Der Musenkuss - Jessica Chastain

26.08.2013 - 19:01 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Jessica Chastain
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Jessica Chastain
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Einen sehr poetischen Text hat dieser moviepilot über seinen Lieblingsstar verfasst. Lest, warum Jessica Chastain der Schmetterling, Sonnenschein und Musenkuss zugleich ist.

„When the French call something formidable, they mean tremendous, terrific, awesome. (…) I’ve seen the dazzling roster of awards she has won from film critics’ associations and film societies, and those awards are well deserved. I knew when I saw Wilde Salomé that I had better learn the name, that I was watching an actress from whom we could expect great things in what, no doubt, will be a long, very successful future. That is saying a lot, and that is why I thought of formidable: tremendous, terrific, awesome, outstanding.“Gary Oldman, 2012

Manchmal bin ich ein Schmetterling, wunderschön und zierlich mit meinen gelben Flügeln. Ich fliege durch die Baumkronen dieser Allee. Da steht sie, wie eine Fee, vielleicht auch wie eine Elfe, irgendetwas sehr Zauberhaftes jedenfalls, in ihrer türkisenen Couture. Grazil streckt sie ihre Hand nach mir und ich lande darauf. Sie lächelt liebreizend. Wir sind im Einklang.

Manchmal bin ich ein Sonnenstrahl, schieße vorbei an den Dächern der Häuser, die in dieser Allee stehen. Ich bahne mir meinen Weg und verfange mich in ihrem roten Haar. Wie sie nun da steht, in ihrer dunkelblauen Couture, mit verschränkten Armen, mit verschränktem Blick, so enttäuscht und wütend. Sie schimpft mit ihrem Jungen, ohne dabei beängstigend zu wirken.

Manchmal bin ich ihr kleiner Junge und gucke ihr beim Schaukeln auf der Schaukel zu, die am Baum des Lebens so einsam hängt. Ich sehe sie in ihrer karierten Robe. Ihre Füße umklammern sich. Sie holt Schwung. Neigt ihren Kopf nach hinten. Schwerelos schwebend durch den Wind auf dem Holzbrett in dieser Allee.

Und doch weiß ich sie manchmal nicht ganz zu fassen. Ein Lächeln, das so strahlt wie die Sonne in The Tree of Life. Ansteckend sympathisch wie Mrs. Foote in The Help. Diese zarte Briese Liebevolles und der Hauch von Mütterlichkeit wie in Take Shelter – Ein Sturm zieht auf. Die raue Kühle aus Zero Dark Thirty. Diese ungekünstelte Jugend aus Jolene. Und auch dieses Dunkle, das Andere aus Mama. Jede Facette ihrer Rollen spielt sie wie ein Ass als höchste Karte aus und nimmt dem Medium Film seinen größten Feind: Den Zweifel. Ihre Darbietung schürt keine Zweifel. Im Gegenteil: Sie entfacht Leidenschaft, die sich auf uns überträgt. Eine Umarmung. Ich fühle mich immer schnell gemütlich mit ihr. Sie präsentiert Gegensätze, zwei Pole, die sich wie Sterne berühren und explodieren. Ein Kosmos entsteht dann, voller funkelnder, kleiner Pigmente. Wie ihre Sommersprossen. Ein neuer Stern am Filmhimmel. Sie ist die Antwort auf die Frage, was es braucht, um ein herausstechender Schauspieler zu sein. Es braucht Gespür für Rollen, woraus im Umkehrschluss der kleine Luxus entsteht, nicht alles an Rollenangeboten annehmen zu müssen.

Ich mag sie. Ich mag die Interviews, die sie gibt. Ich mag das, was sie schreibt. Ich mag es, wenn darin ihr Herz spricht, wenn sich ihre Haltung zeigt, die so frei ist von divenhaften Allüren und Skandalen. Ich mag sie wie das Geräusch beim Umgreifen auf einer einfachen Akustikgitarre in einer lauwarmen Mondnacht. Sechs Saiten für alle schönsten Melodien, für die Hymnen, für jedes Genre. Dabei mutet Erscheinungsbild gar nicht so wandelbar an. Denn sie hat dieses leuchtende, rote Haar, das sofort ins Auge sticht und man in Filmen und in Hollywood eigentlich viel zu selten sieht. Goethe schreibt in seiner Farbenlehre dazu: Die Wirkung dieser Farbe ist so einzig wie ihre Natur. Sie gibt einen Eindruck sowohl von Ernst und Würde als von Huld und Anmut. Jenes leistet sie in ihrem dunklen verdichteten, dieses in ihrem hellen verdünnten Zustande. Und so kann sich die Würde des Alters und die Liebenswürdigkeit der Jugend in eine Farbe kleiden.

Aber abgesehen von dieser roten Wonne ist es noch mehr, das meine Aufmerksamkeit erregt. Keine Epiphanie, nein. Ganz geerdet und vielleicht ist sie mehr die Frau von nebenan. Sie hat nicht diesen Lipgloss-Schmollmund, nicht diese einladenden Kurven, sie hat Falten beim Lachen. Aber was will man denn auch mit Schönheit, die es für Geld zu kaufen gibt und die überhaupt im Auge des Betrachters liegt, wenn man etwas anderes hat, was unbezahlbar und rar ist: Aura. Immerwährend, immerdar.

Manchmal bin ich nur ein Zuschauer und lasse mich etwas verzaubern. Und manchmal, wenn ich ich bin und sie sie ist, dann betrachte ich sie als Muse. Eine Epiphanie, ja. Sie ist der Musenkuss. Sie ist Jessica Chastain.


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