Drohungen gegen neuen Film mit Marvel-Star: "Sollte nicht das Licht der Welt erblicken"

22.05.2024 - 16:16 Uhr
Jeremy Strong und Sebastian Stan in The Apprentice
DCM
Jeremy Strong und Sebastian Stan in The Apprentice
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The Apprentice erzählt vom Aufstieg Donald Trumps, doch die Geschichte rund um den Cannes-Film mit Marvel-Star Sebastian Stan ist ebenfalls filmreif.

Eine Klage ist selten Grund zur Freude, aber eigentlich kann sich das Team hinter dem Biopic The Apprentice kaum effektivere Werbung wünschen. Der Independent-Film wurde ohne großes Studio im Rücken produziert und kann jede Bühne gebrauchen, darunter einen Platz im Wettbewerb der Filmfestspiele von Cannes 2024. Nun will der frühere US-Präsident Donald Trump die Veröffentlichung verhindern. Und das ist nicht der bizarrste Twist des bis dato kontroversesten Films im diesjährigen Festival-Programm.

Marvel-Star Sebastian Stan spielt Donald Trump

The Apprentice spielt in den 70er und 80er Jahren und verfolgt Donald Trumps Aufstieg als Geschäftsmann. Zunächst steht Trump (Winter Soldier-Darsteller Sebastian Stan) im Schatten seines Vaters. Ein Treffen mit dem schillernden Anwalt Roy Cohn (Jeremy Strong aus Succession) verändert alles.

Cohn lehrt Trump, wie man die Wahrheit zurechtbiegt, um seine Ziele zu erreichen. Und wie man mithilfe von Erpressung und dergleichen die Kassen von New York City ausräumt. Trump perfektioniert die Methode Cohn, bis der Schüler seinen Mentor übertrifft.

Im Drehbuch von Gabriel Sherman (The Loudest Voice) wird Trump facettenreich porträtiert, aber es ist ein offensichtlich kritisches Porträt. So wird gezeigt, wie Trump seine damalige Ehefrau Ivana (Maria Bakalova) vergewaltigt und mit Gangsterboss Anthony Salerno Geschäfte macht. Fettabsaugungen und eine Operation gegen Haarausfall gehören zu den wenig schmeichelhaften Szenen des Biopics. Umso verwunderlicher ist es, dass irgendjemand im Vorfeld annehmen konnte, dass The Apprentice ein positives Trump-Biopic werden könnte. Genau das ist angeblich geschehen.

Warum ein milliardenschwerer Trump-Fan in den Film verwickelt ist

Der bizarrste Twist rund um The Apprentice kam schon vor der Weltpremiere ans Licht. "Trump-Freund" und Milliardär Daniel Snyder soll nämlich Geld in den Film gesteckt haben, "weil er den Eindruck hatte, dass es sich um eine schmeichelhafte Darstellung des 45. Präsidenten handeln würde", wie die Variety  exklusiv berichtete.

Snyder hat laut des Branchenmagazins über eine Million Dollar an Trump-Organisationen gespendet und ist mit seiner Firma Kinematics an The Apprentice beteiligt. Nach Sichtung des Films soll Snyder darauf gedrungen haben, die Veröffentlichung von The Apprentice zu verhindern.

Trump-Kampagne droht mit Klage gegen The Apprentice

Es blieb nicht bei Snyders Einsprüchen. Nach der Weltpremiere bei den Filmfestspielen in Cannes am vergangenen Montag meldete sich die Kampagne zur Wiederwahl von Trump zu Wort. In einem Statement (via The Hollywood Reporter ) heißt es:

Wir werden eine Klage einreichen, um gegen die eklatant falschen Behauptungen dieser angeblichen Filmemacher vorzugehen [...] Dieser Müll ist reine Fiktion, die Lügen aufbauscht, die längst entlarvt sind.

Weiter wird gedroht:

Dieser 'Film' ist reine böswillige Verleumdung, sollte nicht das Licht der Welt erblicken und verdient nicht einmal einen Platz in der Straight-to-DVD-Abteilung eines Schnäppchenladens, der bald geschlossen wird, er gehört in einen Müllcontainer.

So reagiert der Regisseur des Trump-Biopics

Der iranisch-dänische Filmemacher Ali Abbasi, der zuletzt mit dem Serienkillerfilm Holy Spider in Cannes vertreten war, ließ sich von den Drohgebärden nicht einschüchtern. Bei der Pressekonferenz zum Film erklärte er zur möglichen Trump-Klage:

Alle reden darüber, dass er viele Leute verklagt hat – aber sie reden nicht über seine Erfolgsquote, verstehen Sie?

Bei der Premiere am Vorabend war Abbasi noch deutlicher, was seine kreativen Ambitionen mit The Apprentice und der Darstellung von Trumps Methoden betrifft:

Es gibt keine nette metaphorische Art, mit der aufkommenden Welle des Faschismus umzugehen. Es gibt nur den schmutzigen Weg. Es gibt nur den banalen Weg. Es gibt nur den Weg, mit dieser Welle unter ihren eigenen Bedingungen und auf ihrer eigenen Ebene umzugehen, und das wird nicht schön sein.

Ob Trump oder Snyder auf dem Rechtsweg eine Veröffentlichung von The Apprentice verhindern können, bleibt abzuwarten. Die größtmögliche Bühne abseits der Oscars hat der Film nun erhalten.

The Apprentice hat noch keinen deutschen Kinostart, aber mit DCM immerhin schon einen Verleih.

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