Das totale Aus – Tobias Moretti als Mobbing-Opfer

15.05.2013 - 08:50 UhrVor 12 Jahren aktualisiert
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Im Fernsehfilm Mobbing verliert Tobias Moretti erst den Job und dann das Vertrauen seiner Familie. Den Psychoterror am Arbeitsplatz zeigt das Ehedrama allerdings nicht, sondern konzentriert sich auf die privaten Auswirkungen beruflicher Schikane.

Bis nichts mehr geht. Seine neue Chefin macht Jo Rühler (Tobias Moretti), Mitarbeiter beim Kulturreferat Freising, das Leben zur Hölle. Erst muss er die Organisation des traditionellen Stadtfestes aufgeben, dann wird er unter einem juristisch zwar korrekten, aber heimtückischen Vorwand fristlos gekündigt. Der souveräne Ehemann und Vater stürzt in eine Krise, die ihm nach dem Job auch seine Familie zu nehmen droht. Mit der Kündigung kommt der Ausschluss, erst von sozialen Aktivitäten, dann von Intimität und Vertrauen gegenüber Ehefrau Anja (Susanne Wolff).

Die Unterstützung im Freundes- und Familienkreis schwindet, das Verständnis für die folgenden Launen und Stimmungsschwankungen lässt nach. Beim Arbeitsgericht hat Joe zwar Klage eingereicht, doch Antriebslosigkeit und Depression treiben den Verlust seiner Lebensqualität unaufhaltsam voran. „Am meisten fertig macht mich, dass sie mich so fertig macht“, skizziert er die Spirale des folgenschweren „Psychoterrors am Arbeitsplatz“, genannt Mobbing. Nie hätte er gedacht, dass einem so etwas passieren könne, sagt er. Nun steht er vor dem beruflichen, dem privaten, dem totalen Aus.

Mobbing als symbolische Leerstelle
Nach dem angesehenen Jugenddrama Ihr könnt euch niemals sicher sein arbeitete Regisseurin und Grimme-Preisträgerin Nicole Weegmann für Mobbing erneut mit dem Autorengespann Eva Zahn und Volker A. Zahn zusammen. Gemeinsam adaptierten sie den gleichnamigen Roman von Annette Pehnt für den BR, SWR und ARTE. Nach seiner Erstausstrahlung im Januar ist der Film nun im Hauptprogramm der ARD zu sehen. Er unterscheidet sich von anderen Produktionen über das Thema vor allem durch seine ausschließlich einseitige Perspektivisierung der Ereignisse. Mobbing als unmittelbares psychosoziales Phänomen findet im Film nur einen indirekten Ausdruck, so er einzig die dramatischen Folgen der Schikane schildert.

Joes Chefin bzw. die Abläufe an seinem Arbeitsplatz bekommt der Zuschauer kein einziges Mal zu Gesicht, sie bleiben eine Chiffre, eine symbolische Leerstelle. Anders als Homevideo, einem der jüngeren vergleichbaren Fernsehfilme zum Thema (Gewinner des Grimme- und des Deutschen Filmpreises), vermeidet Mobbing somit die dramaturgisch bequeme Eskalation zwischen einfachen Täter- und Opferfiguren – und spielt auch mit der Ungewissheit seiner Geschichte.

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