Es war nicht alles schlecht - Die witzigsten DEFA-Filme

06.11.2009 - 14:00 Uhr
DEFA-Komödien
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Wer denkt, bei der ostdeutschen DEFA gab es nur parteitreue und dröge Filme, der irrt gewaltig. Einige der Komödien sind heute noch sehenswert. Wir stellen Euch einige vor.

Es gibt bei der ostdeutschen DEFA nicht nur Filme, in denen rote Fahnen geschwenkt werden, Revolutionen siegreich sind oder Parteibeschlüsse ihre Umsetzung finden. In der ehemaligen DDR wurde auch gelacht. Zwar war die DEFA nicht gerade für ihre Komödien berühmt, aber es gab doch einige und manche von ihnen sind heute sogar noch sehenswert. Trotz Ideologie und der gehäuften Anzahl von Wörtern wie etwa “Genosse” lohnt sich ein Blick. Wir haben für Euch in den Archiven gewühlt und einige der witzigsten DEFA-Komödien zusammengestellt.

Nach oben buckeln und nach unten treten – Der Untertan (1951)
Das Motto, dem der obrigkeitsgläubige Heinrich Heßlich (Werner Peters) in Der Untertan von Wolfgang Staudte frönt, ist heute noch aktuell. In der scharfzüngigen und schwarzen Satire wird der Militarismus des Wilhelminischen Reiches gekonnt auf die Schippe genommen; ein deutscher Mitläufer gezeigt, der das System mit seiner ganzen widerlichen Spießerei unterstützt … und dies so gekonnt, dass Westdeutschland den Film bis 1957 von den Leinwänden verbannte.

Rotes Roadmovie durch Zonen-Deutschland – Karbid und Sauerampfer (1963)
Der Vegetarier und Nichtraucher Kalle macht sich 1946 von Dresden nach Wittenberge auf, um sieben Fässer Karbid abzuholen, damit in Dresden eine Tabakfabrik wieder aufgebaut werden kann. Wie er diese sieben Fässer ohne Fahrzeug durch die amerikanische und sowjetische Besatzungszone transportiert, ist eine der sehenswertesten Komödien über die deutsche Nachkriegszeit. Als eine Art Schwejk trotzt Erwin Geschonneck rechts und links der Elbe den Gefahren der Zeit.

Der Mann, der nach der Oma kam sorgte 1971 für volle Kinos
Bei den Piesolds gibt es ein ziemlich großes Problem: Die Oma hat einen Mann kennengelernt und wird sich in der Zukunft nicht mehr um den Haushalt der Künstlerfamilie kümmern. Als sie das Haus verlässt, wächst das Chaos. Auf eine Anzeige meldet sich Graffunda (Winfried Glatzeder), ein junger, studierter Mann, der den Haushalt auf Vordermann bringt. Auch sonst bringt er einiges im Rollenverhalten der Familienmitglieder und bei den Nachbarn durcheinander. Die Zuschauer waren begeistert über den männlichen Hausangestellten, der Babys füttern, Damen umgarnen und Abwaschen konnte.

Kaderpolitik mal ganz anders in Nelken in Aspik (1976)
Werbezeichner Wolfgang Schmidt (Armin Mueller-Stahl) hat eine Zahnlücke und weil er nicht will, dass alle sie sehen, hält er einfach den Mund. Seine nickende Zustimmung oder achselzuckende Analyse kommt ziemlich gut an, bei seinen Vorgesetzten steigt die Achtung. In kürzester Zeit wird er vom einfachen Angestellten zum Direktor ernannt. Die Komödie von Günter Reisch bietet einen bissigen Kommentar auf die Funktionsweise des sozialistischen Funktionärs und absurdes Kaderwesens.

Ein irrer Duft von frischem Heu liegt 1977 in der Luft
Hier streiten sich Kirche und Partei um einen jungen Parteisekretär (Peter Reusse). Bei den Leuten in seinem kleinen mecklenburgischen Dorf gilt er als Wundertäter und Hellseher. Dabei schaut er nur genau hin, beherzigt alte Bauernregeln und ist auch sonst nicht auf den Kopf gefallen. Die Komödie bietet viel Situationskomik, zeigt Irreales und am Ende gibt es sogar eine Überraschung.

Sozialistische Misswirtschaft verhilft zum Dach überm Kopf (1980)
Karoline Gluth (Renate Geißler) ist Mitte 30 und verlässt ihre elterliche Gaststätte, um in Berlin ihr Glück zu versuchen. Von ihrem Ersparten hat sie sich ein kleines Häuschen gekauft, welches sich beim näheren Hinsehen als Bruchbude erweist. Auf der Suche nach Bauarbeitern trifft sie auf einen Vorzeigebrigadier, der so gar nicht an Feierabend-Arbeit interessiert ist. Hier werden die Stärken und Schwächen des realen Sozialismus gekonnt auf die Schippe genommen und wer selbst in einer Bauphase steckt, wird manches wiedererkennen.

Der Bruch öffnet bereits 1988 deutsche Mauern
Der Möchtegern-Bandenchef Götz George, der Gelegenheitsgauner Otto Sander und der Profiknacker Rolf Hoppe sind im Nachkriegs-Berlin des Jahres 1946 auf der Suche nach Geld. Sie haben es auf den Safe der Reichsbahn abgesehen. Gesagt, getan: Der Coup gelingt. Aber wie immer sind es die Frauen, die die ganze Sache aus Eifersucht verraten. Die Gaunerkomödie von Frank Beyer ist mit vielen witzigen Dialogen inszeniert, die Schauspieler besonders sehenswert.

Auch Filme wie Geliebte weiße Maus, Seine Hoheit, Genosse Prinz, Einfach Blumen aufs Dach oder Der Baulöwe gehören zu den seltenen Komödien der DEFA. Leider gibt es bei youtube so gut wie kein bewegtes Material zu DEFA-Filmen. Wir haben für Euch einige Szenen aus Der Untertan gefunden. Schaut selbst!

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