“Ohne Musik hätte das Leben keinen Sinn”, sagt Jim Jarmusch und mit jedem seiner Filme beweist er, wie viel ihm die Musik als “höchste und schönste Form des Ausdrucks” bedeutet. Häufig benutzt der Filmemacher sie als emotionale Reaktion auf die gezeigten Bilder, sie soll stimulieren, untermalen, hervorheben, verdeutlichen. Diese Adjektive könnten für jede Filmmusik stehen, aber bei dem Independentfilmer Jim Jarmusch bedeuten sie wirklich etwas.
Musik spielt eine wichtige Rolle in seinen Filmen, aber auch in seinem Leben. 1979 ist er Keyboarder und Sänger der Post-Punk Band “The Del-Byzanteens” und tritt oft im In-Club des East-Village, dem Mudd Club, auf. Er dreht im Verlauf seiner Film-Karriere auch sechs Musikvideos für die Talking Heads (“The Lady Don’t Mind”, 1985), für Big Audio Dynamite (“Sightsee MC!”, 1987), für Tom Waits (“It’s Alright With Me”, 1990 und “I Don’t Wanna Grow Up”, 1992) sowie für Neil Young (“Dead Man Theme”, 1995 und “Big Time”, 1996). Eines davon könnt Ihr Euch hier ansehen:
Um sich sammelt er Musiker, mit denen er mehrfach bei seinen Filmen zusammenarbeitet. Etwa John Lurie, einem alten Freund und Saxophonist der “Lounge Lizards”, mit er gemeinsam die Musik zu Permanent Vacation (1980) schreibt. Er steuert auch Songs für den Film Der Stand der Dinge (1982) von Wim Wenders bei. Tom Waits gehört ebenso zur so genannten “Jarmusch-Clique” und tritt immer wieder in seinen Filmen auf. Auch Lou Reed ist ein gern gesehener Gast; Iggy Pop präsentiert sich ebenfalls in den Filmen des Regisseurs, etwa in Coffee and Cigarettes. Und wenn sich die beiden Größen des Musik-Geschäfts auf der Leinwand unter der Regie von Jim Jarmusch begegnen, dann schlägt jedes Fanherz höher.
Der kanadische Musiker Neil Young steuert für Dead Man (1995) einen beeindruckenden, eingängigen, aber auch ungewöhnlichen Soundtrack bei. Die wunderschönen Schwarz-Weiß-Bilder und die Solo-Improvisation von Young ergeben eine überaus dichte Atmosphäre, die den Film zu etwas ganz Besonderem macht. Auch die Machart der Filmmusik ist ungewöhnlich. Neil Young hat sie live in einer 2-Tage-Session in einem Lagerhaus mit diversen Monitoren und allerlei Equipment aufgenommen. Dreimal soll er sich den Film in seiner Gänze vorgespielt haben und dann war die Musik komplett. Hier könnt Ihr Euch den Trailer anschauen, der diese Stimmung des Films – unterstützt von dem bestens besetzten Johnny Depp – verdeutlicht.
Um Neil Young und seine Band Crazy Horse geht es im nächsten Film des Jim Jarmusch, dem Dokumentarfilm Year of the Horse (1997). Er verbindet ältere Archivaufnahmen der Band mit aktuellem, eigenem Material und trifft mit einer selbstgewählten Low-Buget-Rohheit der Aufnahmen genau den Nerv der Musik von Neil Young & Crazy Horse. Interviews mit der Band und auch dem Regisseur selbst über ernste und weniger ernste Themen innerhalb und außerhalb der Band runden das ganze zu einer gelungenen Dokumentation ab. Hierzu gibt es auch ein interessantes Statemant des Filmemacher zur Arbeit mit dem Altrocker.
Die Soundtrack zu Ghost Dog – Der Weg des Samurai (1999) wird von einer Größe im Musikbusiness produziert: RZA von der Hip-Hop Gruppe Wu-Tang Clan. Der Film ist ein HipHop-Eastern, der in New York spielt, wobei es die Musik immer wieder schafft, mit ihren klaren und eingängigen Beats den Fuss des Zuschauers zum Wippen und seinen Kopf zum Nicken zu bringen. Erwähnenswert ist, dass RZA den Soundtrack zweimal produzieren musste. Jim Jarmusch hatte eine ziemlich genaue Vorstellung vom Sound, er wollte keine kommerziellen HipHop-Klänge und das hat er seinem Komponisten klarmachen müssen. Hier könnt Ihr noch einmal reinhören:
Alle Beispiele zeigen: Klang und Musik sind dem Filmemacher immer sehr wichtig. Wie er einem Interview – wie haben es hier für Euch veröffentlicht – betont, tritt in seinem neuen Film The Limits of Control das Akustische wahrscheinlich noch stärker in den Vordergrund als in seinen anderen Filmen. Wir jedenfalls warten gespannt auf den Kinostart am 28. Mai.
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