheit über Las Vegas! Die einzigen Gewinner sind wir. Die Spieler haben keine Chance!”
Martin Scorsese, der mit diesem Film sein Mafia-Masterpiece ablegte, führt den Zuschauer zu Beginn in die “Regeln” eines Casinos’ ein. Durch viele aufregende Kameraaufnahmen und -fahrten macht er dieses “Vorführen” zu einem fesselnden Erlebnis. “In einem Casino in Vegas muss jeder auf jeden aufpassen.”
Aber ich will nicht zu viel auf den Inhalt eingehen. Die Bilder sprechen für sich. Casino ist in erster Linie ein Mafia-Film. Aber er ist mehr als das! Der Film ist auch eine klassische Tragödie. Der Film zeigt den Aufstieg und Fall eines Imperiums. Ein Imperium, aufgebaut auf Korruption, Habgier & Gewalt.
Robert De Niro spielt die Rolle des perfektionistischen Managers “Sam ‘Ace’ Rothstein” einfach überragend. Sein Schauspiel hat eine solche Intensität. Andere Schauspieler hätten aus dieser auf dem Papier eher nichtssagenden Rolle mit Sicherheit nicht so viel rausgeholt. Ebenfalls genial spielt Joe Pesci seinen Part des brutalen Psychopathen “Nicky Santoro” (Pencil-Scene!). Aber am meisten überraschte mich diesmal Sharon Stone! Sie spielt die Rolle der “Ginger”, der ‘femme fatale’, einfach grandios. Dazu kommen eine Reihe namhafter Nebendarsteller, wie z.B. Kevin Pollak, Frank Vincent & James Woods.
Trotz einer Laufzeit von mehr als 3 Stunden kommt mir der Film nie langatmig, geschweige denn langweilig, vor. Casino ist ein Feuerwerk aus fabelhaften Szenen und denkwürdigen Zitaten. Dazu kommt die umwerfende Ausstattung. Sie stellt alles in den Schatten. Die Kostüme, das Setting, die Kulisse. Einfach phänomenal. Einfach meisterhaft. Und erst der Soundtrack! Der Soundtrack gehört zu dem Besten, was ich je in einem Film hören durfte. Fast keine Szene im Film läuft ohne Musik. Der Soundtrack gibt jeder Szene das “gewisse Etwas” und lässt den Zeitgeist von damals noch einmal Aufleben. Für mich symbolisiert schon die Melodie des Liedes “theme de camille” die ganze Tragik und Tiefe dieses Films.
Zum Ende hin folgt noch eine der überwältigendsten Schluss-Montagen, die ich je gesehen habe. Die Mobster und Involvierten werden reihenweise festgenommen oder ermordet. Und all das wird begleitet durch “House Of The Rising Sun” von den “Animals”. Dieses Lied macht den Niedergang perfekt.
“Die Stadt wird nie wieder so sein wie damals. Nach der Sache mit dem Tangiers übernahmen die großen Konzerne die Casinos. Heute sieht es aus wie Disneyland.”
Für mich ist Casino ein Hauptgewinn. Ein Jackpot. Ein Royal Flush.
Kurz gesagt: Mein Lieblingsfilm.
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