Der nächste True Crime-Hit bei Netflix: Wie gut ist die wahre Lügen-Geschichte Apple Cider Vinegar?

07.02.2025 - 16:02 UhrVor 3 Monaten aktualisiert
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Apple Cider Vinegar verwandelt Kaitlyn Dever in die Influencer-Betrügerin Belle Gibson. Ob sich die neue True Crime-Serie von Netflix lohnt, könnt ihr hier nachlesen.

Es muss nicht immer direkt Mord sein in der True Crime-Welt. In den letzten Jahren erlebten auch betrügerische Unternehmer:innen und hinterhältige Influencer:innen einen Boom im Genre der wahren Verbrechen. Allein bei Netflix sorgten Dokus wie Bad Vegan oder die fiktionale Serie Inventing Anna für Gesprächsstoff und Kontroversen. Seit dem 6. Februar 2024 gesellt sich auch Apple Cider Vinegar hinzu.

Die neue Netflix-Miniserie verwandelt Kaitlyn Dever, die bald in The Last of Us Staffel 2 ebenfalls eine Schurkin spielt, in die kontroverse Wellnessinfluencerin Belle Gibson, die der Welt eine Krebserkrankung vorgaukelte. Warum True Crime-Fans Apple Cider Vinegar auf ihre Watchlist packen sollten, erfahrt ihr hier im Serien-Check.

True Crime-Serie bei Netflix: Das erwartet euch in Apple Cider Vinegar

Belle Gibson (Kaitlyn Dever) ist eine Inspiration für Hunderttausende – vor allem aber für Menschen mit einer Krebserkrankung. Denn der jungen Australierin wurde ein tödlicher Gehirntumor diagnostiziert, dem sie mit gesunder Ernährung und alternativen Naturheilmethoden den Kampf ansagt. In den frühen Jahren der Instagram-Ära gewinnt sie mit dieser Geschichte zahlreiche Follower:innen und wird als App-Erfinderin zu einer beispiellosen Erfolgsstory. Nur leider fußt ihr Imperium auf einer abscheulichen Lüge: Sie hat gar keinen Krebs.

Die Miniserie von Drehbuchautorin Samantha Strauss katapultiert das Publikum mit einer poppig inszenierten Montage direkt in die nicht linear erzählte Geschichte vom Aufstieg und Fall des Internetstars. Britney Spears' Toxic trifft auf die in goldenen Paillettenkleidern tanzenden Hauptfiguren. Diese Stilwut trägt sich durch die gesamte Serie, wenn animierte Likes und Herzchen Belles Sucht nach Bestätigung und Anerkennung befriedigen oder Charaktere regelmäßig die 4. Wand durchbrechen.

So wenden sich in jeder der sechs Episoden Figuren direkt an das Publikum mit dem Hinweis, dass diese Serie auf einer wahren (Lügen-)Geschichte basiert. Als cleverer Kommentar auf den Hype um das True Crime-Genre verändert sich dieser Disclaimer bis hin zu bissigen Kommentaren, ob es in Zeiten verzerrter Wahrheiten überhaupt noch jemanden interessiert, was wahr und was ausgedacht ist.

Inventing Anna 2.0? Apple Cider Vinegar lernt aus Netflix-Fehlern

Im Vergleich mit ähnlichen True Crime-Serien wie The Dropout und Inventing Anna wirkt Apple Cider Vinegar vor allem wie eine direkte Konsequenz aus den Kontroversen rund um den Netflix-Hit über Trickbetrügerin Anna Sorokin. Nicht nur stellt jede Folge klar, dass Belle Gibson für die Aufarbeitung ihrer Geschichte nicht bezahlt wurde. Auch ist die Serie nie daran interessiert, Gibsons Lügenkonstrukte zu glorifizieren oder ihr irgendwelche Sympathien einzugestehen.

Was Apple Cider Vinegar so sehenswert macht, ist die eindrucksvolle Performance von Kaitlyn Dever. Ausdrucksstark verkörpert sie die junge Narzisstin nuanciert mit all ihren soziopathischen Tendenzen und abscheulichen Manipulationsmechanismen. Mit jeder voranschreitenden Szene, jedem weiteren Fremdschammoment und jedem Tränenausbruch auf Knopfdruck schürt ihr Charakter die Wut beim Zusehen ein Stückchen mehr.

Aber seien wir ehrlich: Eine ganze Serie nur über einen ätzenden Menschen wäre schnell ermüdend. Und so präsentiert uns Apple Cider Vinegar als emotional nahbaren Gegenpol eine Reihe spannender Nebencharaktere, die mit Belles Geschichte verbunden sind. Das größte Highlight dabei ist Fear the Walking Dead-Star Alycia Debnam-Carey als fiktive Wellness-Konkurrentin Milla Blake, die von der realen Influencerin Jessica Ainscough inspiriert wurde.

Alles andere als eine Wohlfühlserie bei Netflix

Im Gegensatz zu Belle leidet Milla wirklich an einer Krebserkrankung, die sie nach einer gescheiterter aggressiven Chemotherapie mit alternativer Medizin zu heilen versucht. Wut, Verzweiflung und Hilflosigkeit treiben sie in eine Spirale falscher Versprechungen und Pseudowissenschaften, die sie blind gläubig selbst in den sozialen Medien promotet – mit dramatischen Konsequenzen auf ihre Gesundheit und ihr eigenes Umfeld.

Apple Cider Vinegar ist aber weniger daran interessiert, die Krebsheilung durch Meditation, frische Säfte und Kaffee-Einläufe (ja, wirklich!) als Humbug zu entlarven – das geschieht eher nebenbei. Vielmehr prangert die Serie die Ausbeutung kranker Menschen durch Desinformation und Manipulation an, die verzweifelt auf der Suche nach einem kleinen Hoffnungsschimmer sind und dabei von selbsterklärten Wellness-Gurus auf potenziell tödliche Pfade geführt werden.

Obwohl Apple Cider Vinegar mit der eskalierenden und wahnwitzigen Lügengeschichte von Belle Gibson teilweise extrem unterhaltsam ist, wird die Serie im weiteren Verlauf aufwühlend und niederschmetternd. Seid also darauf gefasst, mehr als einmal fassungslos und wütend euren Fernseher anzuschreien – und nach den sechs Folgen direkt zu googeln, ob Belle Gibson für ihr Verhalten bestraft wurde. Auch, wenn sie am Ende dieser True Crime-Serie keine Mörderin ist.

Die Miniserie Apple Cider Vinegar ist seit dem 6. Februar 2025 bei Netflix zu streamen. Grundlage für diesen Serien-Check sind alle 6 Episoden.

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