Hayao Miyazaki gilt in der Filmwelt seit Jahrzehnten als Marke, durch ihn wurde der japanische Animefilm weltberühmt. 69 Jahre alt ist der Leiter des Studios Ghibli nun – und sieht die Welt noch immer aus Kinderaugen. Zuletzt begeisterte er die Asiaten mit dem Fischmädchen Ponyo – Das große Abenteuer am Meer, der leider erst im Herbst bei uns im Kino zu sehen sein wird. Sechs Meisterwerke zeigt der deutsch-französische Sender seit gestern – vielleicht ein Grund für die Anime-Ignoranten unter uns, sich in das Ghibli-Werk einzusehen? Am 8. April, dem Donnerstag dieser Woche, wird zudem um 22 Uhr ein Dokumentarfilm über Hayao Miyazaki ausgestrahlt.
Hayao Miyazakis Filme zeichnen sich unter Liebhabern des Genres dadurch aus, dass sie kindlich und zugleich gesellschaftskritisch sind. Mit Prinzessin Mononoke im Jahre 2000 europaweit bekannt geworden, ist der Filmemachern den Japanern bereits seit den 1980ern ein Name. Dort landete der Filmemacher mit Nausicaä – Prinzessin aus dem Tal der Winde 1984 einen enormen Erfolg. Gemeinsam mit Manga-Idol Osamu Tezuka wird Hayao Miyazaki seither als Ikone des Animes genannt. Fantasiewelt und Realität, Kindlichkeit und Weltverbesserung – ein Miyazaki steht bis heute für eine soziale Message, die in wunderschön gemalten Bildern transportiert wird. Leitthemen seiner neun Spielfilme sind vordergründig die Moderne, inbesondere die Divergenz zwischen Natur und Technik. Universalität bedeutet dem Filmemacher viel: Oft ist kaum auszumachen, wo die Geschichten sich abspielen sollen. Mangatypische Zeichnungen vermischen sich zuweilen mit europäischen Settings. So spielen Das Schloss im Himmel und Porco Rosso in Europa.
1985 gegründet entwickelte er das Studio Ghibli zusammen mit seinem Geschäftspartner Isao Tahahata, der auch den unvergesslichen Die letzten Glühwürmchen schrieb. Die ersten Werke der beiden blieben in Japan noch relativ unbeachtet; Miyazaki bereiste in den 1970ern Europa und entwickelte nach seiner Rückkehr die Serie Future Boy Conan, in der er bereits die Umweltproblematik in Augenschein nahm. Kinder sollen nicht entmündigt werden, so die Botschaft seines Werkes. Auch ein Kind versteht die Zusammenhänge der Welt, die Bedeutung von Natur und Umwelt für unser Überleben.
Hier ein Interview mit Hayao Miyazaki auf der letzten ComiCon
Chihiros Reise ins Zauberland lief gestern Abend, die Reihe wird fortgesetzt mit fünf weiteren Filmen.
Hier die Termine:
08.04.2010: Mein Nachbar Totoro (1988)
Satsuki und Mei ziehen mit ihrem Vater aufs Land. Die kleinen Mädchen machen sofort Bekanntschaft mit winzigen Hausgeistern. Und lernen kurz darauf den sagenumwobenen Waldgeist kennen, den großen Totoro. Er wird ihr Beschützer. Als Mei eines Tages verschwindet, hilft Totoro der aufgeregten Satsuki bei der Suche.
12.04.2010: Das wandelnde Schloss (2004)
Das Mädchen Sophie arbeitet als Hutmacherin im Geschäft ihres verstorbenen Vaters. Bei einem ihrer seltenen Besuche in der Stadt lernt sie zufällig den attraktiven und charismatischen Zauberer Hauro kennen. Sie verliebt sich in ihn und wird daraufhin von einer eifersüchtigen Hexe mit einem Fluch belegt, der sie in eine alte Frau verwandelt…
15.04.2010: Nausicaä – Prinzessin aus dem Tal der Winde (1984)
Nach einem verheerenden Krieg haben auf der Erde nur wenige Zivilisationen überlebt. Statt der Menschen herrschen nun Pilze, die in riesigen Pilzwäldern die Erdoberfläche dominieren, über den Planeten. Einer der wenigen von Menschen bewohnten Flecken der Erde ist das Tal der Winde, das wegen seiner speziellen klimatischen Bedingungen bisher von den Giftsporen der Pilze verschont geblieben ist. Das Tal wird regiert von Prinzessin Nausicaä, die – im Gegensatz zu ihren Untergebenen – keine Angst vor dem Wald und seinen Bewohnern hat…
19.04.2010: Prinzessin Mononoke (1997)
Schauplatz der Handlung ist die japanische Muromachi Ära. Der Prinz eines kleinen Dorfes wird zu einem langsamen aber sicheren Tod verflucht. Er reist westwärts, um ein mögliches Gegenmittel zu finden. Er hörte von Shishi-Gami, dem Hirschgott, der vielleicht die Erlösung bringen könnte, und gelangt in eine kleine Stadt von Erzbergarbeitern, wo er mitten in einen Kampf zwischen den Tiergöttern des Waldes – angeführt von einem kleinen Mädchen, das Princess Mononoke genannt wird – und den Bergarbeitern.
22.04.2010: Das Schloss im Himmel (1986)
Das Waisenmädchen Sheeta besitzt einen magischen Kristall, der in Verbindung zum legendären Himmelskönigreich Laputa steht. Doch der böse Musca und eine Bande Luftpiraten wissen um das Geheimnis des Steines und wollen ihn in ihren Besitz bringen. Gemeinsam mit dem mutigen Jungen Pazu besteht Sheeta auf der Flucht vor ihren Verfolgern viele Abenteuer, bis beide den Weg zu den Ruinen des alten Königreichs finden…
Kikis kleiner Lieferservice und Porco Rosso werden leider ausgespart, die Lücken können aber sicherlich in der Videothek um die Ecke aufgefüllt werden.
Auf arte.tv findet ihr des weiteren einen informativen Essay über die Zauberwelt Hayao Miyazakis.