Eine Huldigung an Catherine Deneuve

25.03.2011 - 08:57 Uhr
Catherine Deneuve in Un conte de Noël von Arnaud Desplechin
Canal+
Catherine Deneuve in Un conte de Noël von Arnaud Desplechin
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Gestern startete Das Schmuckstück von Francois Ozon in den deutschen Kinos. Das nehmen wir zum Anlass, um einem großen Star des französischen Kinos unseren Respekt zu zollen: Der göttlichen Catherine Deneuve.

“Sie ist so schön, dass ein Film, in dem sie spielt, auch ohne Geschichte auskommt.”

Diese weisen Worte stammen von François Truffaut, Meisterregisseur und Filmkritiker. Er muss es wissen. Zusammen mit der oben beschriebenen Catherine Deneuve hat er Die letzte Metro gedreht, in dem die 1943 geborene Schauspielerin zusammen mit ihren Co-Stars Gérard Depardieu und Heinz Bennent eine Dreiecksgeschichte vor dem Hintergrund der Besatzung Frankreichs durch die Nazis spielt. Catherine Deneuve ist einer der größten Stars des französischen Kinos. Sie hat mit Truffaut, Luis Buñuel, Jacques Demy, Lars von Trier und vielen anderen Regisseuren gedreht. Doch unabhängig von den Machern hinter der Kamera transportierte sie stets ihre eigene Aura auf die Leinwand, die die Zuschauer in ihren Bann zog. Catherine Deneuve ist vielleicht nicht die beste französische Schauspielerin, aber dafür eine der unvergesslichen Diven des Kinos und dies ist eine persönliche Huldigung.

Ein unterkühlter Engel

Einen Film zum ersten Mal in einem Filmanalyse-Seminar zu sehen, hat einen großen Nachteil: Man muss ihn sehen. Zum ersten Mal habe ich Die Regenschirme von Cherbourg von Jacques Demy so sehen müssen und ich habe ihn gehasst. Der Gesang wirkte künstlich, die Inszenierung auch und die Schauspieler wie Marionetten. Das war, wie gesagt, beim ersten Mal. Im Laufe des Seminars habe ich den Film dann noch um die zehn Mal gesichtet. Das bringt eine Analyse eben mit sich. Heute liebe ich Die Regenschirme von Cherbourg wegen der kitschigen Musik, der übersteigerten Inszenierung und den wie Archetypen des Musical-Dramas agierenden, aber in der Realität gefangenen Akteuren, allen voran: Catherine Deneuve als Geneviève. 1964 erlebte sie mit diesem Film ihren Durchbruch als Schauspielerin und kreierte zugleich den Typus, dem viele ihrer späteren Figuren zuzurechnen sind. Catherine Deneuve in ihren jungen Jahren war der eiskalte Engel, die strahlend blonde Schönheit, emotional distanziert und mysteriös wie in Ekel von Roman Polanski.

Vielen Klassikern drückte Catherine Deneuve ihren Stempel auf, so als sexuell frustierte Hausfrau, die sich in Belle de jour – Schöne des Tages als Prostituierte verdingt. Wenn es auch kein Meisterwerk ist, so würde ich ihre Rolle in Tony Scotts Regie-Debüt Begierde als archetypisch für eine “Catherine Deneuve-Figur” betrachten. Als Jahrhunderte alte Vampirin lebt sie da zusammen mit ihrem geliebten David Bowie. Keine Schminke, kein Glitzern, kein Umhang ist nötig, um uns einzutrichtern, dass diese Frau übernatürlich ist und die Epochen an sich hat vorbeiziehen sehen. Ein Blick in die geheimnisvollen Augen der Catherine Deneuve eröffnet das Faszinosum, dem auch Susan Sarandon in Begierde erliegt. Deneuve war von Anfang an die Anti-Bardot und auch der Film von Tony Scott ist ein wunderbarer Beweis für das, was ihre Rollen ausmacht. Frauen mit Geheimnissen, Frauen, die einiges gesehen und mitgemacht haben, die ihren männlichen und weiblichen Leinwandpartnern, wie auch uns Zuschauern immer nur einen kleinen Einblick in ihre undurchdringliche Seele geben.

Einen schönen Kontrast bildet deshalb die Kombination mit Francois Truffauts anderer großer Muse, Fanny Ardant, in 8 Frauen vom Schmuckstück-Regisseur François Ozon. Im leuchtend roten Kleid steht da eine sinnliche Ardant, die die etwas steife Catherine Deneuve nach und nach auftaucht. Natürlich kann die Deneuve auch anders, beispielsweise als warme, besorgte Cathy in Dancer in the Dark, die der erblindenden Selma (Björk) im Kino den Film nacherzählt. Doch ihre Geneviève aus Die Regenschirme von Cherbourg verkörperte schon früh das, was die in Paris geborene Schauspielerin ausmacht. Eine junge Frau war diese Geneviève, deren Augen den ungebrochenen Optimismus amerikanischer Musical-Heldinnen Lügen strafen, eine, die trotz des Gesangs und der Überstilisierung um die schwere Last der Realität wußte. Sie hatte sie schließlich gesehen.

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