Mit dem großartigen Weltraum-Epos Gravity von Alfonso Cuarón und dem Thriller-Drama Captain Phillips von Paul Greengrass kamen in den letzten Kinowochen gleich zwei Filme in die Lichtspielhäuser, in denen der Protagonist auf sich allein gestellt ist und um alles in der Welt überleben will. Gleich zu Beginn des kommenden Jahres folgen die beiden hochgelobten Dramen 12 Years a Slave mit Chiwetel Ejiofor und All Is Lost mit Robert Redford, in denen zwei Männer mit allen Mitteln um ihr Überleben kämpfen. Das Survival-Genre scheint einen Aufschwung zu genießen, denn nach dem effektvollen Blockbuster-Sommer finden vermehrt Protagonisten ihren Weg auf die Leinwand, die sich in ganz speziellen, menschenfeindlichen Ausnahmesituationen befinden, die sie überleben müssen.
Die vier Kandidaten
Es ist die Zeit der Überlebensfilme, denn nicht nur auf hoher See, wie in Captain Phillips und All is Lost, wird ums Überleben gekämpft, sondern auch im All wie in Gravity und in 12 Years a Slave im Amerika des 18. Jahrhunderts. Im Drama von Steve McQueen wird Solomon Northup unter Drogen gesetzt und aus seinem Leben als selbstständiger Mann gerissen, um als Sklave verkauft zu werden. Er versucht bei der Arbeit auf den unterschiedlichsten Plantagen am Leben zu bleiben und heil nach Hause zurückzukehren. In All is Lost muss sich Robert Redford den Kräften der Natur stellen, während sein Boot droht, vollends zu kentern. Er versucht mit allen Kräften, nicht selbst auf dem Meeresboden zu enden. In Captain Phillips wiederum wird Tom Hanks von somalischen Piraten als Geisel genommen und liefert sich mit seinem Entführer Muse einen wortreichen Machtkampf, wohingegen Sandra Bullock in Gravity allein durchs All irrt, mit dem Willen, nicht nur auf die Erde zurückzukehren, sondern auch in der Stille der Galaxie zu überleben. Jeder einzelne dieser Filme erschafft eine menschenfeindliche Umgebung und verfrachten die Protagonisten in eine Situation, in der das Ziel nicht heißt, aus ihr als strahlender Held hervorzugehen, sondern auch unter den schlimmsten Bedingungen am Leben zu bleiben und dabei über sich hinauszuwachsen.
Sicherlich ist es nicht ungewöhnlich, dass Überlebensfilme in diesem Zeitraum des Jahres veröffentlicht werden. 127 Hours kam in den USA im November in die Kinos und auch Cast Away – Verschollen fand in einem Dezember den Weg auf die US-Leinwand. Es sind die Monate der Oscarsaison, in der die Studios ihre qualitativ anspruchsvollen Filme in Oscarposition bringen. Um die Chancen auf einen goldenen Jungen dabei zu erhöhen, setzen die Studios auf Protagonisten, die heroisch um ihr Überleben kämpfen, anstatt auf die vierte Fortsetzung eines Superhelden-Franchises. Lassen wir diesen rein ökonomischen Aspekte jedoch einmal außen vor, so bleibt es dennoch ungewöhnlich, dass sich in so kurzen Abständen gleich vier Filme mit einem ähnlichen Themenschwerpunkt in die Kinos verirren. Doch nicht nur Quantität ist außergewöhnlich. Auch der Auslöser, warum die Figuren überhaupt um ihr Überleben kämpfen müssen, hebt sich von vielen früheren Veröffentlichungen ab.