Die Landfische in Vaiana 2 existieren wirklich: Die genialen Figuren verdanken wir Baby-Saugnäpfen und Star Wars-Stiefeln

03.12.2024 - 15:02 UhrVor 4 Monaten aktualisiert
Trefft die Schlammspringer in Disneys Vaiana 2 auch mit den Ohren
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Trefft die Schlammspringer in Disneys Vaiana 2 auch mit den Ohren
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In Vaiana 2 hat ein neues Tier seinen Auftritt, das es überraschenderweise wirklich gibt: den Mudskipper aka Schlammspringer. Eine absurde Geräusch-Kombination erweckte die ungewöhnlichen Fische zum Leben.

Wer den unschlagbar witzigen Hahn Heihei immer für die dümmste Figur in Disneys Welt von Vaiana gehalten hat, wird in Vaiana 2 eines Besseren belehrt. Davon ist zumindest das Regie-Trio von David G. Derrick Jr., Dana Ledoux Miller und Jason Hand überzeugt, als ich es interviewe. Was die drei damit meinen, verstehe ich aber erst, nachdem ich die "Mudskipper" selbst kennenlernen darf: Fische, die an Land laufen und im Deutschen den Namen Schlammspringer (Oxudercinae) tragen.

Schlammspringer: Die laufenden Fische in Vaiana 2 gibt es wirklich

Das Kinopublikum von Vaiana 2 trifft Disneys Schlammspringer gleich zu Beginn: Maui steckt ziemlich in der Klemme. Gefesselt von einer neuen Gegnerin hängt er buchstäblich in der Luft. Um seinem Schicksal als lebendes Pendel zu entkommen, versucht er, ein paar Fische in seiner Gefängnishöhle für die eigene Befreiung zu rekrutieren. Auf seine Anfeuerungsrufe hin türmen die Landfische sich tatsächlich zu einer Pyramide auf ... und scheitern dann doch, weil sie offenbar nicht verstanden haben, was der Halbgott von ihnen will.

Für Vaiana 2 sind die dämlichen Fische natürlich ein gefundenes Humor-Futter. Aber nach dem Kinostart werden nicht wenige staunen, dass Schlammspringer, die sich an Land fortbewegen und Luft atmen können, wirklich existieren. Disney hat sie nicht erfunden, sondern sie leben vor den Küsten von Westafrika und Japan ebenso vor wie nahe Australien, im Indopazifik und im polynesischen Inselstaat Samoa, wo Vaiana ungefähr spielt.

So sehen die Vaianas Schlammspringer im echten Leben aus

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Die Brack- bzw. Salzwassertiere springen bei Flut an Land und bewegen sich von einem Ebbe-Tümpel zum nächsten, wodurch sie den Großteil ihres Lebens gar nicht im Meer verbringen. Spezielle Kiemensäcke ermöglichen den Schlammspringern die Atmung an Land: Sie füllen ihre Kiemen mit Wasser und speichern durch Blubbern dort Sauerstoff. In Gruppen fühlen sie sich am wohlsten. Weshalb in einer Szene der Vaiana-Fortsetzung wohl 27.000 der Tiere auf einmal zu sehen sind.

Neben dem Animationsprozess war in Vaiana 2 aber noch eine weitere Sache wichtig, um diese ungewöhnlichen Kreaturen auf der Leinwand zum Leben zu erwecken: die lustigen Geräusche, die sie im Film produzieren.

Vaianas Schlammspringer kriechen uns dank Babyfläschchen und Haargel ins Ohr

Bei meinem Besuch in den Disney-Studios vor einem Monat begegne ich nicht nur dem Regie-Team sowie Animator:innen, sondern auch Ronni Brown. Als "Foley Artist", also Geräuschemacherin, arbeitet sie für die zu Disney gehörende Abteilung Skywalker Sound. Wie der Firmenname schon verrät, gehört die Ton- und Musik-Firma zur Star Wars-Schmiede Lucasfilm und so treffe ich die Frau, die schon Darth Vaders Schritte mit ein paar alten Stiefeln für die Weltraum-Abenteuer synchronisiert hat. Die Schuhe sehen definitiv alt und ausgetreten aus, die Tonkünstlerin wirkt hingegen überraschend jung.

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Schritte kommen in fast jedem Film vor, ungewöhnliche Geräusche stellen Ronni Brown hingegen vor Herausforderungen. An der Arbeit mit Disney-Animationsfilmen liebt sie, dass sie etwas "komödiantische Freiheit beim Ton" hat: Hier dürfen Sounds durchaus etwas überzogen klingen und mit ungewöhnlichen Elementen angereichert werden, die in der Realität nicht genauso klingen.

Für das hühnerscharrende Tapsen von Heiheis Füßen auf Vaianas Bootsdeck verwendet die Geräuschemacherin zum Beispiel getrocknete Pflanzenkapseln von Blauregen (Wisteria), weil diese gleichzeitig lustig und glaubwürdig klangen. Selbst die absurd schmatzende Geräuschkulisse der Schlammspringer orientiert sich an der Wirklichkeit, obwohl die Klänge für Vaiana 2 nicht mit echten Tieren hergestellt werden.

So entsteht der lustige Sound der schmatzenden Disney-Fische in Vaiana 2

Brown verrät, dass sie für die Landfische nach einigen Experimenten bei ein paar ungewöhnlichen Utensilien landete: Ein saugfähiges, nasses Ledertuch ist die ideale Grundlage. Darauf hebt und senkt sie mit der rechten Hand die Saugnapf-Köpfe von Babyfläschchen, die das angestrebte, glucksende Schmatzen produzieren. Für noch mehr feucht klingenden Sound kommt ihrer linken Hand außerdem noch ein Gummi-Schwamm zum Einsatz, der in Haargel getränkt ist, weil "Haargel dickflüssiger klingt als Wasser".

Im Video erwachen die Schlammspringer für Vaiana 2 hörbar zu Leben

Vaiana 2 - Featurette Foley Arist (English) HD
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Ich darf mich sogar selbst als Amateur-Geräuschemacherin ausprobieren. Was natürlich längst nicht so gut wie beim Profi klingt, aber trotzdem einen Heidenspaß macht. Danach fühlen sich meine Finger an, als hätte ich Teig geknetet.

Auf meine Frage, ob sie als Foley Artist im Alltag eine große Bibliothek von Klängen und Tönen sammelt, um sie irgendwann einmal zu verwenden, lacht Ronni Brown nur: "Das habe ich alles im Kopf." Ihre Arbeit passiert schnell, erklärt sie stolz: Sicherlich ließe sich vieles auch am Computer mit künstlichen Sounds herstellen, aber ehe ein Tontechniker die richtigen Klänge gefunden, imitiert und gemischt habe, seien sie und ihr Partner mit ihrer Arbeit längst fertig.

Es ist ein faszinierend analoges Handwerk, das im fertigen Film selten groß auffällt, weil es sich so nahtlos einfügt. Aber vielleicht nutzt ihr den Kinobesuch von Vaiana 2 ja einmal, um nicht nur mit den Augen, sondern auch mit den Ohren zu staunen, wenn ein paar schmatzende Landfische ihren großen Auftritt haben.

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