In den ersten Minuten von Fallout Staffel 2 bringt Amazon bereits alles zurück, was Fans von der Sci-Fi-Serie erwarten. Explodierende Köpfe, bitterböser Humor, opulente Outfits, verrückte Figuren und eine einzigartige Welt garantieren erstklassige Unterhaltung. Macher wie Fans verlieben sich so sehr in die Welt der Videospieladaption, dass ein Makel zuerst gar nicht groß ins Gewicht fällt: Die Story der Serie tritt für lange Zeit auf der Stelle. Den Serienhit kehrt morgen im Stream zurück.
Sci-Fi-Rückkehr bei Amazon: So geht's in Fallout Staffel 2 weiter
Fallout Staffel 2 dreht sich erneut vor allem um drei Figuren: Die Ex-Bunkerbewohnerin Lucy (Ella Purnell), den Hollywoodstar Cooper Howard (Walton Goggins), der nach der Apokalypse zu einem verwesenden Kopfgeldjäger geworden ist, und den unbeholfenen Maximus (Aaron Moten), der in seiner Stählernen Bruderschaft bis nach oben aufsteigen möchte.
Schaut hier den Trailer zu Fallout Staffel 2:
Das Ende von Fallout Staffel 1 folgte auf eine der größten Enthüllungen der Serie: Lucys Vater Hank (Kyle MacLachlan), den sie aus der Hand vermeintlicher Banditen befreien wollte, ist ein Bösewicht. Er hat zehntausende Menschenleben auf dem Gewissen. Im Finale floh er und seine Tochter nahm die Verfolgung auf.
In Staffel 2 reisen Lucy und der Kopfgeldjäger in die Metropole New Vegas, um Hank zu finden, während Maximus ein Bürgerkrieg in den eigenen Reihen droht. Außerdem zeigen die neuen Folgen, was in den Vaults passiert: Lucys Bruder Norm (Moises Arias) ist eingeschlossen und muss entkommen. In Vault 32 entwickelt sich eine Selbsthilfegruppe (!) zur Bedrohung.
Fallout lebt erneut von seiner berauschenden Welt
Alle Stärken von Staffel 1 sind auch in den neuen Folgen im Übermaß vorhanden. Auffällig ist einmal wieder die bis ins Detail komponierte Welt, die mit gigantischen Rüstungen, Flugschiffen, zerschlissenen Biker-Outfits, staubigen Wüstenverstecken, düsteren Vault-Laboren und römischen Feldlagern (!) komplett fesselt. Die Serie wurde auf 35mm-Film gedreht und profitiert von ihren grobkörnigen, fast leuchtenden Bildern.
Besonders begeistern aber erneut die Stars, allen voran Walton Goggins, Ella Purnell und Aaron Moten. Goggins liefert als sarkastischer Kopfgeldjäger und verzweifelter Hollywoodstar die vielleicht beste Doppelrolle des Jahres ab. Auch wenn die Figuren unterhaltsamerweise immer noch viel Karikatur in sich tragen, gewinnen sie in Staffel 2 an Komplexität. Der Kopfgeldjäger-Ghul lässt Mitgefühl zu, die unschuldige Lucy ergötzt sich am Blut- und Drogenrausch, Maximus changiert zwischen Momenten der Größe und der Demütigung.
Brillant feiern auch die Neuzugänge ihren Einstieg: Justin Theroux ist als eiskalt-süffisanter Mega-Unternehmer Robert House der reinste Genuss, Macaulay Culkin unterhält als bizarr engstirniger Legionär in römischer Rüstung und Kumail Nanjiani hat als Maximus' draufgängerischer Waffenbruder einen kurzen, aber tollen Auftritt.
Die Fallout-Welt begeistert, aber der Plot bewegt sich kaum vom Fleck
Bei so viel visuellem und akustischem Input kann man die dramaturgische Stagnation der Serie fast übersehen. Zwischen Folge 1 und Folge 6 passiert zwar eine ganze Menge – aber der große, alles verbindende Plot bewegt sich kaum vorwärts. In Sachen Zielsetzung und persönlicher Entwicklung gibt es bei vielen Figuren nur geringen Fortschritt.
Über lange Zeit etwa hetzen Lucy und der Ghul Hank hinterher, während der über mehrere Folgen hinweg mit Experimenten beschäftigt ist. Diverse Folgen werden außerdem dafür verwendet, die wachsenden Mitgliederzahlen von Regs (Rodrigo Luzzi) Selbsthilfegruppe zu dokumentieren, während Norm herumüberlegt, wie er seinem Vault-Gefängnis entkommen kann. Fallout ist keine Serie mit zahllosen Wendungen, das macht Staffel 2 deutlich.
Auch interessant:
Das stört nicht besonders, wenn wir dem extrem unterhaltsamen Geplänkel zwischen dem Ghul und Lucy folgen können. Aber bei anderen Figuren entwickelt sich die Stagnation deutlich mehr zu einer Geduldprobe: Die Fast-Ehe zwischen dem handzahmen Chet (Dave Register) und der eiskalten Stephanie (Annabel O'Hagan) hätte beispielweise viel Potenzial für Spannung und Konflikt, mäandert aber immer nur in einer Atmosphäre sanfter Bedrohung von mehrdeutigen Sprüchen und Gesten umher.
Selbst ohne Story-Fortschritt langweilt Fallout Staffel 2 nie
Die Showrunner:innen Geneva Robertson-Dworet und Graham Wagner haben sich also offenbar dafür entschieden, die Staffel 2-Story in gemächlichem Tempo zu erzählen. Dabei wirken manche Szenen zwar dramaturgisch redundant, bleiben dank berauschender Optik, skurrilen Figuren und perfekt zugeschnittenen Dialogen aber dennoch unterhaltsam.
Stephs eiskalte Natur etwa scheint bisweilen zwar überdeutlich – aber wenn sie vor den Augen ihres verunsicherten Freundes ein Klappmesser herausholt, um eine Orange zu schälen, beweisen die Macher:innen einen fast schon poetisch lustvollen Umgang mit ihren Figuren und ihren oft überzeichneten Gemütern.
Am Ende ist Fallout Staffel 2 ein Sci-Fi-Feuerwerk, das mit so viel Opulenz, Action, Detailreichtum und Talent fesselt, dass man als Zuschauer gerne ein wenig auf der Stelle tritt – so lässt sich der entfesselte apokalyptische Rausch noch länger auskosten.
Die erste Folge Fallout läuft ab dem 17. Dezember 2025, um 3.00 Uhr, auf Amazon Prime Video. Staffel 2 wird in wöchentlichem Rhythmus veröffentlicht.
