Nachdem wir uns die besten queeren Serien 2025 angeschaut haben, wollen wir an dieser Stelle einen Blick ins Kino werfen und euch zum Ende des Pride Month ein paar Tipps und Empfehlungen mit auf den Weg geben. Denn oft erhalten queere Filme keine große Leinwandauswertung und laufen nur versteckt in Programmkinos.
In den vergangenen Wochen und Monaten gab es aber definitiv die ein oder andere starke LGBTQ+ Geschichte im Kino zu entdecken, die wir euch an dieser Stelle unbedingt ans Herz legen wollen – angefangen mit dem allerersten Titel in dieser Liste, der gewissermaßen das Kinojahr für uns eingeläutet hat und absolut fantastisch ist.
LGBTQ+ Filmtipp Nr. 1: Queer von Luca Guadagnino
Direkt am 2. Januar brachte Mubi Queer von Luca Guadagnino in die deutschen Kinos. Die lose William S. Burroughs-Verfilmung entführt in die 1950er Jahre und erzählt von US-Amerikaner William Lee (Daniel Craig), der nach Mexiko-Stadt flüchtet und dort auf den Ex-Soldaten Eugene Allerton (Drew Starkey) trifft. Die Sonne steht in den Straßen, Schweiß klebt auf der Haut und jeder Blick strahlt eine unheimliche Sehnsucht aus.
Nachdem Guadagnino letztes Jahr mit dem energiegeladenen und ebenso queeren Challengers begeisterte, schickt er uns nun auf eine nachdenkliche Odyssee voll von unerfülltem Verlangen und Berührungen, die am Ende doch keine sind. Eben noch war da ein Gesicht, ein Körper, da greift Daniel Craigs Hand plötzlich ins Nichts, in die Leere und verliert sich in psychedelischen Montagen, die einem das Herz herausreißen.
- Im Stream: Queer steht aktuell bei Mubi im Abo zur Verfügung
LGBTQ+ Filmtipp Nr. 2: Young Hearts von Anthony Schatteman
Zwei Wochen nach Queer kam mit Young Hearts eine nicht weniger berührende Coming-of-Age-Geschichte ins Kino, die allerdings deutlich weniger Aufmerksamkeit erhalten hat. Das belgisch-niederländische Drama dreht sich um den 14-jährigen Elias (Lou Goossens), der auf dem Land lebt und sich von niemandem verstanden fühlt. Erst, als er den neu hinzugezogenen Alex (Marius De Saeger) kennenlernt, soll sich das ändern.
Für Alex empfindet Elias schon bald Gefühle, wie er sie noch nie zuvor empfunden hatte. Auf den ersten Kuss folgt der erste Streit, weil man sich vor den Gleichaltrigen in der Klasse schämt: Regisseur Anthony Schatteman hat zwar keinen bahnbrechenden, dafür einen umso einfühlsameren Film gedreht, der das Coming-out seines Protagonisten unaufdringlich beobachtet und in sorgfältig gewählte Bilder fasst.
- Im Stream: Young Hearts erscheint am 3. Juli 2025 im Heimkino
LGBTQ+ Filmtipp Nr. 3: Bird von Andrea Arnold
Auf dem Filmfestival von Cannes war Bird 2024 für die Queer Palm nominiert. Im Februar startete der neue Film von Andrea Arnold in den hiesigen Lichtspielhäusern und skizzierte eine Coming-of-Age-Geschichte, die jegliche Labels links liegen lässt, angefangen bei Protagonistin Bailey (Nykiya Adams), die mit ihrem Tomboy-Look und der selbstgewählten Kurzhaarfrisur klassischen Geschlechterbildern entzieht.
Bailey kann als androgyne Person gelesen werden, genauso wie der geheimnisvolle Bird (Franz Rogowski), der mit seinem Rock lieber wie ein Vogel durch die Lüfte fliegt, anstatt sich auf irgendwelche Konventionen festnageln zu lassen. Arnold eröffnet viele unerwartete Räume, die dem Film eine queere, poetische Ebene verleihen, die Menschen und Normen auf die Probe stellt und ihre Antworten im Nichtbinären sucht.
- Im Stream: Bird erscheint am 3. Juli 2025 im Heimkino
LGBTQ+ Filmtipp Nr. 4: Die Oslo-Trilogie von Dag Johan Haugerud
Selten erlebt man es, dass eine komplette Trilogie innerhalb weniger Wochen ins Kino kommt. Mit den Oslo Stories von Dag Johan Haugerud hat der Alamode Film aber genau ein solches Vorhaben in die Tat umgesetzt und uns ab April im Abstand von jeweils zwei Wochen drei wundervolle Filme beschert: Oslo Stories: Liebe, Oslo Stories: Träume und Oslo Stories: Sehnsucht – jedes Kapitel ein queeres, eloquentes Gedicht.
Unmittelbar miteinander verknüpft sind die Geschichten nicht. Vielmehr schaut sich Haugerud Oslo als moderne europäische Metropole an, die in Sommerfarben viele Orte eröffnet, in denen Menschen über Gefühle und Sexualität sprechen können. Die Filme fühlen sich dabei angenehm erwachsen an und zeigen großes Interesse und Neugier an ihren Figuren, die ihre Gewohnheiten und ihr Leben infrage stellen.
- Im Stream: Die Oslo-Filme erscheinen ab dem 17. Juli 2025 im Heimkino
LGBTQ+ Filmtipp Nr. 5: Mein Platz ist hier von Cristiano Bortone
Der vermutlich unbekannteste Film in dieser Liste kam im Mai ins Kino und stammt von dem italienischen Regie-Duo Cristiano Bortone und Daniela Porto. Die Geschichte von Mein Platz ist hier ist in der Zeit des Zweiten Weltkriegs angesiedelt: Marta (Ludovica Martino) wartet auf die Rückkehr ihres Mannes Michele (Francesco Aricò) von der Front. Als dieser nicht auftaucht, wird sie einem älteren Bauern versprochen.
Im Zuge der Hochzeitsvorbereitungen kommt sie dem schwulen Hochzeitsplaner Lorenzo (Marco Leonardi) näher, der ihr eine völlig neue Perspektive auf ihr Leben offenbart und ihr dabei hilft, für ihre Rechte als Frau einzustehen. Dabei werden Traditionen und Geschlechterrollen auf den Prüfstand gestellt. Bortones und Portos Film wurde u.a. mit dem ähnlich gelagerten Morgen ist auch noch ein Tag verglichen.
- Im Kino: Mein Platz ist hier läuft noch in vereinzelten Kinos
LGBTQ+ Filmtipp Nr. 6: On Swift Horses von Daniel Minahan
Ebenfalls aus dem Mai stammt On Swift Horses, der auf den gleichnamigen Roman von Shannon Pufahl zurückgeht und uns ebenfalls in die Vergangenheit zurückversetzt. Dieses Mal finden wir uns auf US-amerikanischen Boden in den 1950er Jahren ein, wo verschiedene Figuren auf der Suche nach ihrer Identität zusammentreffen, angefangen bei dem jungen Paar Muriel (Daisy Edgar-Jones) und Lee (Will Poulter).
Lee ist ein guter Mensch, denkt aber nur in gesellschaftlichen Konventionen. Julius (Jacob Elordi), der mit Lee im Koreakrieg war, zeigt Muriel dagegen, wie groß die Welt wirklich sein kann. Gleichzeitig fühlt er sich zu Henry (Diego Calva) hingezogen, während Muriel selbst auf die unabhängig denkende Sandra (Sasha Calle) trifft. Zwischen Repression und Selbstfindung inszeniert Daniel Minahan ein einnehmendes Melodram.
- Im Kino: On Swift Horses läuft noch im Kino
LGBTQ+ Filmtipp Nr. 7: The Wedding Banquet von Andrew Ahn
Nach diesen schweren Tönen kam mit The Wedding Banquet im Juni sehr viel gute Laune ins queere Kino. Nicht zuletzt handelt es sich um eine Neuverfilmung des gleichnamigen Ang Lee-Klassikers, der bereits 1993 mit sehr viel Witz und Charme die Geschichte eines schwulen Paares erzählte, das eine heteronormative Ehe inszeniert, um eine Elternpartei glücklich zu stimmen, und nebenbei eine Green Card zu sichern.
Die neue Version von Andrew Ahn (und Co-Autor James Schamus, der schon das Original schrieb) verpasst der Geschichte ein zeitgemäßes Update und stellt zwei queere Paare in den Mittelpunkt: Min (Han Gi‑chan) und Chris (Bowen Yang) sowie Angela (Kelly Marie Tran) und Lee (Lily Gladstone). Was folgt, sind 103 sehr humorvolle Minuten mit liebenswerten Figuren und unzähligen Missverständnissen.
- Im Kino: The Wedding Banquet läuft noch im Kino
Die nächsten queeren Highlights stehen schon vor der Tür
Auch das verbleibende Kinojahr dürfte einige queere Filme bereithalten, die ihr euch unbedingt auf die Merkliste packen solltet. Direkt im Juli erobern das Mädchen Mädchen-Remake und der Berlinale-Tipp Hot Milk die große Leinwand, die LGBTQ+ Themen aufgreifen. Darüber hinaus sorgte The History of Sound mit Paul Mescal und Josh O'Connor vor wenigen Wochen bei den Filmfestspielen von Cannes für Aufsehen.