Der Schauspieler Marlon Brando ist der Rebell von Hollywood, ein Außenseiter, den die Regeln des Etablisment nicht interessieren. Vielen gilt er als der beste Schauspieler des vergangenen Jahrhunderts, als “Schauspieler-Gott”, der seine Rollen nicht nur spielt, sondern lebt. Viele Stars nach ihm hat er inspiriert – mit sparsamen Gesten und aussagekräftiger Mimik, die seine angespannte Wildheit und seine heißes Temperament fast immer unter Verschluss halten. Wenn sie dann ausbrechen, prallen sie mit darstellerischer Wucht auf Gegenspieler und Zuschauer ein.
Marlon Brando wird Mitte der 1950er Jahre zum Idol der amerikanischen Jugend; er steht für Rebellion gegen die vorherrschende Ordnung gepaart mit Sexappeal. Endstation Sehnsucht (1951) wird sein zweiter Film, der ihn sofort nach ganz oben katapultiert. Das verschwitzte Unterhemd wird zu seinem Markenzeichen. Er ist gewalttätig; nimmt, was er kriegen kann und ist trotzdem von Selbstzweifeln geplagt. Als Prolet erobert die Leinwand. Dieses Image treibt er mit dem Film Der Wilde (1953) auf die Spitze. Er spielt den Anführer einer Motorrad-Gang, die an Wochenenden über unschuldige Kleinstädte herfällt. Sein Stil wird von Tausenden kopiert: Lederjacke und hochgekrempelte Jean, schwere Stiefel, Schiebermütze und Motorrad.
Mit seiner Darstellung des Dockarbeiters Terry Malloy in dem Film Die Faust im Nacken (1954) unter der Regie von Elia Kazan kann er endlich – nach drei Nominierungen – seinen ersten Oscar erringen. Als New Yorker Hafenarbeiter bietet er den korrupten Gewerkschaftern die Stirn. Wie er diesen etwas dumpfen, unzufriedenen jungen Mann spielt, ist damals sensationell: Seine Körpersprache ist sparsam, seine Mimik ebenso und trotzdem zeigt er uns seine überhitzen Gefühle, seine Unfähigkeit, mit der Welt zurecht zu kommen. Wenn er am Ende bis zur Unkenntlichkeit zusammengeschlagen wird, bleibt er trotzdem moralischer Sieger und hat alle Sympathien auf seiner Seite. Er wird zum Held für Millionen amerikanischer Arbeiter.
Danach war er es leid, Lederjacken-Rüpels zu spielen. “Ende der 1950er Jahre spielten alle Brando, nur ich spielte einen anderen.”, sagte er, etwa Napoléon Bonaparte, wo er in einen massenkompatiblen Uniformrock gesteckt wird oder Fletcher Christian, den Seeoffizier, der die Meuterei auf der Bounty anführt. In einigen Kinoperlen sehen die Zuschauer ihn aber auch als eben jenen Rebellen, der sich nicht integrieren will: Der Mann in der Schlangenhaut (1959) ist so ein Film. Immer wieder spielt er ambivalente Randfiguren der Gesellschaft, Individualisten, Einzelgänger. Dem Mainstream-Publikum gefällt das nicht: Seine Popularität schmelzt dahin. Mit James Dean, Paul Newman und Robert Redford findet er schnell Nachfolger.
Dann Anfang der 1970er Jahre kommt sein Pate in die Kino: Hier setzt er einen weiteren Glanzpunkt seiner Karriere. Er schockiert die American Academy, weil er seinen zweiten Oscar nicht annimmt. Plötzlich reißen sich wieder alle um den Schauspieler: Er wird der Vater von Superman, tanzt einen letzten Tango in Paris, wird zum glatzköpfigen Dschungelfürst in Apocalypse Now (1979). Wenn er nicht vor der Kamera steht, fischt er auf seiner Insel Tetiaroa in der Südsee und schaut von der Ferne nach Hollywood. Im Juli 2004 ist er gestorben.
Heute wäre Marlon Brando 85 Jahre alt geworden. Grund genug, sich einen seiner alten Filme anzuschauen. Im Fernsehen gibt es leider nicht viele.
Montag, den 6. April 2009
ARD – Der Mann in der Schlangenhaut (leider erst 2.35 Uhr)
Freitag, den 10. April 2009
ZDF – Desirée (leider schon 13.45 Uhr / Wiederholung: 11.04. um 2.20 Uhr)
Dienstag, den 14. April 2009
MDR – Julius Cäsar (um 0.00 Uhr)