Die Filmanalyse zu den Oscars 2013

14.02.2013 - 00:00 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
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Was unser Filmanalyst von den diesjährigen Oscarnominierungen hält, erfahrt in dieser Spezialausgabe der Filmanalyse.

Auch in diesem Jahr wird die Oscarverleihung nicht unbedingt ein Fest für die Filmkunst werden. Die Academy-Mitglieder sind für ihre konservativen Sichtweisen bekannt und so wundert es auch nicht sonderlich, daß der brave Film von Steven Spielberg, Lincoln, für insgesamt 12 Oscars nominiert ist. Ein Film, der aussieht, als hätte man ihn bereits in den 1930er Jahren gedreht und nun nach Jahrzehnten nachkoloriert.

Verwunderlich aber sind doch einige Nominierungen für schauspielerische Leistungen: Da findet man auf der Liste zum Beispiel Naomi Watts für The Impossible als beste Hauptdarstellerin, obwohl sie gerade in diesem schwachen Katastrophen-Film gar nicht überzeugen kann, weil sie entweder verzweifelt nach Hilfe rufen oder in einem Krankenhausbett dahinsiechen muß.

Eine putzige Idee ist auch das kleine Mädchen Quvenzhané Wallis als beste Schauspielerin für ihre Rolle der Hushpuppy in Beasts of the Southern Wild zu nominieren, was – künstlerisch betrachtet – vollkommen haltlos ist – vor allem wenn man sie damit in eine Reihe mit der großen Emmanuelle Riva stellt. Ein großer Witz ist vermutlich die Nominierung für Hugh Jackman, der weder stimmlich noch durch sein hölzernes Spiel im Musicalfilm Les Misérables überzeugen kann.

Wie durchwachsen der Oscar-Jahrgang 2013 ist, läßt sich gut an der Hauptkategorie „Bester Film“ ablesen. Neun Werke sind darin nominiert, die sich nicht nur inhaltlich, sondern auch qualitativ deutlich unterscheiden. Darunter ist gutes Handwerk (Lincoln, Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger), gewollt Alternatives (Silver Linings), politisch Problematisches (Zero Dark Thirty) und künstlerisch Ambitioniertes (Liebe, Django Unchained). Auffällig ist, ausgerechnet die beiden gelungensten Filme, Liebe von Michael Haneke und Django Unchained von Quentin Tarantino, orientieren sich formal wie inhaltlich stark an Europa und seine Kinotradition. So unterschiedlich die Filme von Tarantino und Haneke auch sein mögen, beide stehen für eine humanistische, ja idealistische Haltung. Sie hätten die Auszeichnung wirklich verdient.

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