Der unsichtbare Effekt bei Alfred Hitchcock & Co.

17.09.2013 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Animierte Wandermasken werden zu Terrorvögeln
Universal Pictures
Animierte Wandermasken werden zu Terrorvögeln
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Nicht immer müssen uns visuelle Effekte förmlich ins Auge springen. In unserem heutigen Thementext blicken wir auf Tricks und Kniffs der Filmemacher, die oftmals völlig unscheinbar daher kommen.

Nachdem wir uns in der letzten Woche die Glanzzeiten der deutschen Effektkunst näher angeschaut haben, wandert unser Blick im heutigen Teil der Reihe auf die USA und die Traumfabrik Hollywood. Denn zu Anfang der 1930er Jahre nahm dort die Entwicklung der visuellen Effekte ein rasantes Tempo auf. Die klassischen Trickverfahren wie Kopiertricks, Doppelbelichtungen oder die Stop-Motion-Animation wurden optimiert und fanden ihren vielfältigen Einsatz vor allem in fantastischen Produktionen. Doch das ist längst nicht das einzige Einsatzgebiet für visuelle Effekte: Selbst Dramen, Komödien oder Autorenfilme, sprich Werke, die wir in erster Linie nicht als Effekt-Spektakel bezeichnen würden, bieten diversen Trickverfahren eine geeignete Projektionsfläche.

In ganz alltäglichen Szenen fanden so visuelle Effekte ebenfalls ihre Verwendung, nur waren diese dabei oft gar nicht als solche zu erkennen. Bei diesen unauffälligen, ja schlichtweg unsichtbaren Effekten kann es sich dabei entweder um simple Retusche-Arbeiten (Denn wer will in einem Historienschinken schon Blitzableiter oder Kondensstreifen am Himmel entdecken?) oder aufwendige Matte Paintings handeln, um nur zwei Möglichkeiten zu nennen. Im Gegensatz zu imposanten CGI-Effekten, deren Ziel es oft ist, den Zuschauer ins Staunen zu versetzen und sprichwörtlich zu bombardieren, müssen diese unsichtbaren Effekte so natürlich wie nur möglich daher kommen, damit das Publikum deren Realität in keinster Weise anzweifeln kann.

Hintergründe aus Glas
In den 1930er und 1940er Jahren waren Filmtricks noch reine Handarbeit. Eines der verbreitetsten Verfahren war das sogenannte Matte Painting, mit dem die verschiedensten Hintergründe und Kulissen geschaffen werden konnten. Dazu wurde das gewünschte Motiv, entweder eine weitläufige Landschaft, Gebäude, Gebäudeteile oder an was es der Produktion sonst noch in der Realität mangelte, detailgetreu auf eine Glasplatte gezeichnet, die dann anschließend vor der Kamera positioniert wurde. Durch die Aussparungen auf der Platte wurden daraufhin die Schauspieler aufgenommen, die dann im besten Fall harmonisch mit dem kleinen Kunstwerk verschmelzen. Auf den ersten Blick fallen uns diese Schummeleien dabei oft gar nicht auf: So ist beispielsweise die Warenhalle am Ende von Jäger des verlorenen Schatzes nichts weiter als bunt bepinseltes Glas, genau wie das Apartment von Sigourney Weaver in Ghostbusters 2 oder diverse Landschaften und Hangars in den Star Wars-Filmen. Nicht ganz so unauffällig sind dabei die farbenprächtigen Hintergründe im Bürgerkriegsdrama Vom Winde verweht. Der Regisseur Victor Fleming verwendete in seinem Werk dutzende imposante Mattes und machte seinen Film zu einem Paradebeispiel für die getricksten Glas-Kulissen.

Mehr: Teil 1 – Von Zaubertricks zur Stop-Motion-Animation
Mehr: Teil 2 – Deutsche Effektkunst auf dem Höhepunkt

Weitere populäre Filmtricks, die in dieser Zeit eine häufige Verwendung fanden, sind unter anderem Travelling Mattes oder die Rückprojektion. Letztere dürfte eigentlich jedermann bekannt sein, denken wir doch an die unzähligen Autofahrt-Szenen, bei denen wir aus dem Auto heraus die Straße bzw. Landschaft vorbei ziehen sehen, während die Schauspieler im Vordergrund genüsslich plappern. Um diesen Effekt zu realisieren, wird der Hintergrund im Vorfeld einfach separat aufgenommen und anschließend auf eine transparente Leinwand projiziert, vor der die Schauspieler dann agieren. Heutzutage wird für solche Aufnahmen einfach ein Bluescreen verwendet, ähnlich wie bei den Travelling Mattes. Hierbei handelt es sich um animierte Wandermasken, die ebenfalls getrennt von den Schauspielern aufgenommen und anschließend im Compositing miteinander verknüpft werden. Insbesondere Regie-Altmeister Alfred Hitchcock setzte diese Effekte nur allzu gerne ein.

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